An der Spitze der Konstrukteurs-WM ist die Saison bereits entschieden. Seit dem Großen Preis von Japan steht Red Bull zum zweiten Mal in Folge als vorzeitiger Gesamtsieger fest. Am hinteren Ende des Feldes ist der Kampf allerdings noch offen. Williams, Alfa Sauber, Haas und AlphaTauri haben noch Chancen, sich den ersten Platz des hinteren Feldes zu sichern. Welche Argumente für und gegen die Teams im Saisonendspurt sprechen und warum sich der Kampf Platz 7 lohnt.

Williams:

Von den hinteren Kandidaten im Formel-1-Feld konnte Williams in dieser Saison bislang am meisten überzeugen. 23 Punkte hat der britische Traditionsrennstall derzeit auf dem Punktekonto - sieben mehr als Alfa Romeo auf Platz 8. Dass das einstige Weltmeister-Team keine größere Punkteausbeute vorzuweisen hat, liegt vor allem an seinem noch punktlosen Fahrer Logan Sargeant. Der US-Amerikaner hat in seiner ersten Formel-1-Saison sichtbar zu kämpfen - seine Vertragsverlängerung steht als einzige im Fahrerlager noch aus. Alex Albon, der bisher alle Punkte für Williams sammeln konnte, hat in der Saison bereits gezeigt, dass der FW45 auf manchen Strecken ein punktefähiges Auto ist.

PlatzTeamPunkte
7Williams23
8Alfa Romeo16
9Haas12
10AlphaTauri5

Der Trumpf von Williams ist vor allem einer: Der Topspeed auf den Geraden. Dort gehört das Team mal wieder zur absoluten Spitze in der Formel 1. Dementsprechend sollten die Rennen in Mexiko und Las Vegas dem Team aus Grove entgegenkommen. Aber auch auf langsameren Strecken wie in Zandvoort konnte Williams in der aktuellen Saison bereits brillieren. Fest steht: Williams, und vor allem Alex Albon, sollte man in keinem Rennen komplett abschreiben.

Alfa Romeo/Sauber:

Bei Sauber gab es nach einer langen Durststrecke in Katar mal wieder etwas zu feiern. Sowohl Guanyu Zhou als auch Valtteri Bottas landeten am Ende der Hitzeschlacht in den Top-10 und erhöhten das Punktekonto um insgesamt sechs Zähler - Saisonbestleistung für das zukünftige Audi-Team. In der Gesamtwertung konnte Alfa Romeo dadurch wieder an Haas vorbeiziehen. Steht nun für den Saisonendspurt eine Trendwende bevor?

"Unser Ziel bleibt der siebte Platz in der Meisterschaft, das werden wir immer wieder betonen", stellte Team-Repräsentant Alessandro Alunni Bravi klar. Dennoch brauchte es in Katar sowohl die außergewöhnlichen Umstände durch die von der FIA festgelegte Mindestanzahl an drei Boxenstopps, als auch etwas Glück mit der Strategie. Unter Normalbedingungen wäre ein Top-10-Ergebnis wohl nicht möglich gewesen. Daran sollte sich auch in den letzten Saisonrennen nichts ändern.

Haas:

Haas tritt in der Formel-1-Saison 2023 seit geraumer Zeit auf der Stelle. In den zurückliegenden acht Rennen holte das amerikanische Team lediglich einen einzigen Punkt. Und das auch nur, weil George Russell durch seinen Crash in der letzten Runde von Singapur Kevin Magnussen den Punkt quasi schenkte. Das große Problem des Reifenverschleißes macht Haas Rennen für Rennen zu schaffen. Doch beim kommenden Heim GP in Austin, Texas soll die Trendwende eingeleitet werden.

Haas wird mit einem vollkommen neuen Fahrzeug an den Circuit of the Americas reisen. Eine "Veränderung der Karosserie, des Seitenkasteneinlasses und des Unterbodens", steht laut Trackside Engineering Director Ayao Komatsu an. Haas verwirft das 'Badewanne-Prinzip' an den Seitenkästen und wird sich mit einem 'Downwash-Konzept' an Klassenprimus Red Bull orientieren. Wie sich Haas in den letzten Rennen der Saison schlagen wird, hängt daher von dem Effekt des Austin-Updates ab. Da dieses laut Teamchef Günther Steiner aber eher Daten für das Auto in der nächsten Saison sammeln soll, erwartet sich das Team in der aktuellen Saison noch keine großen Performance-Sprünge.

AlphaTauri:

AlphaTauri bildet mit fünf Punkten aktuell das Schlusslicht der Konstrukteurswertung 2023. Haas auf Platz 9 hat mittlerweile mehr als doppelt so viele Punkte vorzuweisen. Am meisten machte das Schwesterteam von Red Bull in dieser Saison durch zahlreiche Fahrerwechsel auf sich aufmerksam. Auf der Strecke hingegen setzte sich der schwache Trend aus der Vorsaison fort.

Crash: AlphaTauri-Fahrer Liam Lawson
AlphaTarui ist das schlechteste Team der Formel 1, Foto: LAT Images

Doch bei AlphaTauri liegt der Fokus ohnehin schon seit längerem auf der nächsten Saison. Ein Namens- und Sponsorenwechsel steht beim einstigen Toro-Rosso-Team bevor. Mehr Synergien zum aktuellen Serienmeister Red Bull sollen AlphaTauri nächstes Jahr wieder nach vorne bringen. Da ein Sprung in der Gesamtwertung angesichts der Performance das AT04 unwahrscheinlich ist, steht für den Saisonendspurt vor allem die Rückkehr des seit fünf Rennen verletzten Daniel Ricciardo im Fokus. Mit einem Vertrag für die nächste Saison ausgestattet will der Australier bei seinem voraussichtlichen Comeback in Austin wieder an seine gute Form anknüpfen.

Formel 1: Darum ist der Kampf um Platz 7 so wichtig

Obwohl die vier besagten Teams im Kampf um die Meisterschaft noch nie kein Wort mitzureden hatten, ist die Platzierung am Ende der Saison alles andere als bedeutungslos. Denn bereits ein Platz besser oder schlechter kann für die Teams ein Gewinn bzw. Verlust in Millionenhöhe bedeuten. Für Teams, ohne die ganz große finanzielle Unterstützung von zum Beispiel Autokonzernen, durchaus von großer Bedeutung.

Denn am Ende der Saison schüttet die Formel 1 allen Teams einen Anteil am erwirtschafteten Gewinn aus. Doch nicht jedes Team erhält dabei die gleiche Summe. Diese hängt, neben einigen Nebenfaktoren, von der Platzierung in der Konstrukteurs-WM ab. Letztes Jahr vergab die Formel 1 ein Preisgeld in Höhe von 1,157 Milliarden US-Dollar an die Teams. Bei diesen Summen machen selbst die kleinsten prozentualen Änderungen einen gewaltigen Unterschied. Dadurch lohnt sich für die Teams der Kampf um jede Position, auch wenn es nicht um den Gesamtsieg geht.