Williams steckt kurz vor der Sommerpause in argen Schwierigkeiten. Auf der selbsterklärten Paradestrecke in Österreich holte das Team nur zwei Punkte und das Heimrennen in Silverstone war eine Nullnummer. In der Weltmeisterschaft ist der Vorsprung auf Force India auf nur noch 19 Punkte zusammengeschrumpft. Beim Rennen auf dem Hungaroring soll der Spieß wieder umgedreht werden, doch winklige Kurse wie dieser liegen dem Auto erfahrungsgemäß nicht besonders gut. Letztes Jahr gingen Felipe Massa und Valtteri Bottas in Budapest leer aus. Die Vorzeichen für einen Konter im Kampf gegen Force India könnten also besser sein, doch vielleicht zahlen sich die Investitionen auch entgegen aller Statistiken schon in Ungarn aus.

Das letzte Rennen: Ein Trauerspiel

Der Grand Prix von Großbritannien sollte für Williams eigentlich die Kehrtwende bringen. Der britische Traditionsrennstall wollte die Schmach von Österreich vergessen machen, doch stattdessen kam es noch schlimmer. In der Qualifikation schaffte es nur Bottas ins Q3 und auch im Rennen sah die Mannschaft aus Grove kein Land. Massa haderte das ganze Wochenende über mit der Balance seines Autos und wurde schlussendlich mit einer Runde Rückstand Elfter, während Bottas sich auf Punktekurs auf der nassen Strecke drehte und nur als Vierzehnter ins Ziel kam. Nicht einmal bei den Boxenstopps konnte Williams in Silverstone die Bestzeit erzielen, nachdem der Crew in den ersten neun Saisonrennen dieses Kunststück jedes Mal gelungen war.

Williams war in Silverstone nicht auf Kurs, Foto: Sutton
Williams war in Silverstone nicht auf Kurs, Foto: Sutton

Die Neuerungen: Step by Step

Nachdem in Silverstone ein neuer Frontflügel am FW38 zum Einsatz kam, bringt Williams für das vorletzte Rennen vor der Sommerpause einen neuen Unterboden für den Boliden mit. Die Weiterentwicklung des aktuellen Boliden steht angesichts der Misserfolge der vergangenen Wochen noch längst nicht still. Für Ungarn entscheidender sind für den Rennstall jedoch die Änderungen an der Strecke. "Das Hauptaugenmerk wird auf den hohen Temperaturen und dem neuen Asphalt der Strecke liegen, der den Reifen sehr viel abverlangen wird", sagte Chefingenieur Pat Symonds.

Die Erwartungen: Besser sein als die Statistik

Der Hungaroring zählt zu den engsten Kursen im Rennkalender, und in der Vergangenheit hatte Williams dort für gewöhnlich seine liebe Mühe. Dem Optimismus des Teams tut die Statistik jedoch keinen Abbruch. "Obwohl der Hungaroring einer der langsameren Kurse ist, ist es trotzdem einer, auf dem unser Auto schnell sein kann. Valtteri lag vergangenes Jahr auf Platz fünf, bis ihn eine Kollision zurückgeworfen hat", so Symonds.

Für Valtteri Bottas ist das Rennen in Ungarn ein ganz spezielles, weshalb ein gutes Ergebnis dem Finnen hier besonders viel Freude bereiten würde. Traditionell nehmen viele seiner Landsleute den Weg nach Budapest auf sich, um ihre Formel-1-Stars anzufeuern: "Das Rennen hat den Spitznamen 'Finnland-Grand-Prix', da hier oft zehntausende finnische Fans vor Ort sind. Ich genieße es immer sehr, die finnischen Flaggen zu sehen und diese Unterstützung zu spüren."

Felipe Massa verbindet mit dem Hungaroring seit einigen Jahren ebenfalls ganz besondere Erinnerungen - allerdings aus ganz anderen Gründen. Der Brasilianer hat aber trotz seines Unfalls im Jahr 2009 nur positive Empfindungen, wenn er an Ungarn denkt. "Ich persönlich habe zu Ungarn eine sehr starke Beziehung, da ich hier diesen Unfall hatte. Aufgrund dessen habe ich hier die unglaublichsten Fans, die mich sehr unterstützen. Sie folgen mir überall hin und haben immer Geschenke dabei. Es ist ein wundervoller Ort und es ist immer schön, zurückzukommen und Zeit mit den Fans zu verbringen", sagte Massa.

Letztes Jahr verlor Bottas in Ungarn seine Chance auf Punkte durch eine Kollision, Foto: Sutton
Letztes Jahr verlor Bottas in Ungarn seine Chance auf Punkte durch eine Kollision, Foto: Sutton

Die Statistik: Williams beim Ungarn GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Williams 7 6918 1882049
Valtteri Bottas 0 000 40
Felipe Massa 0 020 38263

Williams in Ungarn: Williams kann auf dem Hungaroring auf eine äußerst erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Sieben Siege konnte das Team in Budapest bereits feiern. Jeweils zwei Mal gewannen Nelson Piquet (1986, 1987), Damon Hill (1993, 1995) und Jacques Villeneuve (1996, 1997) für den britischen Traditionsrennstall. Der Belgier Thierry Boutsen holte 1990 einen Sieg. Dazu kommen sechs Pole Positions, neun schnellste Rennrunden sowie zwölf weitere Podestplatzierungen.

Valtteri Bottas in Ungarn: Bottas konnte in Ungarn bisher noch nicht glänzen. Lediglich vier Punkte konnte der Finne bei seinen bisher drei Starts in Budapest einfahren, und zwar im Jahr 2014. In seiner Debüt-Saison 2013 sah Bottas die Zielflagge nicht und im vergangenen Jahr sorgte eine Kollision dafür, dass er nicht über den 14. Rang hinaus kam.

Felipe Massa in Ungarn: Felipe Massa kommt auf dem Hungaroring zwar auf zwei schnellste Rennrunden und stattliche 263 Führungskilometer, stand aber trotzdem noch nicht auf dem Podium. Ein vierter Platz aus dem Jahr 2010 ist bis dato sein bestes Ergebnis in Budapest.

Der Hungaroring war Damon Hills Paradestrecke und der Brite gewann hier für Williams zwei Mal, Foto: Sutton
Der Hungaroring war Damon Hills Paradestrecke und der Brite gewann hier für Williams zwei Mal, Foto: Sutton

Die Prognose: Punkte mit Ach und Krach

  • Streckencharakteristik spricht gegen Williams
  • Druck auf ein Erfolgserlebnis ist gestiegen
  • Neuer Unterboden für Massa und Bottas
  • Williams kann mit schwierigen Situationen umgehen

Motorsport-Magazin.com meint: Williams befindet sich zurzeit in einer gefährlichen Abwärtsspirale, doch die Ressourcen und die Erfahrung des Teams sprechen gegen einen anhaltenden Abwärtstrend. Die Mannschaft kämpft um den Anschluss an die Spitze und lässt die Entwicklung des 2016er Boliden noch längst nicht ruhen. Große Sprünge in Richtung Ferrari dürfen in Ungarn zwar nicht erwartet werden, aber im Kampf mit Force India oder Toro Rosso darf man ein Team wie Williams niemals abschreiben. (Florian Becker)