Gestern Sonntag wäre es in Sepang beinahe zu einem offiziellen Protest gegen die Scuderia Ferrari gekommen. Gegenstand der Streitigkeiten ist vor allem jener flexibler Frontflügel am 248 F1, den der Fernsehsender Premiere mit haarscharfen TV-Bildern entlarven konnte. Berichten von Autosport zufolge haben acht der elf Formel 1-Teams die Oberste Sportbehörde FIA vor dem Rennstart in Sepang unter Druck gesetzt respektive in einem gemeinsam verfassten Schreiben einen Protest angedroht.

In dem von den britischen Kollegen veröffentlichten Schreiben erklärten Honda, BMW Sauber, Midland, Renault, Toyota, Super Aguri, Williams-Cosworth und McLaren-Mercedes, man werde "gegen das Fahrzeug mit der Startnummer 5, gefahren von Michael Schumacher Protest einlegen, sollten nicht vor dem Rennen entsprechende Maßnahmen gesetzt werden". Der angedrohte Protest würde "gemäß Artikel 3.15 des Technischen Reglements der FIA-Formel 1-Weltmeisterschaft 2006" eingelegt werden, fügten die Teams hinzu. Dieser Passus verbietet eindeutig flexible Flügelelemente.

Dem Bericht zufolge habe der Technische Delegierte der FIA, Charlie Whiting, nach Erhalt des Schreibens den Kontakt zu den betreffenden Teams aufgenommen, um die Lage zu entschärfen. Dabei habe Whiting den Teams auch versprochen, dass die FIA vor dem nächsten Rennen, dem Grand Prix von Australien in zwei Wochen, die Angelegenheit klären würde. Diese Ankündigung einer Klarstellung habe den Teams genügt, um vorerst auf den Protest zu verzichten.

Honda-Boss Nick Fry erklärte im Anschluss an das Rennen, warum diese Klarstellung dringend nötig sei: "Es wäre bedauernswert, wenn die Interpretation von Ferrari als richtig erachtet werden würde, denn dann müssten alle anderen Teams ähnliche Lösungen entwickeln."

Die Fernsehbilder haben Hinweise darauf gegeben, dass sich der Frontflügel des Ferrari nicht nur bei Highspeed in eine aerodynamisch günstigere, weniger Luftwiderstand bietende Position begibt, sondern er sich auch seitlich von der Nase weg bewegt.

Bei Ferrari hat man sich offenbar darauf geeinigt, nicht auf die Protestdrohungen der acht Konkurrenzteams zu reagieren. Zunächst hieß es, dass Technikdirektor Ross Brawn erklärt haben soll, man werde in Melbourne einen neuen Frontflügel zum Einsatz bringen. Ein Ferrari-Sprecher erklärte nun gegenüber Autosport: "Ross hat das niemals gesagt - und wir haben keinen Grund dafür, das zu tun. Wir haben einfach nur erklärt, dass wir jeglichen Forderungen der FIA nachkommen werden. Wenn die FIA entscheiden sollte, die Flexibilitäts-Tests zu ändern, werden wir entsprechend reagieren."