Schon vor Saisonbeginn stapelte McLaren überraschend tief. Die Entwicklungsziele wurden verfehlt, hieß es schon vor dem ersten freien Training. Mit einem Ausfall und Position 17 im ersten Rennen hätte aber wohl niemand gerechnet. McLaren erlebte einen Horror-Saisonstart und befand sich auch bei der Pace im Niemandsland. Trotzdem bleibt Teamchef Andrea Stella zuversichtlich - und setzt auf Updates und ein enges Mittelfeld.

McLaren MCL60: Schlummerndes Potenzial?

"Das Hauptproblem, das wir aktuell haben, ist fehlender Abtrieb", weiß Stella. Seit Januar 2023 bekleidet er die Rolle des Teamchefs beim Team aus Woking. Der Italiener war schon seit 2015 in diversen Rollen für McLaren tätig und begleitete die Entwicklung des MCL60 dementsprechend schon seit den ersten Konzepten des Autos. "Unsere Erwartung schon vor den Tests, war, dass es schwierig werden könnte, zu Beginn der Saison in Q3 einzuziehen", berichtet Stella. Lando Norris verpasste Q3 den Erwartungen entsprechend knapp und landete auf Rang 11 - das soll aber nicht das Ziel der McLaren-Performance sein.

"Was wir in der Entwicklung gerade sehen, ist ein Auto, das sehr gut entwickelbar ist. Gewisse Teile des Autos scheinen in der Lage zu sein, gute Downforce zu produzieren", berichtet der McLaren-Teamchef. "Diese Teile waren aber nicht rechtzeitig für den Saisonstart fertig", macht Stella Hoffnung auf die nächsten Rennen der Formel 1. "Aber das Auto wird sich Rennen für Rennen entwickeln und es werden einige große Updates kommen, das erste vermutlich beim vierten Rennen", erklärt der Teamchef.

Formel-1-Rennkalender und enges Feld helfen McLaren

Das vierte Rennen der Saison findet Ende April in Aserbaidschan statt und bildet den Anfang der Sommer-Saison der Formel 1, denn durch den Ausfall des China GPs klafft eine große Lücke von vier Wochen zwischen dem dritten Rennen der Saison in Australien und dem Rennen in Baku. Damit haben die Teams eine kleine Formel-1-Osterpause nach dem Saisonstart und können an den Problemen der Boliden arbeiten. Das spielt den Papayas, die eher auf Entwicklung setzen, in die Karten.

Schon im Sommer soll dann der neue Windkanal in Woking endlich voll in Betrieb gehen, mit dem die Entwicklung weiter verbessert werden soll. Bisher arbeitete McLaren mit dem Toyota-Windkanal in Köln, der neue Windkanal befindet sich direkt beim Hauptquartier des Teams. Logistisch wird die Arbeit damit auch leichter.

Rätseln in der Garage: Der McLaren kommt noch nicht mit der Konkurrenz mit, Foto: MSM
Rätseln in der Garage: Der McLaren kommt noch nicht mit der Konkurrenz mit, Foto: MSM

"Wir können die Geschwindigkeit der Weiterentwicklung des Autos verbessern, indem wir bessere Infrastruktur bauen. Deswegen haben wir bei McLaren auch so große Investitionen in diesem Bereich getätigt", erklärt Stella. Mit dem Windkanal verspricht man sich einen Sprung nach vorne. Da die Entwicklung des 2024er-Boliden bis zur Inbetriebnahme aber schon weit vorangeschritten ist, wird sich der volle Effekt des neuen McLaren-Werkzeugs wohl erst 2025 bemerkbar machen.

Bis dahin stimmt Stella aber auch das neue Kräfteverhältnis der Formel 1 optimistisch. "Der Fakt, dass das Mittelfeld recht kompakt ist und, dass wir in Q2 nur eine Sekunde hinter dem schnellsten Auto waren, sind gute Neuigkeiten, wenn wir die Entwicklungsstufe des Autos berücksichtigen. Denn wir sehen viel Entwicklungspotenzial", erklärt der Italiener.

"Wir möchten das schaffen, was McLaren schon in 2009 oder 2012 geschafft hat." Ich erinnere mich, dass sie damals viel Performance zurückgewonnen haben und konkurrenzfähig geworden sind und wenn ich mir unser Entwicklungspotenzial angucke, glaube ich, dass wir unsere Mitbewerber im Entwicklungsrennen besiegen können", sagt Stella dem Rest des Feldes den Kampf an.

Comeback: Nach schwachem Start gelang es McLaren zurück an die Spitze zu kehren, Foto: Sutton
Comeback: Nach schwachem Start gelang es McLaren zurück an die Spitze zu kehren, Foto: Sutton

2009 und 2012 startete McLaren mit Rückstand auf die Spitze in die neue Saison. Bei den Wintertests 2009 hatten die Briten eine Sekunde Rückstand auf Wunderteam Brawn. Im zweiten Rennen der Saison in Kuala Lumpur qualifizierte sich Lewis Hamilton nur auf Rang 12. Rund 200 Tage später startete er in Abu Dhabi auf der Pole - mit über einer halben Sekunde Vorsprung. Das McLaren dieses Jahr ein ähnlicher Sprung gelingt, scheint unrealistisch. Stella merkt jedoch an: "Hoffentlich können wir 2023 zu dieser Liste hinzufügen."