Zwei Rennen - Zwei Doppelsiege. Red Bull dominiert bisher klar die Formel-1-Saison 2023. Der RB19 bringt mit seiner Schnelligkeit die Konkurrenz regelrecht ins Staunen. "Ich habe noch nie ein so schnelles Auto gesehen", beteuerte Lewis Hamilton nach dem Saudi-Arabien-GP. Lockere 20 Sekunden trennten Rennsieger Sergio Perez vom Drittplatzierten Fernando Alonso. Hamilton kam in Jeddah 31 Sekunden nach dem Mexikaner ins Ziel. Allem Anschein nach steuert Red Bull auf den nächsten Weltmeistertitel zu. Die Konkurrenz muss hoffen, dass der RB19 eine Achillesferse hat.
Der RB19 ist beeindruckend schnell. Sein Design liefert anderen Teams Denkanstöße. Doch fehlerfrei ist der nächste Geniestreich von Adrian Newey nicht. Stoppen kann Red Bull 2023 wohl nur Red Bull selbst. Denn auch einem derart schnellen Boliden kann die Zuverlässigkeit zum Verhängnis werden. Erste Probleme blitzten bereits beim ersten Training in Bahrain durch, wie Newey im F1 Nation Podcast verriet.
In Saudi-Arabien verärgerte die mangelnde Zuverlässigkeit des RB19 Doppel-Weltmeister Max Verstappen. Ein Technik-Defekt sorgte für sein frühes Ausscheiden im Qualifying, was statt der Poleposition eine Aufholjagd von P15 erzwang. Und auch im Rennen bangte Verstappen um sein Auto, da er Vibrationen an der Antriebswelle spürte. Obwohl das Team diese anhand der Daten nicht nachvollziehen konnte, denkt der Niederländer, dass es ein Problem gab.
Verstappen und Perez fordern mehr Zuverlässigkeit
"Wir müssen sicherstellen, dass wir zuverlässig sind und keine Probleme haben", fordert Verstappen von seinem Team. "Wenn du um die Weltmeisterschaft kämpfst und besonders, wenn diese scheinbar nur zwischen zwei Autos entschieden wird, dann müssen wir sicherstellen, dass diese beiden Autos zuverlässig sind."
Auch Red-Bull-Pilot Perez spricht nach dem Grand Prix von Saudi-Arabien mahnende Worte: "Probleme mit der Zuverlässigkeit werden uns in der Zukunft treffen. Wir müssen weiterhin daran arbeiten und problemfreie Rennen fahren, wann immer wir können. In Bahrain hatten wir Glück. Hätten wir bis ans Ende pushen müssen, hätten wir es nicht ins Ziel geschafft. Es gibt im Moment also viele Zuverlässigkeitsbedenken. Hoffentlich treffen uns diese nicht allzu bald."
Newey-Autos: Schnell aber unzuverlässig?
Newey, der Design-Guru hinter dem RB19, gilt als einer der hellsten Köpfe der Formel 1. Seine Autos brachten bereits drei verschiedenen Rennställen - Williams, McLaren und Red Bull - die Konstrukteurs-WM ein. Nicht selten werden die Wörter Newey und Genie im selben Atemzug geäußert. Der Brite ist dafür bekannt, mit seinen Designs ans Limit zu gehen und aggressive Konzepte zu liefern. Die schnellen Autos aus Neweys Feder bleiben von Problemen mit der Zuverlässigkeit jedoch nicht verschont, wie auch die Vergangenheit zeigt.
Der Horror-Start in die Saison 2022 ist dafür ein gutes Beispiel. Obwohl der RB18 schnell war, führte ein technischer Doppelausfall in Bahrain zu einer bitteren Nullnummer für Red Bull. Gemeinsam mit einem weiteren Verstappen-Ausfall in Australien trübte dies zunächst die Hoffnungen auf den WM-Kampf. Trotz anfänglichen Technik-Schwierigkeiten entschied das Team die Weltmeisterschaft schlussendlich souverän für sich.
Ein Lied vom unzuverlässigen Bullen kann auch Red-Bull-Rückkehrer Daniel Ricciardo singen. In der F1-Saison 2018 war es fast überraschend, wenn der Australier ohne technische Probleme ins Ziel kam. Von 21 Rennen wurden sieben frühzeitig durch einen Defekt am Auto beendet. Zusätzlich sorgte die regelmäßige Notwendigkeit von neuen Teilen für zahlreiche Strafen, die Ricciardos Rennen erschwerten, sollte er einmal nicht ausfallen. Die zwei Rennsiege, die der Australier 2018 dennoch einfahren konnte, zeugen vom eigentlichen Potential des RB14, wäre da nicht die mangelnde Zuverlässigkeit gewesen.
Auch Sebastian Vettel kam in seiner F1-Karriere mehrmals in den Genuss einer Newey-Kreation. Bereits im Jahr 2009 hatte er mit dem RB5 das wohl schnellste Auto im Feld der Königsklasse, jedoch reichte das bekanntlich nur für den Vize-Weltmeistertitel. Ausfälle machten dem Sieg gegenüber Jenson Button einen Strich durch die Rechnung. Einige davon wurden vom Heppenheimer selbst verschuldet, zwei gingen jedoch auf Technik-Defekte zurück. Button hingegen hatte 2009 keinen einzigen technischen Ausfall zu vermelden und beendete die Saison mit elf Punkten Vorsprung auf Vettel.
Alonso hofft auf Fehler von Red Bull
Das zeigt: Auch das schnellste Auto im Feld kann durch mangelnde Zuverlässigkeit ausgebremst werden. Solange die Ausfälle nicht zur Regelmäßigkeit werden, hat der Rennstall aber nichts zu befürchten. Dafür hat das Team derzeit einen zu großen Abstand auf die Konkurrenz. Aston Martin, Mercedes und Ferrari werden nach Red Bulls dominanten Vorstellungen in Bahrain und Saudi-Arabien jedoch darauf hoffen, dass der RB19 mit der Zuverlässigkeit tatsächlich eine Achillesferse hat, die einen Unterschied ausmacht.
"Wir brauchen die Hilfe von Red Bull, um zu gewinnen", so Fernando Alonso. "Irgendwann werden wir [Aston Martin] es schaffen. Red Bull kann nicht immer Erster und Zweiter werden. Einmal wird es ein vermurkster Boxenstopp sein, ein anderes Mal das Getriebe."
Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle
- 1. Max Verstappen (44 Punkte)
- 2. Sergio Perez (43 Punkte)
- 3. Fernando Alonso (30 Punkte)
- 4. Carlos Sainz (20 Punkte)
- 5. Lewis Hamilton (20 Punkte)
- 6. George Russell (18 Punkte)
- 7. Lance Stroll (8 Punkte)
- 8. Charles Leclerc (6 Punkte)
- 9. Valtteri Bottas (4 Punkte)
- 10. Esteban Ocon (4 Punkte)
- 11. Pierre Gasly (4 Punkte)
- 12. Kevin Magnussen (1 Punkt)
- 13. Alexander Albon (1 Punkt)
- 14. Yuki Tsunoda (0 Punkte)
- 15. Nico Hülkenberg (0 Punkte)
- 16. Logan Sargeant (0 Punkte)
- 17. Guanyu Zhou (0 Punkte)
- 18. Nyck de Vries (0 Punkte)
- 19. Oscar Piastri (0 Punkte)
- 20. Lando Norris (0 Punkte)
Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle
- 1. Red Bull (87 Punkte)
- 2. Aston Martin (38 Punkte)
- 3. Mercedes (38 Punkte)
- 4. Ferrari (26 Punkte)
- 5. Alpine (8 Punkte)
- 6. Alfa Romeo (4 Punkte)
- 7. Haas (1 Punkt)
- 8. Williams (1 Punkt)
- 9. AlphaTauri (0 Punkte)
- 10. McLaren (0 Punkte)
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