Nur noch zwei Rennen, und die gelben Jordan-Renner werden sich zu jenen von Lotus, Arrows oder Minardi gesellen - und nur noch als Teil der wunderbaren Formel 1-Historie fungieren. Die gelben Hornissen sind dann endgültig Geschichte - im kommenden Jahr werden keine gelben Autos mehr, sondern dunkle Midland-Toyota M16 am Start sein. Wer in den von den Jordan-Technikern gemeinsam mit der italienischen Chassis-Schmiede Dallara gezeichneten Autos sitzen wird, ist noch nicht geklärt. Beinahe stündlich tauchen neue Kandidaten für einen Midland-Slot auf. In Dauer-Rotation befindet sich auch jenes Gerücht, wonach der russische Stahl-Milliardär Alex Shnaider nach der dürftigen Übergangs-Saison wieder die Lust am Racing verloren haben und nach einem Käufer Ausschau halten soll.

Immer wieder hieß es beispielsweise, dass der ehemalige Grand Prix-Pilot Eddie Irvine hinter einem dieser interessierten Konsortien stehen soll. Der in Kanada lebende Alex Shnaider hat nun gegenüber der kanadischen Zeitung Globe and Mail noch einmal Klartext gesprochen und wiederholt, dass er nicht daran denke, sein eben erworbenes Formel 1-Team wieder zu verkaufen. Shnaider: "Ich hoffe, dass jetzt all diese Missinterpretationen und Spekulationen geklärt wurden." Man habe die Saison 2005 von Beginn an als Übergangsjahr betrachtet und man habe zudem auch das Ziel, in diesem Übergangsjahr möglichst viel zu lernen, erreicht, stellte der Big Boss klar.

 Herbert und Davidson, beim Test in Silverstone., Foto: Sutton
Herbert und Davidson, beim Test in Silverstone., Foto: Sutton

Der erwähnten kanadischen Zeitung gab auch Ex-Formel 1-Pilot Johnny Herbert ein Interview, seines Zeichens seit Juli als Sporting Relations Manager bei Midland F1 tätig. Der Brite warnte davor, auch nach dem Übergangsjahr, also im Jahr 1 der Midland-Ära, allzu große Erwartungen zu hegen. "Wir alle wollen in der nächsten Saison konkurrenzfähig sein, aber man muss realistisch bleiben", warnte Herbert. Denn: "Sogar Toyota oder B·A·R-Honda, mit ihren riesenhaften Budgets, taten sich am Anfang schwer, bevor sie an der Spitze mitkämpfen konnten."

Karthikeyan und Monteiro sind auch noch da

Herbert sprach von einem "starken Plan", den man "einfach umsetzen" müsse. Der dreifache Grand Prix-Sieger nahm zu den zahlreichen Spekulationen rund um das Fahrer-Line Up bei Midland-Toyota Stellung. B·A·R-Reservist Anthony Davidson hat bereits vor rund einem Monat in Silverstone einen der noch gelben Boliden getestet - mit seinem Speed und vor allem auch seiner reichhaltigen Technikerfahrung wird er im Medienwald als ein großer Favorit auf einen Midland-Sitz gehandelt. Aber auch Takuma Sato, für den bei seinem B·A·R-Honda-Team nur noch der Testplatz neben Jenson Button und Rubens Barrichello übrig bleiben würde, und Minardi-Einzahler Christijan Albers wurden als mögliche Midland-Piloten kolportiert.

Johnny Herbert erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es auch noch jene Fahrer gibt, die derzeit in den Autos des Stahlkonzerns sitzen, nämlich den ersten F1-Inder Narain Karthikeyan und den standfesten Portugiesen Tiago Monteiro. Herbert lobte seine beiden F1-Rookies: "Anthony Davidson hat demonstriert, dass er alles hat, was nötig ist, um in einem Formel 1-Wagen schnell zu sein. Aber zugleich finden wir, dass auch unsere beiden Fahrer einen guten Job für uns erledigt haben und dass die beiden auch über das Potential verfügen, sich weiter zu steigern." Jedenfalls hat Midland die Wahl - und so kann Herbert frohgemut sagen: "Uns stehen einige attraktive Möglichkeiten zur Verfügung." Eilig wird man es in Sachen Pilotenverträge wohl eher nicht haben.