Der durchwachsene Saisonstart von Mercedes hinterlässt auch Spuren bei Lewis Hamilton. Die ersten vier Rennen waren eine schwierige Angelegenheit für den siebenfachen Weltmeister, dessen Abschiedstournee vor dem Wechsel zu Ferrari nicht anlaufen will. Das beobachtet auch Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. Er ortet eine Verbindung mit dem Wechsel.

"Wir dürfen nicht vergessen, er hat sich ja bereits schon vom Team verabschiedet", hält Danner im 'AvD Motorsport-Magazin' fest. "Und dieser letzte Wille fehlt. Dieser Wille, den man braucht, um irgendwie noch weiterzukommen, um zu zeigen, dass es trotzdem noch geht in einer Situation, in der es ganz offensichtlich ja überhaupt nicht geht, zumindest was die Ansprüche des Teams angeht. Da fällt es natürlich schon schwerer, sich so ins Zeug zu legen."

Danner: Hamilton ist unter Druck von George Russell

In allen drei Zielankünften landete Hamilton 2024 bislang hinter George Russell, in der WM steht es nach Punkten entsprechend 24 zu 10 für die Jugend. Auch im Qualifying schwächelt Pole-Rekordhalter Hamilton. Nur in Japan war er mit seinem Setup glücklich, gegen Russell liegt er mit im Schnitt 0,047 Sekunden Rückstand 1 zu 3 hinten.

Üblicherweise stand Hamilton über den Dingen, wenn es in den letzten Jahren nicht lief, urteilt Danner. Von den bedachten Äußerungen sei 2024 nicht mehr viel übrig: "Es wird eine recht eigenartige Mischung, die er da von sich gibt." Er verweist auf das jüngste Wochenende in Suzuka, als Hamilton das beste Gefühl im Auto seit 2022 feierte - nach einem siebten Platz im Qualifying.

"Auto ist toll und fährt sich gut, weiß nicht was ist, wir sollten eigentlich, sind aber nicht - doch sehr kryptisch, was da von ihm kommt", wundert sich Danner. "Ich muss ganz ehrlich sagen: Das zeigt mir, dass er schon unter Druck von George Russell ist."

Generell, so Danners Analyse, tue sich Hamilton schwer, mit der Mercedes-Schwächephase umzugehen. Er sei einer dieser Sportler, die das Gefühl brauchen, dass sie die Größten sind. Ohne Erfolg ist das schwer zu vermitteln: "Dann bist du in einer Abwärtsspirale." Und jetzt, wo er für 2025 bereits ein Ferrari-Cockpit sicher hat und die Scuderia aktuell als zweite Kraft hinter Red Bull auch noch deutlich besser abliefert als Mercedes, verschärft sich dieser Effekt sogar noch.

Träumt Hamilton schon von Ferrari?

"Ich bin mir sicher, an einem stillen Nachmittag wird Lewis denken, mit dem Ferrari wäre ich jetzt auf die Pole gefahren", glaubt Danner. "Das sind alles Sachen, die sind nicht gut, weil es dem Team dann fehlt. Dieser letzte Wille. Dieser letzte Biss. Ob das die ein bis drei Zehntel sind, die er hinter Russell hinterherfährt, ist eine andere Frage. Aber generell ist es glaube ich schon so."

Letzter Faktor ist schließlich die Zeit. "Der Zahn der Zeit nagt auch an einem Lewis Hamilton, und wenn es nur dieser Extra-Biss ist, den man für diese zwei Zehntel noch braucht", mahnt Danner.

Anspruch ist eben der achte Titel. Mit jedem verlorenen Jahr bei Mercedes rückt das Ende näher. Folglich ist der Fall klar - Ferrari ist die Zukunft, Mercedes aber schon die Vergangenheit.

Im AvD Motorsport-Magazin nach dem Japan-GP analysiert Experte Christian Danner nicht nur Lewis Hamilton - auch die Lance-Stroll-Frage wird nach einem desolaten Wochenende gestellt, und die moderne Straf-Kultur der Formel 1 analysiert. Die ganze Folge gibt es hier.

Langsam & lustlos! Ist Hamiltons F1-Zeit abgelaufen? (27:29 Min.)