McLaren hat 2023 in der Formel 1 aufhorchen lassen. Dank großer Updates hat sich das Team vom Sorgenkind in einen Podiums-Kandidaten verwandelt und schickt sich an, mit Ferrari, Mercedes und Aston Martin zu kämpfen. So ein großer Wandel ist in der Formel-1-Geschichte aber kein Einzelfall. Blick zurück - diese Teams verwandelten mitten im Jahr sich nicht nur in Podiums-, sondern sogar Siegkandidaten.

F1 Team-Check: McLaren schlägt zurück! was macht sie so stark? (15:39 Min.)

McLaren MP4-24 - 2009: Aero-Patzer bei amtierenden Weltmeistern

McLaren selbst ist bestes Beispiel, mit der vermurksten Aero-Revolution von 2009. Im Jahr davor hatten die Briten mit Lewis Hamilton die Fahrer-WM gewonnen, aber diesen Anspruch wurde das neue Auto überhaupt nicht zurecht. Beim ersten großen Test in Barcelona war es sogar das langsamste im Feld. Kein einziges Podium in den ersten acht Rennen, teils tat sich Hamilton schwer, in Q2 aufzusteigen.

Das Ziel der neuen Regeln war gewesen, den Abtrieb zu reduzieren, nur hatten die meisten Teams mehr Abtrieb als erwartet wiedergefunden. Ein konservatives McLaren-Designteam unter Neil Oatley und Paddy Lowe hatte viel zu wenig riskiert und viel zu wenig Abtrieb zusammengebracht. Berühmt ist das Auto auch dafür, dass es als einziges Team zu Jahresbeginn dem Frontflügel-Konzept des Vorjahres folgte - obwohl das 2009 mit breiteren Frontflügeln keinen Sinn mehr machte.

Auch die Regellücke mit dem Doppel-Diffusor hatte McLaren übersehen. Das Comeback verzögerte sich, weil man sich erst auf kleinere Umbauten versteifte. Erst beim neunten Rennen auf dem Nürburgring wurde ein großes Update-Paket montiert. Neuer Unterboden, neuer Diffusor, Frontflügel, Heckflügel. Dann ging es ab. Hamilton holte zwei Siege, drei weitere Podien, und das Team hievte sich noch auf dem sechsten WM-Rang.
Rennen 1 bis 8: 14 Punkte, WM-6.
Rennen 9 bis 17: 57 Punkte, 4 Podien, 2 Siege - WM-3.

Der McLaren MP4-24 in der Upgrade-Konfiguration, Foto: Sutton
Der McLaren MP4-24 in der Upgrade-Konfiguration, Foto: Sutton

Jordan 198 - 1998: Fehlgeburt wird zum F1-Debütsieger

Es war ein wilder Ritt für Jordan. Das 1991 gegründete Team wollte bei der Aero-Revolution 1998 nach guter Vorsaison endlich den ersten Sieg einfahren. Doch am 198 vom Techniker-Team rund um Gary Anderson krankte es an allen Ecken und Enden. Untersteuern, kleines Setup-Fenster, obendrauf schwache Motoren vom neuen Motorpartner Honda. Die Stimmung im Management kippte, Anderson musste noch während der Saison seinen Hut nehmen.

Sein Techniker-Stab begann in der Fabrik aber Antworten zu finden. Erst wurde der Radstand verlängert, dann kam Silverstone - ein komplett neues Aero-Paket, und ein neuer Motor brachte endlich einen Punkt. Unter dem neuen Technischen Direktor Mike Gascoyne ging es dann richtig aufwärts. Im Regen von Spa feierte Damon Hill den lang erhofften Sieg. Die Weiterentwicklung 199 im nächsten Jahr feierte mit Heinz-Harald Frentzen am Steuer dann zwei Siege, sechs Podien und war im WM-Kampf sogar mit Außenseiter-Chancen dabei.
Rennen 1 bis 8: 0 Punkte
Rennen 9 bis 16: 34 Punkte, 3 Podien, 1 Sieg - WM-4.

Der Sieg im Regen von Spa war für Jordan sogar ein Doppelsieg, Foto: Sutton
Der Sieg im Regen von Spa war für Jordan sogar ein Doppelsieg, Foto: Sutton

Williams FW16 - 1994: Doch noch ein Weltmeister-Auto

Die ersten Rennen des Williams FW16 liefen so schlecht, wie es nur laufen konnte. Nur dank Ayrton Senna am Steuer war das Auto ansatzweise konkurrenzfähig. Dann verunglückte Senna in Imola damit tödlich. Der FW16 war eine Evolution des FW15C, mit dem Williams 1993 dominiert hatte. Nur waren über den Winter fast alle elektronischen Fahrhilfen verboten worden.

Das Design-Team, angeführt vom berühmten Adrian Newey, hatte nach zwei Jahren mit aktiver Aufhängungs-Technologie Grundsätzliches vernachlässigt. Konsequenz: Der dem Boden sehr nahe Frontflügel war zu sensibel, das Auto wechselte insgesamt stets von Unter- zu Übersteuern. Schrittweise wurden Updates gebracht. Höherer Flügel, Bargeboards, schließlich eine komplette "B-Spec" mit verlängertem Radstand und verkürzten Seitenkästen.

So viel war umgebaut, dass das Auto ab Magny-Cours als "FW16B" firmierte. Der war endlich aussortiert. Damon Hill und Nigel Mansell machten das Auto zum Seriensieger, Hill setzte Michael Schumacher im WM-Kampf noch unter Druck, und Williams entriss Benetton die Team-Wertung.
Rennen 1 bis 6: 25 Punkte, 3 Podien, 1 Sieg, WM-3.
Rennen 7 bis 16: 93 Punkte, 10 Podien, 6 Siege - WM-1.

Nigel Mansell sicherte mit Sieg in Adelaide die Konstrukteurs-WM für Williams 1994, Foto: LAT Images
Nigel Mansell sicherte mit Sieg in Adelaide die Konstrukteurs-WM für Williams 1994, Foto: LAT Images

Williams FW07 - 1979: Update macht Williams zur F1-Macht

Viel früher war Williams schon einmal eine riesige Wende mitten in der Saison gelungen. 1979 klopte das Team erstmals mit Ambitionen an der Spitze der Formel 1 an. Der FW07 von Patrick Head, Neil Oatley und Frank Dernie war ein stark vom im Jahr davor dominanten Lotus 79 inspiriertes Auto, das auf die gleiche revolutionäre Aero-Idee setzte: Ground Effect. Abtrieb durch den Unterboden erzeugen.

Das Auto debütierte im Spanien-GP 1979, war aber unzuverlässig und mäßig schnell. Auf der Suche nach Gründen verzog sich das Design-Team in den Windkanal, und erzielte dort einen Durchbruch. Der Luftfluss riss am Unterboden ab. Als man die Motor- und Getriebekomponenten besser verkleidete, stellte man das ab. Plötzlich generierte das Auto einem massiven Abtriebs-Bonus.

Williams und Clay Regazzoni stürmten 1979 in Silverstone zum Update-Sieg, Foto: Sutton
Williams und Clay Regazzoni stürmten 1979 in Silverstone zum Update-Sieg, Foto: Sutton

In Silverstone, beim fünften Auftritt des Autos, wurde das Update erstmals eingesetzt. Alan Jones holte mit sechs Zehnteln Vorsprung Pole, Teamkollege Clay Regazzoni gewann das Rennen. Williams gewann fünf der letzten sieben Rennen. Evolutionen konnten im nächsten Jahr das ganze Potential entfalten und holten zwei Konstrukteurstitel nach Grove.
Rennen 5* bis 8: 14 Punkte, 1 Podium, WM-5. (Saisonstart mit dem alten FW06: 1 Podium, 4 Punkte)
Rennen 9 bis 15: 61 Punkte, 8 Podien, 5 Siege - WM-2.