Die Flügeldebatte um die beiden Ferrari will einfach nicht abreißen. Beschränkte sich in Bahrain die Flügeldiskussion noch auf den Heckflügel, wurde sie in Sepang auf den Frontflügel ausgeweitet. Laut FIA-Auskunft sind beide Flügel der Scuderia legal, doch Videoaufnahmen des TV Senders Premiere entlarvten einen angeblich flexiblen Frontflügel am Boliden von Michael Schumacher. Entsprechend konzentriert sich im Moment alles auf den Frontflügel, von einem flexiblen Heckflügel war in Sepang keine Rede mehr.

Legal, illegal oder eine der berüchtigten Grauzonen?, Foto: Sutton
Legal, illegal oder eine der berüchtigten Grauzonen?, Foto: Sutton

Doch was die TV-Aufnahmen da ans Licht brachten, wird wohl eine genaue Untersuchung nach sich ziehen müssen. Aus den TV-Bilder ging hervor, dass sich das obere Element, welches eigentlich fix mit der Nase verbunden sein sollte, bei höheren Geschwindigkeiten von dieser trennte. Es entstand ein Spalt zwischen dem oberen Element und der Nase. Damit das Element nicht herumwackeln konnte, wurde es durch einen Stift geführt.

In den Bremszonen und den Kurven schloss sich dieser Spalt wieder. Da flexible Flügel in der Formel 1 verboten sind, hagelte es gleich Kritik der gegnerischen Teams. Die angedrohten Proteste von acht Teams sollten gemäß Artikel 3.15 des Technischen Reglements eingelegt werden. Nick Fry von Honda ärgerte sich über die FIA: "Es wäre bedauernswert, wenn die Interpretation von Ferrari als richtig erachtet werden würde, denn dann müssten alle anderen Teams ähnliche Lösungen entwickeln." Die Scuderia Ferrari und die FIA beharren jedoch auf der Legalität des italienischen Boliden.

Bevor wir diese aktuelle Situation behandeln, ein kleiner Ausflug in die Geschichte. Bereits 1997 experimentierte Ferrari mit flexiblen Frontflügeln. Damals gab es noch kein exaktes Reglement welches die Biegsamkeit von Flügeln verbot. In Japan artete jedoch die Situation aus. Der Ferrari Frontflügel verbog sich bei hohen Geschwindigkeiten um einige Zentimeter nach unten, was für weniger Luftwiderstand auf den Geraden sorgte. In den Kurven kehrte der Flügel in seine Ausgangslage zurück und produzierte maximalen Abtrieb. Die FIA führte als Konsequenz eine Biegsamkeitskontrolle ein. Dabei wird ein Gewicht von 50 kg auf die Endplatten der Frontflügel gelegt. Der Flügel darf sich seitdem nur in einem kleinen Toleranzbereich nach unten bewegen.

So testet die FIA die Frontflügel., Foto: adrivo Sportpresse
So testet die FIA die Frontflügel., Foto: adrivo Sportpresse

Ferrari scheint jedoch einen Weg gefunden zu haben, diese Abnahme des Frontflügels zu umgehen. Aus den aktuellen Aufnahmen geht nicht hervor ob sich der gesamte Frontflügel nach unten hin verbiegt oder ob nur das obere Element den hohen Geschwindigkeiten nachgibt. Beide Fälle wären gegen den Sinn des Technischen Reglements.

Die Italiener scheinen jedoch eine Grauzone gefunden zu haben, welche mit den aktuellen Prüfmaßnahmen nicht nachvollziehbar ist. Die durch die FIA bestätigte Legalität des Ferrari steht somit nicht in Frage. Ferrari will den Frontflügel bis Australien deshalb nicht ändern, zeigte sich jedoch bereit mit der FIA zu kooperieren und bei Änderungen der Flexibilitätstests entsprechende Maßnahmen vorzunehmen. Nun ist die FIA an der Reihe, sie wird sich darum kümmern müssen das Reglement exakter zu formulieren.