Nachdem Nico Hülkenberg in Bahrain um einiges näher an den Top-Teams war, hatte er sich dank Updates am Renault für den Großen Preis von Russland den nächsten Schritt in Richtung Red Bull gewünscht. Der Auftakt ins vierte Rennwochenende der Saison verlief jedoch nicht nach Plan. Zunächst musste der Deutsche am Vormittag sein Cockpit für Entwicklungsfahrer Sergey Sirotkin räumen, dann fehlten ihm auf seiner schnellsten Runde über zwei Sekunden auf die Bestzeit.

Im Bahrain-Qualifying waren es lediglich anderthalb Zehntel, die Hülkenberg auf Platz sieben auf den schnellsten Red Bull fehlten. Renault schien sich in immer größeren Schritten dem Titel als vierte Kraft im Feld zu nähern, doch im 2. Freien Training für den Russland-GP folgte der R.S.17 den Befehlen seines Jockeys nur bedingt. "Ich bin mit der Balance die wir hatten nicht sehr zufrieden. Speziell im Longrun. Von daher haben wir da noch Nachholbedarf", so Hülkenberg.

Dabei hatte Renault nach dem letzten Rennwochenende in Bahrain bei den Testfahrten in der Wüste wichtige Erkenntnisse gesammelt, um den Boliden für Sochi mit kleinen Updates weiter nach vorne zu bringen. Auf dem Kurs in Russland machen sich die Verbesserungen jedoch nicht bemerkbar. "Es ist schwer das Auto mit den Updates in Bahrain zu vergleichen, denn die Kurse könnten kaum unterschiedlicher sein. Es sind ganz andere Anforderungen", erklärt Hülkenberg.

Dass er am Nachmittag trotzdem wieder deutlich vor Teamkollege Jolyon Palmer lag, konnte ihm den Tag auch nicht mehr versüßen. "Das befriedigt mich an einem Freitag nicht besonders", gibt er sich gegenüber Motorsport-Magazin.com abgeklärt. Die Franzosen wissen aber mittlerweile, was sie an ihrem Neuzugang haben. "Nico macht einen großartigen Job. Er gibt sehr klares Feedback und weiß genau, was er vom Auto will. Außerdem ist er immer sofort schnell", lobt Technik-Direktor Nick Chester seinen Schützling.

Nico Hülkenberg mit russichen Fans, Foto: Renault
Nico Hülkenberg mit russichen Fans, Foto: Renault

Sirotkin-Einsatz dank Defekt kein großer Verlust

Genau aus diesem Grund hat das Team auch entschieden, dass er und nicht Palmer in diesem Jahr das eine oder andere Mal für Entwicklungspilot Sergey Sirotkin das Cockpit im ersten Training am Freitag räumen muss. Vor heimischem Publikum hatte Sirotkin im 1. Freien Training seinen ersten Auftritt in der Saison 2017, doch der dauerte nicht lange.

Nach nur zwei Runden quittierte die Power Unit im Heck seines Boliden den Dienst. Für Hülkenberg war sein Aussetzen damit deutlich einfacher zu verschmerzen. "Ich habe dadurch jetzt eigentlich nichts verloren. Das Problem wäre bei mir natürlich auch aufgetreten", weiß der Deutsche.

Für das Team war es dennoch alles andere als optimal, am Vormittag nur mit einem Auto unterwegs zu sein. "Das war natürlich nicht gut, diese Streckenzeit zu verlieren. Wir haben dabei definitiv einige Informationen und Erkenntnisse verloren, die er hätte sammeln können. Im 2. Freien Training bei null anzufangen, war sehr unglücklich", fügt Hülkenberg an, der auch mit dem Teamkameraden mitfühlte: "Speziell für Sergey ist es natürlich echt schade."

Renault ist in Russland bisher weit von den Top-Teams entfernt, Foto: Sutton
Renault ist in Russland bisher weit von den Top-Teams entfernt, Foto: Sutton

Spezielle Sochi-Charakteristik sorgt für Rückstand

Was die Balance-Probleme anbelangt hat Hülkenberg das Gefühl, dass auch die spezielle Charakteristik des Sochi Autodroms ihren Teil dazu beiträgt. "Die Autos scheinen sich dieses Jahr hier schwieriger zu fahren, sie befinden sich viel mehr am Limit. Es ist einfacher, es zu übertreiben und sich zu verschätzen. Es auch sehr windig, besonders in Kurve 14, wo wir so tief hineinbremsen", erklärt er. Auch der nun wieder größere Abstand könnte für ihn mit der Strecke zusammenhängen: "Es kommt immer auf den Kurs an und wie viele Kurven es sind. Wenn es mehr sind, verlierst du auch mehr Zeit."

Klar ist für den 29-Jährigen aber trotzdem: "Was wir im Moment haben, ist nicht gut genug. Also müssen wir versuchen, es besser zu machen." Das gilt in seinen Augen auch immer noch für die Motorenabteilung seines Arbeitgebers. Während vielerorts gemunkelt wurde, dass die Franzosen mittlerweile auf Augenhöhe mit Mercedes und Ferrari stehen, hat Hülkenberg noch eine andere Meinung.

"Ich denke, Renault liegt immer noch etwas hinter den anderen Herstellern." In welchem Zehntelbereich sich der Rückstand bewegt, will er nicht beurteilen. Da jedoch Renault-Kunde Red Bull ebenfalls ein Defizit bemängelt, hält er sich einfach an die Konkurrenz: "Wenn Red Bull das sagt, muss es wahr sein", ist der Hulk trotz allem Frust immer noch zu Scherzen aufgelegt.