Dass man beim "Wiedergutmachungs-Grand Prix" den Weltmeister Fernando Alonso, den Siebenfachweltmeister Michael Schumacher und den Lokalmatador Scott Speed zur FIA-Pressekonferenz geladen hat, beweist den guten Willen. Dazu lud man mit Juan Pablo Montoya jenen Mann ein, der womöglich bald schon in den US-Motorsport zurückkehren wird sowie den "sensationellen" Dritten des Vorjahrs, Tiago Monteiro ein.

Monteiro stand seit dem Vorjahrs-GP natürlich nicht mehr auf dem Podium - es sei "großartig" gewesen, auf dem Podest zu stehen, man habe "die Chance genützt" und einen "Vorteil daraus gezogen", sagt Monteiro. Er darf auf seine Zuverlässigkeitsrate stolz sein - 26 Zielankünfte bei 28 Rennen. "Yeah, das ist gut", sagt Monteiro. Natürlich wolle man dennoch "mehr Pace", gibt er zu. Mit seinem Teamkollegen Christijan Albers würde es wegen des Vorfalls in Montreal kein Problem geben: "Ich habe mich bei ihm entschuldigt. Ich habe einen Fehler gemacht." Außerdem habe Albers sich viel mehr über die Niederlage Hollands gegen Portugal in der Fußball-WM geärgert, fügt Monteiro lachend hinzu. Ob die F1-Teams mehr auf die Top-Piloten der US-Serien achten sollten? Monteiro: "Das sollten sie auf jeden Fall tun. Es gibt in der Champ Car- und der IRL-Serie sehr gute Piloten. Aber es gibt natürlich auch in Europa sehr viele Talente."

Local Heroe Scott Speed gibt zu: "Wenn du in die Formel 1 kommst, fragst du dich zunächst: 'Gehöre ich hierher? Bin ich gut genug, um bleiben zu können?'" Doch nun habe er das nötige Selbstvertrauen erlangt, sagt Speed. Der V10-Cosworth würde "auf Strecken wie Montreal oder hier in Indianapolis Schmerzen bereiten, weil wir nicht viel Leistung haben, aber überraschenderweise waren wir in Kanada dennoch konkurrenzfähig. Ich bin auch im Hinblick auf das kommende Wochenende optimistisch."

Scott Speed findet den Motorsport Europa besser., Foto: Sutton
Scott Speed findet den Motorsport Europa besser., Foto: Sutton

Die Formel 1 sei "schwieriger" als er erwartet habe, weil "die Rennen so lang sind und man mit neuen Dingen wie den Spritladungen umgehen muss", verrät Scott Speed. Der US-Boy schwärmt: "Ich bin hier von den Medien bei meiner Rückkehr in die Staaten sehr warmherzig begrüßt worden." Was er benötigen würde, um in der Formel 1 ein Sieger zu werden, fragt man Speed. Er antwortet: "Im Vergleich zu den amerikanischen Formen des Motorsports ist die Formel 1 viel eher ein Teamsport. Man muss bedenken, dass diese Teams ihre eigenen Autos bauen, ihre eigenen elektronischen Systeme konzipieren. Aber ich denke, dass Red Bull und Toro Rosso auf dem richtigen Weg sind. Wenn es gut laufen sollte, könnte im kommenden Jahr ein Podestplatz möglich sein." Speed bricht eine Lanze für Europa: "Meiner Meinung nach sind die europäischen Rennserien viel konkurrenzfähiger - wenn man also in die Formel 1 möchte und man möchte dabei keinen dummen Eindruck machen, muss man nach Europa gehen und gegen die Europäer antreten."

Michael Schumacher erfreut sich daran, dass er in Amerika zum Teil unerkannt umherlaufen kann und erklärt: "Wir entwickeln ständig weiter. Mehr können wir nicht tun. Wir kämpfen weiter und sehen was passiert." Dass er in Indy fünf der sechs Rennen gewonnen habe, würde "gar nichts bedeuten, ich habe auch in Kanada eine gute Bilanz", sagt Schumacher. Ob zweite Plätze ihn frustrieren oder extra-motivieren würden, fragt man Schumacher. Er antwortet: "Keines von beiden, ehrlich. Das gehört einfach dazu. Es ist nur natürlich, dass man nicht jedes Rennen gewinnen kann, auch wenn man sich das wünscht." Ob er seine Lernkurve noch steigern könne? "Man lernt niemals aus, absolut nicht. Es gibt einen Punkt, an dem man nicht mehr schneller wird - aber an den gelangt man schon sehr früh. Danach erlangt man nur noch mehr Erfahrung, und das wird bei mir niemals aufhören, weil sich die Formel 1 ständig weiterentwickelt."

Michael Schumacher lernt nie aus., Foto: Sutton
Michael Schumacher lernt nie aus., Foto: Sutton

Fernando Alonso erzählt, dass die "Fans nach dem, was im Vorjahr passiert ist nun wirklich enthusiastisch sind, jeder erwartet für den Sonntag einen gute Show". Ob er auf den Straßen erkannt werde? "Nein, nur von den spanischen Fans." Es würden ein paar davon hier sein, sagt der Interviewer - Alonso antwortet: "Zu viele." Gelächter bricht aus. Ob Michelin eventuell aus Sicherheitsgründen zu konservative Reifen einsetzen könnte, wird Alonso gefragt. Er sagt: "Nein, das Problem aus dem Vorjahr wird sich hundertprozentig nicht wiederholen und Michelin kann es sich nicht leisten, zu konservative Reifen hierher zu bringen, das würden die Teams nicht erlauben." Für Renault jedoch stehe ein hartes Rennwochenende bevor: "Wir waren hier nie wirklich konkurrenzfähig, es wird definitiv das schwierigste Rennen für uns. Obwohl der aktuelle R26 bislang überall konkurrenzfähig war - vielleicht passt es ja trotzdem auch hier für uns?"

Juan Pablo Montoya wird mit seiner erfolgreichen Champ Car-Vergangenheit in den Staaten öfter erkannt. Über seine Zukunftspläne möchte Montoya nicht allzu viel verraten, denn er wisse bislang nicht, was er im kommenden Jahr tun werde. Und: "Wenn ich meine Entscheidung treffen werde, dann werdet ihr es sicher erfahren. Ihr wisst, ich spreche über solche Dinge nicht in den Medien, ich spreche direkt mit den Teams." McLaren-Mercedes werde in Indianapolis "sehr konkurrenzfähig" sein, ist Montoya überzeugt.