Nach Lewis Hamiltons Crash im Zeittraining für den Grand Prix von Brasilien 2017 lag sämtlicher Druck in der Mercedes-Garage auf Valtteri Bottas. Mit der dritten Pole Position seiner Formel-1-Karriere war der Finne in dem Moment zur Stelle, als das Team ihn am dringendsten brauchte. Im Kampf um Platz zwei der Fahrer-Weltmeisterschaft gelang Bottas gegen Sebastian Vettel obendrein ein wichtiger Punktsieg.

"Valtteri hat einen brillanten Job gemacht. Es war eine großartige Runde von Sebastian im Q3, also musste Valtteri wirklich alles herausholen um die Pole Position einzufahren", lobt Silberpfeil-Teamchef Toto Wolff seinen Underdog. Bottas war es erst im letzten Versuch gelungen, Vettels Zeit zu unterbieten. Letztendlich reichten 38 Tausendstel, um den Ferrari-Piloten von der Spitze zu verdrängen.

"Dass Lewis so früh raus war, war natürlich schade für uns. Am Ende hing alles von mir ab. Ich bin glücklich, dass ich abliefern konnte und es für die Pole gereicht hat", so Bottas, der in der zweiten Saisonhälfte bisher klar im Schatten von seinem Teamkollegen stand. Zuletzt war Bottas in Österreich auf die Pole Position gefahren - vor genau vier Monaten und drei Tagen.

"Ich fühle mich besser und besser mit dem Auto und wir arbeiten hart an den Problemen, die wir hatten - die ich hatte", erklärt Bottas, der zuletzt einen klaren Aufwärtstrend erkannt haben will: "Letztes Wochenende lag im Qualifying nur eine Hundertstel zwischen Lewis und mir und dieses Wochenende war es die ganze Zeit der Fall."

Nach seiner Bestzeit im 3. Freien Training hätte Bottas sich dem weltmeisterlichen Teamkollegen auch im Qualifying gerne gestellt. "Es war sehr schade, dass er nicht mehr dabei war", so der 28-Jährige. Für ihn war die Pole in mehrerlei Hinsicht ein wichtiger Erfolg. Nicht nur, dass er die Kastanien für sein Team aus dem Feuer holen konnte. Gegen Vettel kämpft Bottas in den letzten beiden Rennen immer noch um Platz zwei in der Fahrer-WM.

Formel 1 Brasilien 2017: Die Top-5 Brennpunkte zum Rennen (02:46 Min.)

Gesamtwertung: Bottas nimmt Vettel ins Visier

"Ich habe ein klares Ziel und das ist, in der Fahrer-Weltmeisterschaft Zweiter zu werden", erklärt Bottas, der momentan 15 Punkte Rückstand auf Vettel hat: "Es ist immer gut, ein Ziel zu haben. Es sorgt dafür, dass du härter arbeitest und dich mehr anstrengst. Und unser Ziel ist, diesen zweiten Platz in der Meisterschaft zu erreichen."

Den Rückstand auf Vettel hält Bottas durchaus für aufholbar. Um den Deutschen tatsächlich noch einzuholen, wäre eine maximale Punkteausbeute in den letzten beiden Rennen allerdings hilfreich. "Wir müssen hier und in Abu Dhabi wirklich starke Rennen haben", so der Finne, der 2017 in Russland und Österreich zwei Siege einfahren konnte.

In beiden Rennen setzte er sich im direkten Duell gegen Vettel durch. Um dieses Kunststück in Brasilien zu wiederholen wäre ein Start am Rande der Legalität, wie er ihn am Red Bull Ring vollführte, zweifelsohne von Vorteil. "Die ersten beiden Kurven sind in Interlagos immer etwas knifflig. Aber ich hoffe, dass ich einen guten Start erwische und es dadurch keine Schwierigkeiten gibt", so Bottas. "Auf diesem Kurs ist es nicht so einfach, zu überholen"

Doch selbst wenn er den Start gewinnen sollte, ist ein Rennsieg in Sao Paulo damit längst noch nicht in trockenen Tüchern, wie Bottas aus der Vergangenheit weiß: "Es gab hier oft sehr interessante Rennen, in denen viel passiert ist." Der große Regen, der in Brasilien regelmäßig für Chaos sorgt, soll laut Wetterbericht allerdings ausbleiben.

Dementsprechend liegt der Fokus von Bottas darauf, sich als Mercedes-Einzelkämpfer gegen das Ferrari-Duo hinter ihm durchzusetzen. "Es wird auf jeden Fall ein enges Rennen gegen Ferrari. Deshalb ist es wirklich gut, hier von der Pole zu starten. Wir haben ein gutes Auto."