Eines der heißdiskutierten Themen im Vorfeld des Großen Preises von Österreich 2016 war die neue Asphaltschicht, welche das F1-Fahrerfeld in den ersten beiden Freien Trainings zum ersten Mal auf Herz und Nieren prüfen konnten. Die Meinungen waren überwiegend einhellig: Die neue Asphaltschicht bietet wesentlich mehr Grip als die alte. Das hat sich bereits beim diesjährigen Gastspiel der DTM in der Steiermark gezeigt. Ekström und Co. waren im Schnitt knapp über zwei Sekunden schneller unterwegs als im Vorjahr.

Topfeben und Megagrip

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel war voll des Lobes für die Mühen und den Arbeitsaufwand der Streckenbetreiber: "Es ist wirklich super. Man hat viel Grip und es ist ein deutlicher Schritt nach vorne. Ich glaube, so gut hat das bisher noch keine Rennstrecke hinbekommen. Es ist topfeben, wie aus einem Guss." Etwas anderes hätte der Deutsche auch nicht erwartet. "Man gibt sich hier generell sehr viel Mühe und es ist toll zu sehen, dass man mit so viel Leidenschaft dabei ist", schwärmte der Deutsche.

Ähnlich begeistert war das McLaren-Duo Jenson Button und Fernando Alonso. "Es ist gut, ich mag ihn sehr", so der Spanier. "Er ist sehr eben und es gibt keine Bodenwellen. Wir waren auch in der Lage, den Grip zu nutzen, das war recht gut." Auch sein Teamkollege war schwer nach den ersten beiden Trainings schwer begeistert von der neuen Oberfläche. "Es ist der ebenste, den wir über die Saison haben", sagte Button. "Sie haben beim Verlegen großartige Arbeit geleistet."

Nicht jeder fand den Grip, Foto: Sutton
Nicht jeder fand den Grip, Foto: Sutton

Toro Rosso-Pilot Carlos Sainz weiß den neuen Asphalt ebenso zu schätzen. "Die Oberfläche ist unglaublich glatt und hat keine einzige Bodenwelle", so der Spanier. "Es ist ein bisschen wie Fahren in einem Simulator. Alles ist sehr glatt, man hat viel Speed und viel Grip. Ich mag es." Gleichzeitig stellt das hohe Gripniveau die Fahrer vor neue Herausforderungen. "Wenn du Übersteuern bekommst, kommt das recht plötzlich", erklärte Sainz. "Dann ist es schwierig, das Auto zu kontrollieren. Wir sind im Vergleich zum vergangenen Jahr viel schneller in den meisten Kurven. Wenn du dann das Auto plötzlich verlierst, passiert das bei höherer Geschwindigkeit und es ist schwieriger, es zu kontrollieren. Aber das ist richtig Fun!"

Asphalt trocknet ultraschnell ab

Da die Wettervorhersage für den Österreich GP wechselhaftes Wetter mit starker Tendenz zu Regen ankündigt, wird es interessant sein, zu sehen, wie sich der Asphalt bei feuchten Bedingungen verhält. Einen ersten Eindruck konnten die Piloten bereits im zweiten Freien Training bekommen. Button resümierte: "Der Asphalt scheint unter feuchten Bedingungen gut zu sein. Aber dennoch ist es ein schwieriger Kurs, denn es bleibt die Radsturzveränderung in den Kurven 1, 2 und 3. Selbst wenn es eben ist, hast du einen massiven Abfall durch den Kurvenscheitel. Es ist daher schwierig, die Balance des Autos hinzubekommen."

Natürlich achtete man auch darauf, wie schnell der Asphalt wieder trocknet. "Nach einer halben Stunde gingen wir wieder auf Trockenreifen, nachdem es aufhörte zu regnen. Das sind sehr gute Nachrichten", so Alonso. Genau dieser Aspekt begeisterte auch Mercedes-Technikchef Paddy Lowe: "Es ist erstaunlich, dass es hier so stark regnen und dann innerhalb einer Stunde schon wieder komplett trocken sein kann. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen!"

Aber es gab auch weniger begeisterte Stimmen. Force India-Pilot Nico Hülkenberg beispielsweise steht der neuen Oberfläche auf dem Red Bull Ring eher gleichgültig gegenüber. "Ich glaube, der Asphalt ist eher neutral", sagte der Deutsche. "Es fühlt sich gut an und es fühlt sich auch nach mehr Grip im Vergleich zum Vorjahr an. Für uns ist es jedoch weder positiv noch negativ. Es ist einfach anders. Und es ist für alle so", erklärte Hülkenberg pragmatisch.