"Die Formel 1-Welt wird schockiert sein, das kann ich euch schon einmal sagen", prophezeit US-Pilot Scott Speed in einem großen Telefon-Interview des Indianapolis Motor Speedway-Pressebüros, welches er anlässlich seiner bevorstehenden Formel 1-Premiere den US-Motorsportjournalisten gab. Speed meint damit jedoch nicht sein Debüt in der Königsklasse, sondern die Lackierung seines Arbeitsgeräts, des STR-01, welche die Scuderia Toro Rosso in der kommenden Woche vorstellen wird..

Natürlich ist sich Scott Speed darüber im Klaren, dass man sich nicht nur in den Vereinigten Staaten einiges von ihm erhofft - viele sehen in seiner Teilnahme eine Chance, das Image der Formel 1 in den USA gehörig aufzupolieren - was nach der peinlichen Vorstellung im Vorjahr auch von Nöten wäre. Die Formel 1 hat in den Staaten noch nie auch nur annähernd jenen Stellenwert eingenommen, den sie in Europa pflegt. Speed: "Da gibt es sicher die Verantwortung, dass man versuchen muss, das Bewusstsein für die Formel 1 in Amerika zu steigern. Und ich hoffe wirklich, dass uns das gelingt."

Scott Speed, der Mann mit dem für seinen Beruf unglaublich vorteilhaften Nachnamen, gerät beim Beantworten der Fragen in eine Art Minikonflikt. Zum einen gilt es zu betonen, dass, von den Erwartungen her, die Scuderia Toro Rosso nichts mehr mit dem Voreigner Minardi zu tun hat und man daher also durchaus mehr als die bislang üblichen Stammplätze in der letzten Startreihe erwarten könne. Zum anderen ist da der gedrosselte V10-Motor, den Speed als "großen Nachteil" bezeichnet - ein heikles Thema, bei dem die Konkurrenz leicht hellhörig werden könnte. Speed räumt ein, dass man "am Beginn der Saison noch einen winzigen Vorteil in punkto Standfestigkeit" haben könnte. Speed weiß jedoch genau, was passieren würde, wenn die STR-01 in Bahrain weit vor den MF1-Boliden stehen würden...

Scott Speed ist ein Amerikaner, der in den letzten Jahren nicht mehr als drei Wochen pro Jahr in seiner Heimat, bei seiner Familie, verbrachte. Scott Speed ist eigentlich ein Weltreisender. Daher gibt es auch wenige Verbindungen zu den Protagonisten des US-Motorsports. "Ich habe bislang keinen der Andrettis getroffen, wenn ich ehrlich bin." Er habe jedoch schon einmal für Eddie Cheever einen IRL-Test bestritten, dieser habe ihm ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben. Welche Tipps das gewesen seien? "Oh, er sagte nur: 'Just push hard!'", antwortet Speed.

"Als ich erstmals hier in Europa war - daran kann ich mich gut erinnern - ärgerte ich mich grün und blau, weil am Sonntag keine Geschäfte offen haben", schildert Speed den US-Reportern seinen ersten Kontakt mit dem europäischen Lebensstil. Mittlerweile habe er sich an diesen angepasst, sagt er.

Natürlich wird auch der US-Grand Prix thematisiert. Er freue sich selbstverständlich sehr auf diesen Event, sagt Speed. Später erst erwähnt ein Kollege dezidiert jenes "Rennen", mit dem die Formel 1 mindestens 50 Prozent jener ohnehin nicht gerade riesigen Reputation bei den US-Fans verspielt hat. Der Kollege entschuldigt sich nahezu, diese Frage stellen zu müssen - ob die enttäuschten US-Fans wieder zur Formel 1 kommen werden, fragt man Scott Speed. Er sagt: "Ich hoffe natürlich, dass die Fans wieder zurückkommen. Was da passiert ist im letzten Jahr, war sehr unglücklich. Aber ich denke, dass sie letztlich zurückkommen werden. Ich weiß es nicht."