Wer Nico Hülkenberg am Samstagmorgen im Sprint von China verfolgte, der bekam keine große Unterhaltung. Nach nur wenigen Runden begann der Haas zu schwächeln, ehe er schließlich komplett einbrach. Wie ein Stein stürzte Hülkenberg durch das Feld. Auf den letzten Platz im Sprint folgte jedoch Stunden später im Qualifying zum sonntäglichen Grand Prix mit einem neunten Startplatz die Rehabilitation.

Inzwischen kann Hülkenberg auch erklären, was schiefgelaufen ist. Schließlich hatte das Wochenende nicht gut begonnen, schon am Freitag blieb er in seinen Augen hinter dem Potenzial zurück. Der Sprint war bloß der Tiefpunkt. Es lag am Setup: "Wir haben was nach FP1 geändert und das ist komplett nach hinten losgegangen. Es war gestern nicht gut, und heute war es im Rennen noch schlimmer."

Hülkenberg mit Setup-Rätsel: Völlig falsch abgebogen

"Die ganze Balance wurde praktisch auf den Kopf gestellt", so Hülkenberg. Zum Glück für ihn gelten 2024 in der Formel 1 neue Regeln an Sprint-Wochenenden. In der Vergangenheit war das Auto von Freitag an schon unter Parc-ferme-Bedingungen, damit waren Setup-Änderungen verboten. 2024 wurde das aufgeweicht. Nach dem Sprint öffnet sich das Parc ferme teilweise, und bis zum Qualifying am Samstagnachmittag darf man das Setup noch einmal anpassen.

Neue F1 Sprint-Regeln erklärt: Wie funktioniert das Format? (16:00 Min.)

"Nach diesem Morgen ist mein Selbstvertrauen ein bisschen weg, aber mit dem Setup habe ich schon einen Teil davon wiedergefunden", meint Hülkenberg nach dem Qualifying. Ganz klar ist ihm noch nicht, wie er so dermaßen falsch abbiegen konnte. Noch übler machte es ein Start in den Sprint auf gebrauchten Reifen: "Das hat es richtig schlimm aussehen lassen."

Im Sprint fraß Hülkenbergs VF-24 wie wild durch die Reifen: "Ich bin froh, dass die Regeln geändert wurden und wir das korrigieren können." Anlass zum Optimismus gibt, dass Teamkollege Kevin Magnussen deutlich besser aussah. Keine Setup-Probleme bei ihm, und im Sprint wurde er sogar Zehnter.

Jetzt Magnussen der Haas mit dem schwarzen Peter

Während auf der Hülkenberg-Seite Platz neun und die Wende gefeiert wurde, gab es aufseiten von Magnussen nach dem Qualifying Frust. Er kam am Samstagnachmittag nicht mehr auf Touren, und schließlich nicht einmal aus Q1 raus. Auf Platz 17 blieb er hängen.

Magnussen macht unglückliche Umstände dafür verantwortlich. Auf dem ersten Reifensatz wollte Haas ohne Reifenwechsel durch die Box fahren, einfach um die Reifen für einen zweiten Versuch abkühlen zu lassen. Dabei hatte Magnussen Pech und wurde auf die FIA-Waage gerufen. "Wir hätten nicht das nicht machen sollen", ärgert er sich über die Strategie. Die Reifen hätten rückblickend keine zweite Cooldown-Runde benötigt.

Kevin Magnussen (Haas) vor Valtteri Bottas (Sauber) und George Russell (Mercedes)
Im Sprint schlug sich Magnussen in China besser, Foto: LAT Images

Wegen dem Waagen-Besuch musste Magnussen den zweiten Versuch auf dem ersten Reifensatz sein lassen. Frustrierend: "Nach dem Sprint brauchst du ein paar Runden, um wieder in den Quali-Rhythmus zu kommen, da eine von drei Runden zu verlieren ist teuer." Auf seiner letzten Runde drehte sich dann direkt vor im Logan Sargeant, und dann ließ er sich auch noch in der Haarnadel von einem weit entfernten Yuki Tsunoda aus dem Tritt bringen und baute einen Fehler ein. Das zusammen erklärt locker die 59 Tausendstel, die ihm auf den Q2-Einzug fehlten.

China-GP wird für Haas kein Spaziergang

Insgesamt ist Haas so nach zumindest bezüglich der Performance des Autos in China auch für das Rennen positiv eingestellt. Die Updates, welche seit Japan sukzessive über mehrere Wochenenden verteilt an beide Autos gebaut werden, scheinen zu funktionieren. "Wir müssen aber abwarten mit dem Auswerten, weil wir an den Sprint-Wochenenden nicht wirklich was testen, und auch das nächste Wochenende ist ein Sprint-Wochenende", mahnt Magnussen.

Sein zehnter Sprint-Platz nährt dafür Hülkenbergs Hoffnung, sich im Rennen am unteren Ende der Punkte halten zu können: "Wir sind so zuversichtlich, wie wir sein können, aber es wird ein Kampf morgen, definitiv kein Spaziergang."