Beim Großen Preis von Bahrain startet die Formel 1 in eine neue Ära: In dieser Saison dürfen nur noch Achtzylindermotoren eingesetzt werden, die mit maximal 2400 Kubikzentimeter Hubraum etwa 200 PS weniger leisten als die bisher verwendeten Zehnzylindertriebwerke. Das Ziel ist klar: Ein Plus an Sicherheit durch weniger Leistung.

Durch die neuen Regeln rücken die Motoren in der Formel 1 noch stärker in den Blickpunkt. "Ein V8 verbringt in jeder Runde wesentlich mehr Zeit im Volllastbereich als ein V10", erklärt Alex Hitzinger, Leiter des Formel-1 Projekts von Williams-Motorenpartner Cosworth. "Dadurch wird die Motorleistung noch wichtiger für die Gesamtperformance der Autos."

Alles über die neuen V8-Motoren., Foto: Allianz
Alles über die neuen V8-Motoren., Foto: Allianz

Der Leistungsverlust bereitet den Technikern kein Kopfzerbrechen. Von den rund 200 PS, die sie durch die Hubraumreduzierung abgeben mussten, werden sie sich, wie schon in der Vergangenheit, pro Saison schätzungsweise 20 bis 30 PS zurückholen. Schwieriger war es da schon, die vielen Parameter unter einen Hut zu bringen, die für die neuen Motoren vorgegeben waren.

So hat das Mindestgewicht von 95 Kilogramm in Kombination mit der ebenfalls festgeschriebenen minimalen Schwerpunkthöhe dazu geführt, dass der V8 viel schwerer ist, als er eigentlich sein müsste. Die Ingenieure machten das Beste daraus und konstruierten den Motor wesentlich steifer, was sich vorteilhaft auf das Handling des Autos auswirkt. Weil sie nicht auf jedes Gramm achten mussten, konnten sie außerdem statische Komponenten wie Zylinderblock und Zylinderkopf um Einiges robuster anlegen. Das erhöht die Lebensdauer der Motoren.

An der grundsätzlichen Aufgabenstellung, das Reglement so weit wie möglicht auszureizen und seinem Team dadurch schon vor dem Saisonstart eine erste Pole Position zu sichern, haben die neuen Regeln nichts geändert. "Wir haben uns eine maximale Drehzahl von 20.000 zum Ziel gesetzt", sagt Alex Hitzinger, "und das haben wir erreicht."

Der neue Motor für den Williams FW28 absolvierte am 12. Oktober 2005 seine ersten Kilometer auf dem Prüfstand, nur fünf Wochen später ging es zu ersten Testfahrten auf die Rennstrecke. Trotz aller Detailverliebtheit galt es den Blick für das Ganze zu wahren, also beispielsweise den Aerodynamikern ein kompaktes mechanisches Paket abzuliefern, das ihnen für ihre Arbeit die größtmöglichen Freiheiten ließ.

Weil ein V8 wesentlich kürzer ist als ein V10 und naturgemäß auch weniger Kühlung braucht, konnte das neue Auto im hinteren Bereich sichtbar abgespeckt werden. Das bringt aerodynamische Vorteile.

So sieht der Renault RS26 aus., Foto: RenaultF1
So sieht der Renault RS26 aus., Foto: RenaultF1

In der Formel 1 wurde der Hubraum der Motoren zuletzt 1995 aus Gründen der Sicherheit von 3,5 auf drei Liter reduziert. Um die unverminderte Leistungsexplosion zu bremsen, beschloss die FIA danach noch weitere Einschränkungen: So musste ein Motor in der Saison 2004 ein ganzes Grand-Prix-Wochenende halten, seit der Saison 2005 ist gar nur noch ein Motor für zwei Rennwochenenden erlaubt.

Keine Regel ohne Ausnahme: Kleinere Teams dürfen mit Erlaubnis der FIA weiterhin Zehnzylindermotoren einsetzen - allerdings muss deren Drehzahl auf maximal 16.700 U/min begrenzt sein. Das neue Motorenkonzept wirkt sich auch auf die Rennstrategie der Teams aus, schließlich verbraucht ein V8 bei voller Leistung etwa 15 Prozent weniger Sprit als ein V10.

Das verlängert entweder die Distanzen, die zwischen den Tankstopps zurückgelegt werden können, oder verkürzt die Boxenstopps, weil nicht mehr so viel Treibstoff nachgetankt werden muss. Die Strategen zerbrechen sich schon jetzt die Köpfe. "In Sachen Taktik", so Alex Hitzinger, "wird sich sicherlich einiges tun."