Mercedes legte am Formel-1-Freitag in Abu Dhabi mit der Trainingsbestzeit von George Russell stark los. In der turbulenten Session am Abend geriet das Team jedoch ins Hintertreffen. Vor allem Lewis Hamilton war mit seinem Auftakt ins Wochenende mehr als unzufrieden. Nachdem er sein Auto im FP1 an Young Driver Frederik Vesti übergeben musste, kam er kaum zum Fahren. Der Brite erwartet eine schwere Ausgangslage für den Samstag und schiebt die Hoffnungen von Mercedes auf Russell ab.

"Ich denke, bei George sieht es gut aus, er könnte in einer besseren Situation sein, schließlich ist er das erste Training gefahren", so der siebenfache Weltmeister, der am Freitag selbst nur auf 16 Runden kam. Im zweiten Training sorgten Unfälle von Carlos Sainz und Nico Hülkenberg für lange Unterbrechungen, was für ihn nach dem Aussetzen in der ersten Session besonders schmerzhaft war.

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"Es war kein besonders toller Tag. Ich glaube, ich bin nur vier schnelle Runden gefahren. Das ist für einen Tag nicht sonderlich viel, um Erkenntnisse über das Auto und die Rennstrecke zu sammeln", so Hamilton. Das zweite Training beendete er als Achter, zwar nur zwei Plätze hinter Russell, dafür aber mit einem Rückstand von zwei Zehntelsekunden. "Das FP2 war für mich eine sehr frustrierende Session und ich denke, das ging allen Fahrern so."

Hamilton fehlen sowohl für das Qualifying als auch für das Rennen die Anhaltspunkte. "Wir sind sehr wenig gefahren, vor allem kaum Runden am Stück, was für uns am Freitag am wichtigsten ist", erklärt der 38-Jährige. "Aber ich will nicht nach Entschuldigungen suchen, ich werde morgen einfach versuchen, damit zurechtzukommen."

Russell trotz Bestzeit ahnungslos

Russell absolvierte am Freitag insgesamt 42 Runden auf dem Yas Marina Circuit. Die Bestzeit im ersten Training hatte für ihn jedoch kaum Aussagekraft, nachdem zehn Fahrer durch Young Driver ersetzt wurden, darunter beide Red-Bull-Piloten. "Es waren so viele Rookies auf der Strecke unterwegs, dass wir keine wirkliche Ahnung bekamen, wie unsere Pace in Relation aussieht", sagt der Brite.

Auf die Bestzeit von Charles Leclerc fehlten ihm im zweiten Training drei Zehntelsekunden, doch auch hier traut sich Russell keine Einschätzung des Kräfteverhältnisses zu: "Die Session war zerstückelt und wir konnten nicht einordnen, wo wir im Vergleich zu unseren Konkurrenten stehen oder ein wahres Bild unserer Pace bekommen."

Anders als Hamilton bekam er durch seine Teilnahme am ersten Training zumindest ein Gefühl für die Rennperformance, was ihn optimistisch stimmt. "Es war ein ziemlich positiver Freitag", sagt er. "Die Longrun-Pace sah gut aus, was das Wichtigste ist. Mit Lando und vielleicht auch mit Charles kann es eng werden. Bei Red Bull wissen wir natürlich, dass sie immer noch mehr in der Hinterhand haben."

Hamilton schaut nach seinem Freitag hingegen nicht auf Ferrari oder McLaren. "Es war für uns immer schon schwierig, überhaupt ins Q3 zu kommen. Wir werden morgen [im FP3] daran arbeiten und dann versuchen, ins Q3 zu kommen, aber es wird eng", so der fünfmalige Sieger des Abu Dhabi GP.

Mercedes lobt Junior Frederik Vesti

Volle Zufriedenheit herrschte letztendlich nur bei Mercedes-Talent Frederik Vesti. Der Däne hat am Wochenende beim Finale der Formel 2 noch Außenseiterchancen auf den Titel, durfte parallel dazu in der Königsklasse aber seinen zweiten Freitagseinsatz nach Mexiko bestreiten. Mit Platz zwölf zog er sich im FP1 achtbar aus der Affäre und spulte dabei das ihm aufgetragene Programm anstandslos ab.

"Fred hat im FP1 einen großartigen Job für uns gemacht. Wir konnten einige nützliche Arbeiten an seinem Auto durchführen, die uns bei der Vorbereitung auf das Qualifying und das Rennen hilfreich sein werden. Wir freuen uns darauf, ihn für den Test am Dienstag wieder im Auto zu haben", lobt Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin den Youngster.

"Ich habe mich schon lange darauf gefreut, zumal es auf einer Strecke stattfand, die ich gut kenne", so Vesti über seinen zweiten FP1-Einsatz. "Ich war wirklich zufrieden damit, wie die Session verlief, und ich machte während der gesamten Stunde gute Fortschritte. Ich hatte viel mehr Vertrauen in das Auto als in Mexiko, da ich aus dem FP1 dort gelernt hatte."