Der Rücktritt von Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg am vergangenen Freitag kam für alle überraschend. Auch für Niki Lauda, seines Zeichens Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams, der erst kurz vor der Bekanntgabe von Rosbergs Entscheidung erfahren hatte. Über dieses Timing war der Österreicher alles andere als erfreut.

"Er hat uns gar keine Anzeichen dafür gegeben", beklagte sich Lauda gegenüber Sky. "Nico hätte uns ja vorwarnen können: 'Wenn ich Weltmeister werde, dann höre ich auf.' Aber das hat er nicht getan." Außerdem kritisierte Lauda, dass Rosberg seinen Vertrag im Sommer vorzeitig bis 2018 verlängerte, ohne jedoch Ausstiegklauseln einzubauen, die jetzt zum Tragen hätten kommen können.

Rosberg selbst kann die Kritik seines nunmehr ehemaligen Chefs hingegen nicht nachvollziehen. "Ich verstehe nicht, was Niki da geritten hat. Irgendwas muss er falsch verstanden haben", sagte Rosberg der Zeit und betonte, er habe den Mercedes-Teamchef als einen der Ersten über seinen Rücktritt informiert und zudem alles getan, um den Silberpfeilen Planungssicherheit zu ermöglichen.

"Wenn es nur nach mir gegangen wäre, hätte ich mir lieber Zeit bis Weihnachten mit der Verkündung des Rücktritts gelassen, aber das hätte ich dem Team nicht antun können", erklärte Rosberg, weshalb er den Rücktritt vom aktiven Rennsport nur wenige Tage nach seinem Titelgewinn in Abu Dhabi publik machte.

Rosberg auf Laudas Spuren

Bei einem Blick auf seine eigene Karriere müsste Lauda für das Verhalten Rosbergs eigentlich Verständnis aufbringen können, denn auch der Österreicher trat 1979 von einer Sekunde auf die andere Sekunde zurück. Mit der Begründung, er habe keine Lust mehr, beendete Lauda während des Trainings zum Kanada GP seine Laufbahn und stellte Brabham-Teamchef Bernie Ecclestone damit vor vollendete Tatsachen.

Niki Lauda und Bernie Ecclestone 1979, Foto: Sutton
Niki Lauda und Bernie Ecclestone 1979, Foto: Sutton

Was Lauda und Rosberg (noch) unterscheidet, ist, dass Lauda drei Jahre nach seinem Rücktritt ein Comeback startete und 1982 für McLaren in die Formel 1 zurückkehrte. Durchaus erfolgreich bekanntermaßen, denn 1984 krönte er sich zum dritten und letzten Mal zum Weltmeister.

Ob es bei Rosberg auch so kommt? Gerhard Berger, ein enger Freund des Deutschen, der für ihn auch den neuen Mercedes-Vertrag aushandelte, kann sich das durchaus vorstellen. "Kann sein, dass es in zwei oder drei Jahren so weit ist, dass er sagt: 'Ich möchte nicht mehr zu Hause sitzen.' Ich könnte mir vorstellen, dass er irgendwann schwach wird", so Berger bei Servus TV.