Daniel Ricciardo ist zurück in der Formel 1: Am Donnerstag absolvierte er in Ungarn seinen ersten Medientag als AlphaTauri-Pilot. Der Andrang im sogenannten Holzhaus, Red Bulls Catering-Tempel, in dem die Medientermine beider Teams des Energy-Drink-Konzerns abgehalten werden, war riesig. Rund 50 Journalisten hatten sich eingefunden. "Was passiert erst, wenn ich einmal die Weltmeisterschaft gewinne?", scherzte Ricciardo, als er sich seinen Weg durch die Menge bahnte.

Viel war dem Australier seit seinem vorzeitigen McLaren-Abschied nachgesagt worden. Red-Bull-Teamchef Christian Horner wollte Ricciardo gar nicht erst wiedererkannt haben. Gestik, Mimik und die ersten Worte ließen aber keinen Zweifel daran, dass er seinen Humor in Woking nicht verloren hat.

Ricciardo nimmt AlphaTauri trotz schlechter Leistungen

Das Blitz-Comeback für AlphaTauri kam für Ricciardo nur teilweise überraschend: "Normalerweise gibt es eher in der Sommerpause die Chance, dass sich auf dem Fahrermarkt etwas tut - aber Red Bull ist eben unkonventionell. Ich wusste, dass schnell etwas passieren kann." Während des Großbritannien-GP konkretisierten sich bereits die Gespräche über die Ablöse von Nyck de Vries.

Das letzte Puzzleteilchen war der Reifentest, den Ricciardo am Dienstag nach dem GP in Silverstone für Red Bull fuhr. Das Team wollte nach den schwachen McLaren-Jahren wissen, was Ricciardo im Auto noch zu leisten im Stande ist. "Nach zwei Runs gab es lachende Gesichter in der Garage", verriet der 34-Jährige. Die Pressemitteilung, dass de Vries für Ricciardo Platz machen muss, wurde noch während des Tests verschickt.

Eigentlich hatte Ricciardo für drei Jahre bei McLaren unterschrieben, nach zwei Jahren hatten sich die Wege aber wieder getrennt. Der Honigdachs kam einfach auf keinen grünen Zweig. Für 2023 heuerte er als Ersatzfahrer für Red Bull und AlphaTauri an - die Möglichkeit auf ein Renncockpit bei einem weniger konkurrenzfähigen Team hatte er da noch ausgeschlagen, ja sogar für sich selbst kategorisch ausgeschlossen.

Ricciardo in Ungarn im AlphaTauri, Foto: LAT Images
Ricciardo in Ungarn im AlphaTauri, Foto: LAT Images

Mit AlphaTauri gibt er nun sein Formel-1-Comeback beim Konstrukteurs-Letzten der Saison 2023. "Einige Dinge haben sich seither verändert", erklärt er seinen Meinungsumschwung. "Ich hatte jetzt genug Auszeit. Ich bin jetzt wieder komplett verliebt in den Sport."

Ricciardo wittert das Red-Bull-Comeback

Aus Fahrer-Sicht ein verständliches Argument, aber für Ricciardo nicht das einzige. Ricciardo begann seine Formel-1-Karriere als Red-Bull-Junior 2011 bei HRT, ehe er 2012 für AlphaTauris Vorgängerteam Toro Rosso ran durfte. 2014 wurde er zu Sebastian Vettels Teamkollegen bei Red Bull befördert, wo er bis 2018 sieben Siege einfahren konnte.

Nach den Zwischenstationen Renault und McLaren jetzt also wieder zurück zu den Wurzeln. "Ich bin zurück in meinem Junior-Team. Wieder öfter mit Helmut [Marko] zu sprechen - das ist mein Ding", so Ricciardo.

Das wahre Ziel aber, das gibt auch Ricciardo selbst zu, lautet Red Bull: "Ich wusste auch, dass es schwer ist, wieder an der Spitze zurückzukommen. Für mich ist das im Moment der beste Weg dorthin." Offiziell wird Ricciardo von Red Bull an AlphaTauri ausgeliehen. Es dürfte kein Zufall sein, dass die Medienrunde von Red Bull und nicht von AlphaTauri organisiert wurde.

Nach einer durchwachsenen Saison steht Red Bulls Sergio Perez zunehmend unter Druck. Noch bekommt der Mexikaner Rückendeckung - aber nur für seine Vertragslaufzeit. "Natürlich werden nächstes Jahr Max und Checo unsere Fahrer sein", stellte Teamchef Horner im 'F1 Nation'-Podcast klar und schickte umgehend hinterher: "Aber es ist immer gut, Fahrer in Reserve zu haben. Ich denke, Daniel will sich für den 2025er-Sitz bei Red Bull bewerben." Mehr zu Horners Äußerungen über Ricciardo gibt es hier:

Ricciardo: Kaum vorbereitet für Ungarn-Comeback

Auf sein Blitz-Comeback konnte sich Ricciardo nur teilweise vorbereiten. Nach dem Reifentest absolvierte er noch einen Tag im Simulator, um sich an den AlphaTauri zu gewöhnen. Vom schnellsten ging es ins langsamste Auto des Feldes. Neben dem etwas zickigeren Fahrverhalten des AT03 konnte sich Ricciardo vor allem auch auf seinen Renningenieur Pierre Hamelin einstellen.

Körperlich ist der Australier noch nicht ganz auf der Höhe: "Ich habe mich fit gehalten, auch weil ich schon lange wusste, dass ich den Test fahre. Aber ich bin acht Monate lang überhaupt kein Rennauto gefahren, keinen Formel 3, kein Kart. Da war mein Nacken natürlich schon etwas steif. Der Hungaroring ist physisch anspruchsvoll - ihr werdet mich schwitzen sehen. Aber ich werde deshalb keinen Punkt wegschmeißen, wenn es die Möglichkeit geben sollte."

Konkrete Ziele will er sich aber für das Debüt nicht stecken: "Ich will einfach das Auto fahren und den Moment genießen." Etwas, das ihm bei McLaren nicht gelungen war. "Manchmal kannst du selbst dein größer Feind sein. Eines meiner besten Qualifyings bei McLaren war mein erstes überhaupt - als ich das Auto noch nicht kannte und nicht so viel darüber nachgedacht habe."

Deshalb will er sich auch den Kopf nicht über die Unterschiede zwischen Red Bull und AlphaTauri zerbrechen. Schon beim Reifentest funktionierte seine Herangehensweise. "Ich habe über nichts nachgedacht, sondern einfach gemacht", verriet er. Nachdenken wird er nach Spa. In den zwei Rennen vor der Sommerpause will Ricciardo davor so viel wie möglich aufsaugen, um es dann bis zum Herbst zu verarbeiten.

Formel 1 Ungarn 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    13:30 Uhr - 14:30 Uhr: 1. Freies Training
    17:00 Uhr - 18:00 Uhr: 2. Freies Training
  • Samstag:
    12:30 Uhr - 13:30 Uhr: 3. Freies Training
    16:00 Uhr - 17:00 Uhr: Qualifying
  • Sonntag:
    15:00 Uhr: Rennen (70 Runden)

Alle Infos zu den TV-Zeitplänen der Formel 1 von Sky, ServusTV und Co. gibt es hier in der Übersicht.