Hätte Fernando Alonso nicht eines schönen Tages seine Liebe zum Motorsport entdeckt, so wäre er "mit Sicherheit" Radrennfahrer geworden. Nach vierzehn von neunzehn Etappen zur Formel 1 Weltmeisterschaft dürfte sich ein gewisser Kimi Räikkönen sicherlich insgeheim wünschen, dass der Spanier seiner Leidenschaft zum Radsport erlegen und nicht F1-Pilot geworden wäre.

Nichtsdestotrotz hofft der coole Finne natürlich darauf, dass der Große Preis von Ungarn vor zweieinhalb Wochen eine Art Signalwirkung hatte. Während Renault und Alonso auf ihrer selbsternannten Lieblingsstrecke strauchelten und ohne Punkte blieben, siegte der Silberpfeilpilot überlegen. Und das zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt kurz vor der dreiwöchigen Sommerpause.

Alonso sollte diese abgedroschene Redewendung jedenfalls aus einer seiner anderen Leidenschaften neben dem Radsport bekannt sein. Die große Frage lautet nun jedoch: Geht es für den Real-Fan auch nach der Pause weiter bergab oder wird er den Aufwärtstrend des Ice Man schon auf dem unbekannten Terrain von Istanbul stoppen können?

Kimi Räikkönen hofft das selbstverständlich nicht. "Wir haben in Ungarn ein großartiges Ergebnis erzielt", weiß er um die Wichtigkeit der zehn ungarischen Zähler. "Es sind noch sechs Rennen zu fahren und dabei kann ein Fahrer maximal noch 60 Punkte holen." Mit anderen Worten: Es ist bei nur 26 Punkten Rückstand auf Alonso noch alles drin.

Fernando oder Kimi: Wer darf am Ende den Pokal entgegen nehmen?, Foto: Sutton
Fernando oder Kimi: Wer darf am Ende den Pokal entgegen nehmen?, Foto: Sutton

Der Finne bläst also schon sechs Etappen vor dem Ende der F1-Tour 2005 zur Schlussattacke. Doch setzt dies den Spitzenreiter im gelb-blauen Auto unter zusätzlichen Druck? Alonso verneint: "Überhaupt nicht. Ich konzentriere mich jeweils nur auf das bevorstehende Rennen und denke an nichts anderes."

Von einem erhöhten Druck kann durch die WM-Führung demnach keine Rede sein. Eher im Gegenteil: "Es verschafft mir ein gutes Gefühl. Denn es bedeutet, dass wir in einer starken Form sind und gute Chancen haben, beim Debütrennen in Istanbul ein gutes Ergebnis einzufahren."

Die Probleme von Budapest sind für den WM-Leader schon lange vergessen. Von Beunruhigung ist nichts zu spüren. "Natürlich überraschten uns die Problem auf dem Hungaroring etwas", gesteht er ein. "Aber ich bin sicher, dass sich der Renault R25 bei einem normalen Rennverlauf deutlich konkurrenzfähiger präsentiert hätte."

Dieses Vertrauen in das eigene Arbeitsgerät bedeutet allerdings nicht, dass Fernando unvorsichtig wird. "Denn das zählt alles nicht. Wir haben in Ungarn keine WM-Punkte gesammelt. Das darf uns in der Türkei nicht passieren." Die Strategie für das Debüt im Speed Park lautet demnach anzukommen und zu punkten.

Sollte er das in die Tat umsetzen können, könnte der heißblütige Ausreißer die vorgezogene Schlussattacke seines eiskalten Verfolgers bereits vor der entscheidenden letzten Etappe in Shanghai abwehren.