Nach der Qualifikation ist vor der Startaufstellung: Niemand im Formel-1-Fahrerlager traute sich nach dem Ende von Q3 Geld auf die Startaufstellung für den Italien GP zu setzen. Selbst die Teams gingen von unterschiedlichen Reihenfolgen aus. Manche sahen Max Verstappen auf Startplatz vier, andere auf sieben.

Dabei könnte doch alles so einfach sein, oder? Verstappen qualifizierte sich auf Rang zwei und hat dabei einen Rucksack mit fünf Strafplätzen. Die von der FIA herausgegebene Startaufstellung sagte um 20:55 Uhr schließlich auch: Verstappen startet von Platz sieben. Warum aber was es so schwer, zwei und fünf zu addieren?

Das Problem war die Fülle an Strafen. Insgesamt neun Piloten wurden strafversetzt. Ex-Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting bestrafte die Fahrer nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Je nachdem, wann eine Strafe kam, wurde sie angerechnet. Wer die Strafe zuerst bekam, konnte von einer späteren Strafe eines anderen Piloten profitieren. So waren fünf Strafplätze nicht gleich fünf Strafplätze.

Formel-1-Reglement bei Strafen nicht komplett

Allerdings gab es nie eine offizielle Regel dazu, wie genau mehrere Strafen angewandt werden. Das Sportliche Reglement schweigt dazu. Nach dem Tod Whitings gab es deshalb tatsächlich Probleme. Deshalb verfasste Michael Masi Richtlinien, die nicht öffentlich sind.

POSQualifyingStrafeStartaufstellungTheoretischer Startplatz inkl. StrafePOS
1LeclercLeclerc1
2Verstappen5Russell2
3SainzBack of the GridNorris3
4Perez10Ricciardo4
5HamiltonBack of the GridGasly5
6RussellAlonso6
7NorrisVerstappen77
8Ricciardode Vries8
9GaslyZhou9
10AlonsoLatifi10
11Ocon5Vettel11
12Bottas15Stroll12
13de VriesPerez1413
14ZhouOcon1614
15TsunodaBack of the GridBottas2715
16LatifiMagnussen3416
17VettelSchumacher3517
18StrollSainzBack of the Grid18
19Magnussen15HamiltonBack of the Grid19
20Schumacher15TsunodaBack of the Grid20

Grob gesagt steht in den Richtlinien: Strafen sollen Strafen bleiben. Und deshalb ist es egal, wann eine Strafe ausgesprochen wird. Die Plätze werden einfach addiert und am Ende abgerechnet. Neben normalen Startplatzstrafen gibt es aber auch noch 'Back of the Grid'-Strafen. Bekommt ein Pilot mehr als 15 Strafplätze aufgrund von neuen Motorkomponenten, muss er automatisch ans Ende des Feldes.

In Monza bekamen drei Piloten eine solche 'Back of the Grid'-Strafe: Carlos Sainz, Lewis Hamilton und Yuki Tsunoda. Für diese drei Piloten geht es nur noch um die letzten drei Startplätze, sie fahren ihre eigene Qualifikation.

Wichtig: Dabei werden andere Strafen nicht angerechnet. Tsunoda hatte für fünf Verwarnungen noch zehn Plätze außerhalb der Power-Unit-Strafen angehäuft, Sainz für einen Getriebewechsel ebenfalls. Diese Strafen werden aber bei der Reihenfolge der 'Back of the Grid'-Starter unter den Teppich gekehrt. Wer schneller ist, ist vorne - sonst würde Hamilton übrigens vor Sainz ins Rennen gehen.

In Monza gibt es unzählige Strafversetzungen, Foto: LAT Images
In Monza gibt es unzählige Strafversetzungen, Foto: LAT Images

Damit wären die Startpositionen 18 bis 20 und Verstappens siebter Startplatz geklärt. Warum aber startet Sergio Perez von Rang 13? Er bekam +10 und qualifizierte sich auf Platz 4. Er würde demnach eigentlich von 14 starten. Aber er gewinnt einen Platz, weil es insgesamt so viele Strafen gab, dass die niedrigere Gesamtzahlt entscheidet.

Ocon qualifizierte sich auf 11 und bekam +5, also 15 insgesamt. Er startet aber von Platz 14, weil sich Bottas auf 12 qualifizierte und +15 bekam, also insgesamt 27. Der aber startet von Platz 15, weil sich Magnussen auf 19 qualifizierte und +15 bekam - also 34. Magnussen startet von 16, weil Schumacher im Qualifying hinter ihm landete und ebenfalls +15 bekam. Schumacher wiederum startet von 17, weil Sainz, Hamilton und Tsunoda 'Back of the Grid' Starter sind und nur ihre interne Reihenfolge festlegen musste. Damit sollten auch die letzten Klarheiten beseitigt sein. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Monza gibt es hier im Liveticker.