Das Traditionsrennen der Formel 1 in Spa-Francorchamps (Formel 1 2022 live: Stream, TV-Programm, Belgien-Zeitplan) steht bevor. Normalerweise sorgt das belgische Wetter auf der Ardennen-Achterbahn für Spannung und gelegentlich auch Chaos, doch in der Ausgabe von 2022 musste Petrus noch nicht einmal eingreifen. Eine wahre Flut an Motorenstrafen hat die Startaufstellung durcheinandergewürfelt. Vorne starten mit Sainz und Perez jeweils ein Red Bull und ein Ferrari. Verstappen und Leclerc folgen erst auf den Plätzen 15 und 16. Wir erleben also zwei Rennen in einem. Startaufstellung, Aufholjagden, Safetycars oder doch das typische Spa-Wetter? Die 7 Schlüsselfaktoren zum Rennen. Alle News zur Formel 1 heute in Spa gibt es im Liveticker.

1. S wie Startaufstellung

Selten hatte ein Qualifying so wenig mit der endgültigen Startaufstellung zu tun, wie an diesem Wochenende in Spa. Auszurechnen wer nach den zahlreichen Gridstrafen aufgrund des Wechsels von Motorenkomponenten wo startet, war eine Wissenschaft für sich. Wir haben die Startaufstellung für euch und die ist so bunt durchgemischt, wie noch nie in dieser Saison. In Reihe Eins sieht es noch normal aus, mit einem Ferrari auf Pole und einem Red Bull auf zwei. Jedoch sind es die vermeintlichen Nummer-Zwei-Piloten Carlos Sainz und Sergio Perez, die das Rennen von vorne in Angriff nehmen werden.

Dahinter in Reihe zwei gesellen sich Teamkollegen aus dem Jahre 2007: Fernando Alonso im Alpine startet auf drei vor Lewis Hamilton im Mercedes. Dessen Stallgefährte George Russell folgt auf Startplatz fünf. Mit dem Briten in Reihe drei steht sensationell Alex Albon im Williams, der damit den mit Abstand besten Startplatz der Saison eingefahren hat. Danach komplettieren mit Ricciardo, Gasly, Stroll und Sebastian Vettel weitere Profiteure der zahlreichen Motorenstrafen die ersten Zehn.

Ab Platz 14 führt Valtteri Bottas die Armada der Motorensträflinge an. Hinter dem Finnen wird es besonders brisant: Max Verstappen und Charles Leclerc starten ihre Aufholjagd gemeinsam aus Reihe 8. Eine Reihe weiter tobt das Duell zwischen Alpine und McLaren in Form von Esteban Ocon und Lando Norris. Mick Schumacher muss den Grand Prix von Belgien von Startplatz 20 aus in Angriff nehmen.

2. S wie Start

Der Start in Spa ist immer ein besonderes Ereignis, denn nach der engen La Source, in der es schon häufiger krachte, folgt die lange Windschattenschlacht durch Eau Rouge hinauf und die Kemmel-Gerade entlang. Erst nachdem ein Pilot durch die Les-Combes-Schikane gefahren ist, besteht meist Entwarnung.

Der Start wird diesmal besonders spannend, da einige Piloten nicht da stehen, wo sie eigentlich stehen sollten. Fernando Alonso ist als guter Starter bekannt und könnte eine Chance wittern, sogar in Führung zu gehen. Auch Alex Albon wird dank des guten Topspeeds seines Williams den guten sechsten Startplatz vielleicht noch verbessern wollen.

Die besonders Interessante Frage des Starts ist aber: Wie weit können Max Verstappen und Charles Leclerc schon in Runde 1 nach vorne kommen? Wen sich hier einer der beiden absetzten kann, könnte es für den jeweils anderen verdammt schwer werden, den Anschluss wieder zu finden. Interessant dürfte hier auch die Reifenwahl sein, denn ein weicher Pirelli ist am Start besser, doch normalerweise wollen Piloten mit schlechten Startpositionen einen langen ersten Stint fahren.

3. S wie Spa-Wetter

Die Wetterkapriolen von Spa-Francorchamps sind in der Formel 1 legendär, auch wenn sie im Vorjahr zu viel des Guten waren. Die Fans wissen: In Spa darf dem Wetterbericht kaum getraut werden. Dazu kommt auch noch die Länge der Strecke von über sieben Kilometern. Nicht selten regnet es an einem Ende des Kurses, während es am anderen Ende noch staubtrocken ist.

Hier eine richtige Entscheidung zu treffen ist manchmal unmöglich und oftmals gehört einfach Glück dazu. Beispielsweise fängt es gerade an zu regnen und ein Fahrer ist direkt an der Boxeneinfahrt und holt sich Regenreifen. Ein anderer Pilot ist allerdings schon an der Boxeneinfahrt vorbeigefahren und muss die längste Runde des Kalenders auf Slicks absolvieren, obwohl es bereits sehr nass sein kann.

Trotz aller dieser Spekulationen soll es am Sonntag trocken bleiben, aber das glauben wir erst, wenn das Rennen vorbei ist.

4. S wie Strategie

Auch wenn der Regen keine Rolle spielen sollte, ist die Strategie durchaus spannend, insbesondere was die Wahl der Reifenmischungen angeht. Die kühlen Temperaturen verursachten, dass die Teams im Training den Soft- und den Medium-Reifen bevorzugten. Der eigentlich für lange Rennstints gemachte harte Reifen blieb zumeist in der Garage, da er kaum auf Temperatur zu bringen war.

Normalerweise sollte der Belgien Grand Prix ein Einstopprennen werden, doch wenn es weiterhin so kühl bleibt und die Teams tatsächlich auf den roten Reifen setzen, dann könnten auch zwei Stopps eine Option werden. Außerdem ist Belgien immer wieder für Unfälle gut, welche Safetycarphasen hervorrufen können. Besonders die Strategen von Max Verstappen und Charles Leclerc werden sich etwas überlegen müssen, wie sie ihre Piloten nach vorne bringen können.

5. S wie Super-Max

Das Qualifying des Weltmeisters war eine Machtdemonstration: In jedem Segment fuhr der Red-Bull-Pilot nur einmal raus und demontierte die Konkurrenz. Die Pace von Max Verstappen scheint überlegen und auch der Topspeed des RB18 ist überragend. Überholmanöver sind also nicht nur eine Spezialität des Holländers, sondern auch seines Dienstwagens.

Die Frage lautet nicht ob, sondern wie weit kann Verstappen nach vorne stürmen kann. In Ungarn startete er von Platz 10 und gewann. In Spa geht er fünf Plätze weiter hinten ins Rennen, doch seine Pace scheint noch deutlich stärker. Verstappen selbst hat bereits angekündigt: Das Podest soll es sein.

6. S wie Silberpfeil-Desaster

In den letzten Rennen kamen Lewis Hamilton und George Russell den beiden Spitzenteams immer näher. Hamilton stand in den letzten fünf Rennen immer auf dem Podest und Russell holte in Ungarn seine erste Karrierepole. Davon war im Qualifying jedoch nichts zu sehen. Mit etwa 2 Sekunden Rückstand auf Verstappen wurden die Mercedes abgewatscht. Teamchef Toto Wolff sprach vom schlimmsten Qualifying seiner Zeit bei Mercedes.

Dennoch starten die beiden Briten aufgrund der Strafenorgie von aussichtsreichen Positionen und der Mercedes ging bisher im Rennen wesentlich besser als im Qualifying. Kann das Team aus Brackley am Sonntag Wiedergutmachung für den Samstag betreiben? Es wäre zumindest nicht das erste Mal in dieser Saison.

7. S wie Sieger

Am Ende stellen wir uns natürlich noch die Frage aller Fragen: Wer wird den Belgien Grand Prix gewinnen? Trotz der selbstbewussten Ankündigungen von Max Verstappen stehen die beiden logischen Siegkandidaten in Reihe eins: Carlos Sainz und Sergio Perez. Angesichts der Pace von Red Bull und dem starken Topspeed auf den Geraden ist Perez wohl in einer leichten Favoritenrolle. Gut möglich, dass der Mexikaner sich schon nach dem Start auf der Kemmel-Geraden den Spanier schnappen kann.

Dazu kommt natürlich auch noch die Frage der Strategie und hier traf Red Bull in den letzten Rennen zumeist die besseren Entscheidungen. Dem kann entgegengestellt werden, dass Perez zuletzt nicht an seinen starken Saisonbeginn anknüpfen konnte, während Carlos Sainz immer besser zu werden scheint. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko kritisierte Perez bereits für einen Fehler in der Qualifikation, ohne den er vermutlich auf Pole-Position gestanden wäre. So oder so hat der Belgien Grand Prix alle Zutaten, um ein absoluter Kracher zu werden: Zwei Rennen in einem auf einer der beliebtesten Strecken im Kalender, was will der Formel-1-Fan mehr?