Nach dem punktelosen Grand Prix von Kanada wollte sich McLaren beim Heimspiel in Silverstone wieder besser präsentieren, um im Kampf um Platz 4 in der Konstrukteurswertung nicht ins Hintertreffen zu geraten. In der regnerischen Qualifikation gelang das nur zur Hälfte: Lando Norris überzeugte mit Platz 6, während Daniel Ricciardo im Q2 die Segel streichen musste und am Sonntag von Platz 14 aus ins Rennen gehen wird. Alle News zur Formel 1 heute in Silverstone gibt es im Liveticker.

Lando Norris machte vor allem das Timing für seinen Erfolg verantwortlich: "Es war sehr schwierig, aber ich bin sehr glücklich heute. Es ist sehr einfach unter diesen Umständen eine Runde zu verhauen, besonders auf dem Intermediate, wenn die Bedingungen immer besser und dann auf einmal wieder schlechter werden, oder andersherum. Du musst wissen, wann du wirklich pushen und ein Runde setzten kannst. Das ist uns gelungen." Der Brite verriet das richtige Rezept: "Im Q2 musstest du gleich am Anfang eine Zeit in den ersten beiden Umläufen setzen, danach war es zu nass. Im Q3 wiederum ging es in den letzten beiden Runden um alles."

Auch Teamchef Andreas Seidl erkannte die Schwierigkeit der Bedingungen im regnerischen Silverstone. "Es war so schwierig vorherzusehen, was Runde für Runde geschehen würde. Die Strecke trocknete ab, aber wir wussten auch, dass noch mehr Regen kommen könnte. Jede Runde hätte, die sein können, die zählt. Es hätten immer gerade die besten Bedingungen sein können", beschrieb er die anspruchsvolle Aufgabe der Strategen.

Riccardo nach Fehler im Q2: Geht auf mich

Daniel Ricciardo war sich dessen ebenfalls bewusst, doch der Australier konnte das richtige Timing im Q2 nicht umsetzen. "In der zweiten Runde musste man da sein, denn dann wurde die Strecke wesentlich nasser im zweiten Sektor. Es gab keine trockene Linie mehr. Auf der Runde, die mich durchbringen sollte, bin ich in Kurve 13 weit rausgekommen und verlor sie so. Darüber bin ich natürlich frustriert", erklärte achtfache Grand-Prix-Sieger sein Ausscheiden.

Der Mann aus Perth suchte keinerlei Ausreden und haderte mit seiner Leistung: "War ich heute schnell genug? Sicherlich nicht, ich war weg von der Pace. Das ganze Wochenende hat etwas gefehlt. Ich kenne keinen Grund und habe auch keine Erklärung. Der Fehler geht auf mich, ohne den hätte es wohl für Q3 gereicht. Es liegt dieses Wochenende also an mir."

Mercedes-Herausforderer? McLarens Gegner in Silverstone sind andere

Teamkollege Norris hingegen zeigte sich von seiner Leistung ermutigt, nachdem er in Kanada noch niedergeschlagen war. "Wir können mitkämpfen, das haben wir heute bewiesen. Wir sind sogar vor einem Mercedes, die ein großes Update-Paket haben, während wir keines haben. Das ist schon etwas überraschend. Es zeigt, dass das Auto manchmal da ist und gutes Potential hat", gab er zu Protokoll. Für ihn ist der Grund für die Steigerung klar: "In den letzten Rennen haben dem Auto die welligeren Strecken nicht geschmeckt. Es wird also sicher wieder Strecken geben, auf denen wir uns schwertun werden, aber auf manchen werden wir sogar noch besser sein."

Auf die Frage, ob er den auf Platz 8 startenden Mercedes von George Russell schlagen könne, kam von Norris eine realistische Einschätzung: "Ich erwarte nicht, mit George zu kämpfen, obwohl ich es versuchen werde. Ich werde mein eigenes Rennen fahren, das eher gegen die Alpines und die Alfa Romeos geht."

Auch Andreas Seidl hat die Teams aus Enstone und Hinwil im Blick und nicht die Silberpfeile. "Das Ziel für morgen ist, das viertbeste Team zu sein, also geht es gegen Fernando [Alonso, Anm. d. Red.] und die Alfa Romeos", gab der Bayer an. Dabei kann McLaren aber wohl nur auf gute Punkte durch ein Auto hoffen: "Für Daniel ist das Rennen mit Startplatz 14 von Beginn an beeinträchtigt, aber er ist hier, um zu kämpfen. Wir sehen uns natürlich nach Möglichkeiten um, ihn nach vorne zu bringen."

Der McLaren muss sich in der WM mit dem Alpine und dem Alfa Romeo messen, Foto: LAT Images
Der McLaren muss sich in der WM mit dem Alpine und dem Alfa Romeo messen, Foto: LAT Images

Riccardo hofft auf besseres Überholen dank neuer Autos

Der Australier schöpft durch die neuen Autos der Generation 2022 ein bisschen Hoffnung für eine Aufholjagd. "Du kannst durch Maggotts und Becketts besser folgen, also kommst du auch besser in einen Windschatten. Allerdings ist der Windschatteneffekt geringer als im Vorjahr. Ich denke, es wird ein bisschen besser sein, aber es wird deswegen sicher nicht dreimal so viele Überholmanöver geben", zog das Geburtstagskind vom Freitag den Vergleich zu den 2021er-Autos.

Lando Norris warnte jedoch vor zu viel Optimismus aufgrund seiner guten Leistung im Regen: "Wir haben dieses Wochenende neue Erfahrungen mit dem Setup gemacht und haben daraus etwas Performance gezogen. Vermutlich wird sich das morgen im Trockenen aber wieder etwas relativieren." Andreas Seidls Bestandaufnahme fiel dagegen positiv aus: "Wir sind immer noch in einer Position, um das viertschnellste Team zu sein und können zumindest im Qualifying mit Mercedes kämpfen."