Eigentlich sollte sich dank des Russland-Sieges für Valtteri Bottas alles zum Guten wenden. Kein Gerede mehr über einen Nummer-2-Status, keine Verweise mehr auf schwache Leistungen im Rennen. Doch das Wochenende in Spanien war für den Finnen eines zum Vergessen. Statt mit dem nächsten starken Ergebnis verlässt Bottas Katalonien mit null Punkten.

Bereits nach wenigen Metern nahm das Rennen für ihn eine vorentscheidende Wendung. Im Getümmel kurz nach dem Start wurde es für die Beteiligten in der ersten Kurve eng. Es folgte eine Kettenreaktion, die Bottas ins Rollen brachte. Er touchierte den außen fahrenden Kimi Räikkönen, dieser wiederum krachte in Max Verstappen. Für die beiden Letztgenannten war das Rennen vorbei. Die Rennleitung sah sich den Vorfall lange an, entschied aber auf Rennunfall.

Kurz nach dem Start löste Bottas eine Kettenreaktion aus, Foto: Sutton
Kurz nach dem Start löste Bottas eine Kettenreaktion aus, Foto: Sutton

Konkurrenz beschuldigt Bottas

Bottas stimmte dem - wenig überraschend - zu. "Es war unglücklich, dass ich mit Kimi kollidiert bin. Das war alles etwas zu eng. Schade, was danach mit den Jungs passiert ist, aber beim Rennfahren berührt man sich halt auch mal. Ich hatte keinen Platz mehr", verteidigte sich der Finne. Rennunfall, fertig? Nicht für die Unfallopfer. "Ich bin ziemlich sicher, dass Vatteri genug Platz hatte. Es gab nichts, das Max oder ich hätten tun können - wenn du derart von hinten getroffen wirst, gibt es keine Möglichkeit die Kollision zu vermeiden", sagte Räikkönen.

Doch Bottas wurde auch ohne Eingreifen der Stewards bestraft. Mit der Kollision verlor er deutlich an Pace. "Nach dem Kontakt hatte ich im ersten Stint große Probleme, wir schauen noch, ob alles okay war oder nicht. Ich glaube eher nicht, denn die Lücke auf die Jungs vor mir war zu groß, größer als sie hätte sein sollen", so Bottas. Während sich Vettel und Hamilton an der Spitze absetzten, fuhr Bottas zunächst sein eigenes Rennen.

Im Zuge der strategischen Überlegungen auf beiden Seiten geriet Bottas dann aber nochmals in den Fokus. Mercedes versuchte bei Bottas eine Ein-Stopp-Strategie und verband das Nützliche mit dem Angenehmen. Denn Sebastian Vettel, im zweiten Stint auf weicheren Reifen unterwegs als Lewis Hamilton, lief schnell auf Bottas auf. Doch Bottas hielt Vettel extrem auf, damit Hamilton dahinter den Abstand verringern konnte. Blockade-Bottas war geboren.

Bottas bremste Vettel aus, Foto: Sutton
Bottas bremste Vettel aus, Foto: Sutton

"Ich habe alles getan, um Sebastian hinter mir zu halten, damit er Zeit verliert. So läuft es nun mal. Das war zu diesem Zeitpunkt mein Job, meine Mission", redet er gar nicht erst um den heißen Brei herum. Ein paar Runden gelang es Bottas tatsächlich, Vettel aufzuhalten, ehe dieser dank eines starken Manövers den Weg vorbeifand. "Der Pace-Unterschied war zu groß und er ist vorbeigekommen, aber ich habe dem Team definitiv geholfen, denke ich", sagte er.

Gegen Hamilton leistete er wenige Augenblicke später kaum Widerstand. Bottas verschwand in der Folge aus dem Bild, das Virtuelle Safety Car zerstörte obendrein noch seine Hoffnung, die Ein-Stopp-Strategie könnte ihm helfen. "Seb und Lewis konnten dadurch stoppen, wodurch ich nicht den Vorteil daraus ziehen konnte, den ich mir vorgestellt habe", schilderte er.

Motor quietscht zum Abschied

Valtteri Bottas' Rennen endete mit einem Motorschaden, Foto: Sutton
Valtteri Bottas' Rennen endete mit einem Motorschaden, Foto: Sutton

Dennoch war in der Folge der Weg zu Platz drei eigentlich frei, denn Daniel Ricciardo war deutlich langsamer. Bis aus Bottas' Wagen in Runde 39 plötzlich ein böses Quietschen ertönte. Der Turbo verabschiedete sich, Motorschaden am Mercedes. Das Aus für Bottas. Er musste die Rechnung für den Einsatz des alten Motors zahlen. Eigentlich erhielten beide Mercedes-Piloten für das Wochenende ein komplett frisches Aggregat, aber ein Wasserleck am Samstagmorgen veranlasste die Mechaniker dazu, bei Bottas auf den alten Motor zurückzugreifen.

"Wir sind das Risiko eingegangen, den alten Motor einzubauen. Der war eigentlich schon über seine Laufleistung hinaus, aber es gab keine andere Option, um am Qualifying teilzunehmen", verwies Bottas auf den Zeitdruck. Toto Wolff bedauerte den Vorfall. "Es war ein Risiko. Wir wussten, dass wir die Laufleistung ausweiten würden. Es ist unglücklich und es ist uns auch in der Vergangenheit passiert. Heute hat es Valtteri erwischt", sagte der Österreicher.

Zuspruch für Teamplayer Bottas

Jedoch betonte Wolff de tollen Wert, den Bottas für den Teamerfolg geleistet hat. "Er spielte eine wichtige Rolle für Lewis' Sieg heute", stellte er klar. Ähnliche Worte kamen auch vom Rennsieger selbst. "Es war eine Teamleistung, und es war schade für ihn mit dem Ausfall, denn als Teamkollege hat er eine entscheidende Rolle gespielt", weiß Hamilton den Einsatz des Finnen zu schätzen.

Worte, auf die Bottas wohl gerne verzichtet hätte. Denn der WM-Zug ist angesichts von 41 Punkten Rückstand auf Vettel erst einmal abgefahren. Hamilton dagegen ist bis auf sechs Punkte am Deutschen dran. Durchaus möglich, dass Bottas also in Zukunft häufiger derartige Helferdienste übernehmen darf. Die Diskussionen um einen möglichen Nummer-2-Status würde das wieder entfachen.