Mercedes 2016 oder McLaren 1988. Saisons, in denen ein einziges Auto theoretisch in der Lage war alle Rennen der Saison zu gewinnen, sind selten. Noch seltener wäre es, wenn das bisher für unmöglich gehaltene tatsächlich eintreffen sollte. Denn alle Rennen der innerhalb einer Saison zu gewinnen, gelang bisher noch keinem Team in der über 70-Jahre langen Geschichte der Königsklasse.

Red Bull hat dieses Jahr allerdings noch immer die Chance dazu. Zwölf von zwölf Rennen konnten die Bullen bisher gewinnen, zehn weitere müssen erst noch gewonnen werden. Der Konkurrenz scheint das Team jedenfalls weit voraus zu sein, mit dem neuesten Update in Belgien machten Max Verstappen und Co. einen weiteren Sprung, muss auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff zugeben.

Wolff: Haben einen noch größeren Vorteil

Einst dominierte Mercedes ähnlich wie Red Bull. 2023 kämpfen die einstigen Dauerweltmeister jedoch nur um Platz zwei. "Es liegt an uns, zurückzuschlagen", erklärt der Mercedes-Teamchef. Schon 2022 erlebten die Silberpfeile eine Krisensaison. Das spezielle Zero-Pod Konzept gab das Team aus Brackley dieses Jahr allerdings auf. Seit dem Wochenende in Monaco besitzt der Mercedes Seitenkästen. Kleiner ist der Rückstand zu Red Bull jedoch trotzdem nicht.

"Haben wir diese große Lücke erwartet? Sicherlich nicht", gesteht Wolff. In Belgien fehlten Hamilton knapp 50 Sekunden auf Verstappen im Red Bull und das, obwohl der Brite drei Plätze vor dem Niederländer ins Rennen ging.

"Mit dem letzten Update scheint es so, als hätten sie einen weiteren großen Schritt gemacht und einen noch größeren Vorteil, den sie ausnutzen können", erkennt Wolff den Fortschritt des Konkurrenten. Trotz niedriger Windkanal-, und CFD-Ressourcen scheinen die Bullen im Entwicklungsrennen mit der Konkurrenz nicht wirklich Boden zu verlieren.

Durch einen Budget-Cap-Verstoß wurden die ohnehin niedrigen Entwicklungsressourcen der Bullen um weitere 10 Prozent gesenkt. Die meisten Ressourcen hat derzeit Juniorteam AlphaTauri.

Red Bull dominanter als Mercedes?

"Ich weiß nicht, ob unsere Dominanz ähnlich war", so Wolff. Mercedes konnte 2016 immerhin 19 von 21 Rennen gewinnen. In Malaysia ging der Mercedes-Motor am W07 von Lewis Hamilton in Flammen auf, in Barcelona kollidierten Hamilton und Rosberg schon in Runde eins. So verloren die Silberpfeile ihrer Zeit die 100-prozentige Siegesquote.

"Aber zumindest hatten wir zwei Autos, die miteinander gekämpft haben, das hat für etwas Unterhaltung für jeden gesorgt", erklärt Wolff. 2014 und 2016 blieb die Weltmeisterschaft bis zum Finale in Abu Dhabi offen. Jeweils Rosberg und Hamilton sicherten sich in diesen beiden Jahren einen Titel. Insbesondere 2016 blieb der Weltmeister bis zur letzten Kurve offen.

Ein Szenario, von dem die Königsklasse derzeit nur träumen kann. Sergio Perez ist keine Konkurrenz für Max Verstappen, der zehn von zwölf Rennen gewinnen konnte.