Die Formel 1 dürfte sich beim Kanada GP viele Freunde gemacht haben: Am Samstagabend trafen sich mit Ausnahme von Mercedes, Ferrari und Force India alle Teams zur Neuauflage des legendären Floßrennens in Montreal. Alle Teams bekamen gleiches Material und mussten binnen 45 Minuten ein Floß aus Holzlatten und Plastik-Schwimmelementen basteln. Das Rennen wurde live auf der offiziellen Formel-1-Facebook-Seite übertragen.

"Wir haben uns im Internet Flöße angesehen und sind so zu diesem Design gekommen", erklärte Commercial-Boss Sean Bratches das Design seines Bootes. Bratches trat mit einer Promoter-Mannschaft an, Ross Brawn übersah das offizielle Formel-1-Floß. Auch ein Fan-Team durfte am Rennen teilnehmen. Das FIA-Boot musste ohne Charlie Whiting auskommen, weil der auch das Floß-Rennen als Rennleiter übersah.

Regeln gab es nur wenige für das Rennen: Sechs Mann mussten die Flöße mit Paddel um eine Boje und wieder zurück ans Ufer manövrieren. Die meisten Teams wählten für diese Aufgabe ihre starken Trucker. Red Bull Teamchef Christian Horner ließ es sich aber nicht nehmen, selbst mit aufs Floß zu steigen. Auch Brawn und Bratches legten selbst Hand an.

"Ich muss noch auf eine Abendveranstaltung", rechtfertigte McLaren Rennleiter Eric Boullier seine Abwesenheit. Ob es an seiner Abwesenheit lag? Das McLaren-Boot stürmte beim Startschuss gleich an die Spitze, setzte sich von allen Konkurrenten deutlich ab. Als die Konkurrenz an der Wendeboje war, kehrte das McLaren-Boot schon als Sieger ans Ufer zurück. Ironie des Schicksals, dass Ron Dennis, der wohl den Grundstein für die dominante Vorstellung legte, den überlegenen Sieg nicht mehr als McLaren-Boss miterleben durfte.

Mit großem Rückstand kam die Mannschaft von Toro Rosso auf Platz zwei ins Ziel. Der letzte Platz auf dem Podium ging an die leidgeplagte Mannschaft von Sauber. Zu Streitigkeiten kam es nach dem Rennen zwischen Red Bull und der FIA. Horner forderte vor laufenden Kameras: "Die FIA sollte disqualifiziert werden, sie haben die Tracklimits nicht eingehalten."

FIA disqualifiziert sich nicht selbst

Bislang wurde allerdings noch keine offizielle Untersuchung der FIA gegen sich selbst eingeleitet. FIA-Formel-1-Pressechef Matteo Bonciani war nach dem Rennen körperlich allerdings nicht mehr in der Lage, seine Mannschaft verbal zu verteidigen.

Während das Fan-Floß früh kenterte, sahen die Boote von Promoter und Formel 1 immerhin die Zielflaggte. "Wir wurden Vorletzte - hoffentlich wissen nicht viele Leute, was das bedeutet", scherzte Bratches. Für das Formel-1-Boot von Brawn lief es nur unwesentlich besser. "Ich war wohl nur beweglicher Ballast", zeigte er sich selbstkritisch.

Von Fernando Alonso gibt es nach dem überwältigenden Sieg seiner Mannschaft noch keine Äußerung. Der Spanier hatte versprochen, bei McLaren bleiben zu wollen, sollten sie bis September noch einen Sieg einfahren.