Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Vier Jahre lang haben sie sich gegenseitig angetrieben, geliebt und gehasst. Sie kollidierten, schlitzten sich die Reifen auf, feierten Rekorde und Titel. Doch damit ist Schluss. Es fühlte sich am Donnerstag schon seltsam an, vom Mercedes-Launch mit Lewis Hamilton und eben nicht Nico Rosberg zu berichten. Zu sehr ist die Silberpfeil-Fahrerpaarung der letzten vier Saisons zum Automatismus geworden - nur nicht für Hamilton selbst.

"Ehrlich gesagt fühlt es sich nicht komisch an", sagte der dreimalige Weltmeister mit einem Lachen. "Die letzten paar Monate dachte ich, dass es komisch wird ohne Nico. Aber es geht weiter. Jemand anderes nimmt seinen Platz ein. So ist das leben." Für Hamilton selbst ändert sich durch den neuen Teamkollegen Valtteri Bottas nichts. "Es gibt einen Titel zu gewinnen und den will ich haben." Ob er ihn gegen Rosberg, Bottas, Vettel oder Verstappen gewinnt, spielt für ihn keine Rolle.

Hamilton vs. Bottas: Kein Rucksack wie bei Rosberg

Lewis Hamilton und Valtteri Bottas: Knallt es bei Mercedes erneut?, Foto: Sutton
Lewis Hamilton und Valtteri Bottas: Knallt es bei Mercedes erneut?, Foto: Sutton

Für Mercedes bedeutet die neue Fahrerpaarung eine neue Dynamik innerhalb des Teams. Auf der einen Seite geht so der bekannte Rhythmus verloren, auf der anderen Seite ist es ein Neuanfang ohne Altlasten. "Sie haben nicht diesen Rucksack, den Nico mit Lewis hatte oder umgekehrt", bestätigt Toto Wolff. "Deswegen habe ich momentan ein gutes Gefühl."

Gleichzeitig dürfe man sich aber keine Illusionen machen: "Das erste Mal, wenn es auf der Strecke heiß hergeht, wenn es um Plätze und die Meisterschaft geht, dann ist Schluss mit lustig", betont Wolff. "Diesen wilden Ritt haben wir in den letzten Jahren mitgemacht und das wird denke ich auch so weitergehen."

Der wilde Ritt zwischen Hamilton und Rosberg führte in den vergangenen Jahren dazu, dass Mercedes klare Verhaltens- und Fahrregeln aufstellen musste. So sollten Zwischenfälle wie der aufgeschlitzte Reifen von Spa oder die Kollision von Barcelona vermieden werden.

Hamiltons Blockade-Fahrweise hat Folgen

RE-LIVE: Der Launch des Silberpfeils für 2017: (18:09 Min.)

Der Rücktritt von Rosberg wenige Tage nach seinem Titelgewinn brachte Mercedes nicht nur auf dem Fahrermarkt in die Zwickmühle. Der Medienwirbel um den Champion und seinen Abschied sorgte auch dafür, dass die ignorierte Teamanweisung von Hamilton in der Schlussphase des Abu Dhabi Grand Prix nicht weiter groß beachtet wurde.

So konnte das Team die Situation in relativer Ruhe ohne Störfeuer der Presse intern lösen. "Wir haben während des Winters über viele Dinge gesprochen", verriet Hamilton. "Ich konnte mir einige Dinge von der Seele reden und jetzt läuft die Kommunikation besser denn je. Wir wachsen gemeinsam weiter."

Dennoch fließen die Erkenntnisse von Abu Dhabi in eine Neufassung der Team-Regeln ein. "Wir werden sie ein wenig trimmen und die Teile hinzufügen, die gefehlt haben, aber es wird keine komplexe interne Regelung", betonte Wolff. An der Grundregel soll sich aber nichts ändern: Beide Piloten dürfen frei gegeneinander um Siege und den Titel kämpfen.

Dazu gehört es auch, dass sie ihre Daten innerhalb des Teams teilen. "Die Schlagzeile 'Kampf bei Mercedes' verkauft sich immer gut", sagt Wolff in Anspielung auf kürzliche Medienberichte. "Wenn man die Daten teilt, macht man das Auto schneller." Man könne die unterschiedlichen Linien und Einstellungen erkennen und miteinander vergleichen. "Das war ein wichtiger Faktor unseres Erfolgs. Ich persönlich fände es auch gut, wenn die Daten nicht geteilt werden würden - aber nur, wenn das alle anderen Teams auch machen!"