Mit so einem guten Auftakt hatte Renault für den Australien-GP eigentlich nicht gerechnet. Auf eine Runde liegen Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo zwar noch hinter dem Ferrari von Sebastian Vettel - aber Hülkenberg war im zweiten freien Training überraschend schnell. Schneller als die Konkurrenz im Formel-1-Mittelfeld, und teilweise schneller als Ferrari.

Das schafften sie trotz Problemen in beiden Trainings. Hülkenberg verlor zuerst Zeit mit einem Elektrik-Problem. Renault musste den kompletten Unterboden abbauen, um es zu beheben. Dann begann das zweite Training für Ricciardo mit ungewöhnlich losen Gurten, das kostete ihm noch einmal Zeit. Doch Hülkenberg kam gleich danach in Schwung, und Ricciardo kostete das Gurt-Problem nur ein paar Minuten.

Beide Fahrer beendeten das Training daher in guter Stimmung. Ganz glauben kann Renault-Teamchef Cyril Abiteboul die Geschichte noch nicht. "Unser Longrun war sogar schneller als der von Ferrari", sagt er nach den Trainings zu Motorsport-Magazin.com, "aber das heißt nicht, dass das am Sonntag auch so sein wird. Ich glaube deshalb auch, dass sie Probleme hatten, aber heute waren wir schneller als sie."

Renault nach guten Longruns optimistisch: Alles ganz ordentlich

Besonders Nico Hülkenberg, der den Renault bereits länger kennt, konnte in den ersten Trainings von Melbourne glänzen. Er fühlte sich wohl im Auto, und das zeigte sich gleich in seinen Rundenzeiten. "Wir hatten einen ganz ordentlichen Run auf den Soft, die haben besser gehalten als erwartet. Das hat sich ganz ordentlich angefühlt", beschreibt er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Nico Hülkenberg beim Auftakt in Australien, Foto: LAT Images
Nico Hülkenberg beim Auftakt in Australien, Foto: LAT Images

Hülkenbergs Longrun-Zeiten auf dem rot markierten Soft-Reifen bewegten sich meist zwischen 1:28.8 und 1:29.3. Nur wenige Runden waren Ausreißer. Selbst nachdem der Reifen bereits 25 Runden alt war, konnte Hülkenberg diese Zeiten noch fahren. Sebastian Vettel fuhr ganz ähnliche Zeiten - klar vor den Renaults war der Ferrari am Freitag in Australien plötzlich überhaupt nicht mehr.

Auch auf eine Runde war Hülkenberg gut unterwegs, auf die Hamilton-Bestzeit fehlte ihm eine knappe Sekunde. Für Teamchef Abiteboul ist das alles schon einmal ein positives Zeichen: "Letztes Jahr waren wir noch zwei Sekunden hinten, heute ist es viel weniger. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unser Plan aufgeht."

Hülkenberg ohne Qualifying-Erwartungen: Obere Hälfte als Ziel

Trotz der vielversprechenden Rennpace will sich Nico Hülkenberg nach den Trainings zu nichts hinreißen lassen. "Ich glaube, unser Tag war gut, aber Freitage sind Freitage. Hier gibt es keine Punkte. Wichtig ist, dass die Basis stimmt, dass wir dabei sind. Wir sind heute in brauchbarem Zustand ausgestiegen. Hoffentlich schaffen wir es morgen in die Top-10."

Für das Qualifying lässt sich Hülkenberg nicht auf einen hypothetischen Angriff auf Mercedes, Ferrari oder Red Bull ein. "Es ist zu früh, darüber zu reden", mahnt er. "Ich habe die Abstände auch nicht im Kopf. Wir sahen ganz okay aus, aber das Mittelfeld ist noch immer eng. Wie die Abstände nach vorne sind, das weiß ich noch immer nicht."

Im Qualifying-Trimm konnte Renault nämlich auch keinen großen Vorsprung auf den Rest des Mittelfeldes herausfahren. Hülkenberg musste sich sogar noch Kimi Räikkönens Alfa Romeo geschlagen geben. Auf Grosjean, Kvyat und Magnussen hatte er letztendlich nur drei Zehntel Vorsprung. Wie ein lockeres Qualifying sieht das für Renault nicht aus.

Ricciardo fehlt das gewisse Etwas: Renault noch nicht nach Wunsch

Während Hülkenberg mit der Renault-Basis nach den Trainings zufrieden ist, hadert sein neuer Teamkollege Daniel Ricciardo noch mit der Balance. "Das Gefühl mit wenig Benzin war nicht schlecht, aber mit vollen Tanks gibt es ein paar Dinge zu verbessern", so Ricciardo.

Seine schnellste Runde war nur sieben Hundertstel langsamer als die von Hülkenberg. Aber auf den Longruns war er klar langsamer als der Teamkollege. "Es gibt noch immer ein paar Dinge, die ich am Auto verbessern kann", erklärt Ricciardo. "Ich bin am Herausfinden, was ich bezüglich der Balance will."

Daniel Ricciardo sucht noch nach Balance, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo sucht noch nach Balance, Foto: LAT Images

Da stimmt ihn das Tempo von Hülkenberg aber trotzdem zuversichtlich. "Zum Glück hat Nico Erfahrung und einen guten Longrun, da können wir hoffentlich noch was davon lernen", meint Ricciardo. Da fehlt ihm einfach noch das perfekte Zusammenspiel mit Renault. Das hat sich Hülkenberg, jetzt in seinem dritten Jahr mit dem Team, schon längst erarbeitet. Aber das Zusammenspiel mit Hülkenberg läuft, versichert Ricciardo. Damit sollte für den Samstag auf jeden Fall noch eine Verbesserung möglich sein.

Einen echten Top-Platz im Qualifying, das zweifeln aber bei Renault noch immer alle an. "Nach heute wissen wir es nicht wirklich", warnt Ricciardo. "Mercedes haben sich gezeigt. Ja, sie waren schnell, aber ich glaube wirklich nicht, dass Ferrari oder ein paar andere auch alles gezeigt haben. Ich freue mich auf morgen."