Lando Norris fehlte nach dem Formel-1-Rennen von Barcelona im Fahrerlager für Debriefs und Interviews. Der auf dem achten Platz ins Ziel gekommene McLaren-Pilot hatte dafür einen guten Grund: Er war beim Teamarzt. Und nach der Hitzeschlacht von Spanien körperlich komplett am Ende.

Schon seit Beginn des Wochenendes hatte Norris sich nicht wohl gefühlt, und das wurde immer schlimmer. Nach dem Rennen bestätigte McLaren: Er litt unter Tonsillitis, einer Mandelentzündung. "Als Team können wir ihm nicht annähernd genug dafür danken, dass er sich durchgekämpft hat", ist sein Teamchef Andreas Seidl beeindruckt. "Er hat sensationellen Kampfgeist gezeigt, und weitere vier Punkte geholt." Und er hatte Teamkollege Daniel Ricciardo selbst krank eindeutig abgefertigt.

Am Sonntag sah Norris schon vor dem Rennen in der Startaufstellung komplett fertig aus. Ein kurzes PR-Statement gab es am Abend noch von ihm: "Zusammen mit den hohen Temperaturen war das eines der härtesten Rennen, das ich je gefahren bin. Ich war ein bisschen im Hintertreffen, da ein Großteil meiner Energie für den Kampf gegen die Krankheit draufging. Ich musste viele Ingenieurs-Sessions verpassen, was mein Wochenende kompromittiert hat, und ich war definitiv nicht so gut vorbereitet für den Grand Prix wie ich hätte sein können."

Norris braucht dringend Pause nach Barcelona

Unter Aufsicht des Teamarztes ging Norris trotzdem an den Start. "Wir würden nie Landos Gesundheit riskieren", versichert Seidl. Doch McLaren hat ein weiteres Problem, nämlich den Monaco-GP am nächsten Wochenende. Seidl kann keine Garantie geben: "Erst einmal hoffen wir mit unserem medizinischen Support und mit den vier Tagen Pause, dass Lando fit sein wird."

Sollte das nicht der Fall sein, hat McLaren eine breit gefächerte Auswahl an Ersatzfahrern. Zu denen gehört unter anderem der Mercedes-Pool mit Nyck de Vries und Stoffel Vandoorne, und Alpine bot schon zu Saisonbeginn seinen Junior Oscar Piastri an, sollte es notwendig werden. "Das ist etwas, was wir kurzfristig entscheiden würden", will Seidl dazu nichts sagen. Vorerst geht das Team einmal davon aus, dass Norris bis Freitag wieder fit sein wird.

Ricciardo geht in Barcelona im Rennen unter

Für seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo war Barcelona auch ohne Krankheit brutal. Er war sogar vor Norris gestartet, wurde aber schon in den ersten Runden nach hinten durchgereicht, und es wurde nicht besser. Eher schlimmer. "Auf allen Reifensätzen, die wir montiert haben, hat er einfach mit dem Grip gekämpft", erklärt ein enttäuschter Seidl. "Das müssen wir verstehen - schade, dass wir nicht mit beiden Autos um die Punkte kämpfen konnte."

Ricciardo selbst hat noch keinen Plan: "Das war eines dieser Rennen, das so langsam war, dass du wirklich hoffst, dass etwas falsch lief. Dass wir etwas finden. Wenn nicht, wäre das deutlich besorgniserregender. Das waren keine ein oder zwei Zehntel, das hat sich wie eine Sekunde angefühlt. Sicher weiß ich das nicht, aber ich habe gesehen, wie die Autos mich überholt haben und schnell davongefahren sind."

Lando Norris zog in Barcelona sofort an Daniel Ricciardo vorbei, Foto: LAT Images
Lando Norris zog in Barcelona sofort an Daniel Ricciardo vorbei, Foto: LAT Images

Das große Upgrade-Paket, das McLaren in Barcelona brachte, soll hingegen gut funktioniert haben. "Wir haben gute Korrelation und einen Schritt vorwärts gesehen", sagt Seidl. "Ich glaube, mit mehr Zeit können wir noch mehr Performance rausholen, das müssen wir in den nächsten Tagen abarbeiten." Trotzdem hat es McLaren nicht leicht. Alfa, das ebenfalls ein großes Paket brachte, schien in Barcelona deutlich stärker. Seidl mahnt: "Wir kämpfen mit starken Gegnern um Platz vier."