Auch wenn der dritte Rang in der Konstrukteurswertung es nicht so hart ausdrückt, wie es die Tifosi bislang empfunden haben: Die Saison 2005 ist für die ruhmreiche Scuderia Ferrari eine Enttäuschung.

Doch mitten in die Probleme mit Reifen und Auto und die nur langsam ansteigende Formkurve platzt nach der dreiwöchigen Sommerpause eine unerwartete Schlagzeile: Ferrari ist Favorit für den ersten Türkei-Sieg!

So jedenfalls würde es die deutsche und italienische Boulevardpresse gerne sehen. Aber sind die Italiener nach den leicht verbesserten Leistungen von Budapest und der ersten Saison-Pole tatsächlich schon wieder siegfähig? Oder war der Ungarn GP doch nur eine Dreitagesfliege, wie es von Michael Schumacher bereits am Rennwochenende befürchtet wurde?

Hoffnung auf das Gesetz der roten Serie

Die Geschichte und die Statistik machen den Roten jedenfalls Mut. "Wir möchten unsere Siegserie auf neuen Strecken fortsetzen", tönte Bridgestone-Technikmanager Hisao Suganuma nicht ohne Grund vor dem Türkei-Debüt. Schließlich hat auf allen neuen Strecken seit dem Debüt des Malaysia GP 1999 ein Bridgestone bereifter Ferrari gewonnen.

Den Anfang machte ein gewisser Eddie Irvine, der beim ersten Rennen auf dem Sepang International Circuit den Sieg von seinem Teamkollegen Michael Schumacher geschenkt bekam. Ein Jahr später wurde dann der Deutsche zum Debütsieger der nächsten neuen Strecke gekürt: Schumacher siegte bei der ersten Ausgabe des US Grand Prix.

Taucht Ferrari in Istanbul aus der Versenkung auf? , Foto: Sutton
Taucht Ferrari in Istanbul aus der Versenkung auf? , Foto: Sutton

Und auch im letzten Jahr durfte sich der mittlerweile siebenfache Champion über einen Debütsieg freuen: Beim ersten Großen Preis von Bahrain enteilte der Ferrari-Star seinem Teamkollegen und dem Rest des Feldes zu einem ungefährdeten Doppeltriumph. Nur im Reich der Mitte bekam Schumacher im Vorjahr kein Rad auf den Boden und musste er den Sieg seinem Teampartner Rubens Barrichello überlassen.

Ist Rot auch im 5. Anlauf Trumpf?

In der Türkei steht nun das fünfte neue Rennen seit 1999 auf dem Programm. Dem Gesetz der roten Debütsiegesserie folgend, müsste man also tatsächlich der Boulevardpresse Glauben schenken und Ferrari zum ersten Mal in dieser Saison den Favoritenstatus einräumen.

Schließlich weiß nicht nur Ralf Schumacher, dass die Voraussetzungen auf einem neuen Kurs "für alle gleich" sind. Die große Frage ist nun jedoch: Sind die Italiener auch in einer nicht überlegenen Position wie in diesem Jahr dazu in der Lage sich perfekt an eine neue Strecke und neue Gegebenheiten anzupassen?

Das springende Pferd möchte wieder aufs oberste Podest hüpfen., Foto: Sutton
Das springende Pferd möchte wieder aufs oberste Podest hüpfen., Foto: Sutton

Noch wichtiger könnte die Frage sein: Schafft es Bridgestone einen Reifen zu bauen, der mit den heißen Temperaturen sowohl im Qualifying als auch im Rennen fertig wird? Oder müssen sie auf einen Fehlgriff von Michelin bauen, welcher zuletzt auf dem neu asphaltierten Indianapolis Motor Speedway stattfand?

Schumacher lässt sich überraschen

Michael Schumacher jedenfalls unterstützt dieses Gedankenspiel der traditionellen Stärke auf neuen Strecken. "Was die Strecke selbst betrifft, habe ich noch nicht viel davon mitbekommen", so der Weltmeister. "Aber ich vertraue darauf, dass ich mit neuen Strecken normalerweise sehr schnell zurecht komme."

"Ich werde sie mir daher am Donnerstag ausgiebig anschauen und einprägen. Deshalb vorher anzureisen würde mir nichts bringen", reicht der Check am Donnerstag für den Rekord-GP-Sieger völlig aus. "Denn ich habe im Normalfall keine Schwierigkeiten mit unbekannten Strecken."

Zumindest in diesem Punkt deckt sich die Realität also mit den Statistiken. Aus Sicht des Konstrukteursweltmeisters der letzten sechs Jahre muss sich jetzt also nur noch das Gesetz der roten Serie bei Debütrennen bestätigen.