Der Stadtkurs von Monaco gilt allgemeinhin nicht als Power-Strecke und die Belastung für den Motor hält sich im Vergleich zu anderen Rennstrecken, wie zum Beispiel Monza oder Sochi, eher in Grenzen. Dennoch sahen wir in der Qualifikation einen in der heutigen Formel 1 eher selten gewordenen, kapitalen Motorschaden.

Das Aufsehen war daher groß, als sich das Ferrari-Aggregat im Heck des Sauber C35 von Felipe Nasr gleich zu Beginn von Q1 auf spektakuläre Art und Weise verabschiedete. "Kaum war ich auf der Strecke, spürte ich leichte Vibrationen am Auto. Als ich danach mit Vollgas durch den Tunnel fuhr, hatte ich plötzlich einen kompletten Leistungsverlust", so der Brasilianer.

Mit einer enormen Rauchwolke quittierte die auf die Bezeichnung Ferrari 059/5 getaufte Power Unit ihren Dienst. Solche kapitalen Motorschäden gab es in den Tagen der V10-Motoren regelmäßig, in den letzten Jahren wurden sie jedoch selten. Die Tatsache, dass ausgerechnet in Monaco ein Motor so einen Kapitalschaden erleidet, ist durchaus verwunderlich.

Der Vollgas-Anteil in Monaco beträgt lediglich um die 40 %. Das längste zusammenhängende Stück unter Volllast ist dabei der Abschnitt zwischen der Portier-Kurve und der Hafenschikane, wo die Fahrer auch den berühmten Tunnel durchfahren. Dieser Abschnitt erstreckt sich über 510 m oder, in Zeit gemessen, 8 Sekunden.

Am Ende dieses Streckenteils wird auch die Höchstgeschwindigkeit der Formel-1-Boliden gemessen - und genau dort verabschiedete sich Nasrs Motor. Der Sauber-Pilot wurde während seines Defektes mit 214, 7 km/h gemessen. Den höchsten Topspeed erreichte im Qualifikationstraining Pascal Wehrleins Mercedes-befeuerter Manor mit 297,9 km/h.

Generell waren die Mercedes-Aggregate bei der Höchstgeschwindigkeit dominierend. Die schnellsten acht Autos waren sämtliche von Mercedes-Motoren angetriebenen Fahrzeuge im Feld. Erst dann kam mit 293,5 km/h der Red Bull von Daniel Ricciardo. Das schnellste Fahrzeug mit einem Ferrari-Motor war der Haas von Romain Grosjean mit 292,4 km/h. Jenson Button kam im McLaren Honda auf 290,7 km/h.

Kapitale Motorschäden gab es vor allem in Zeiten der Saugmotoren, Foto: Sutton
Kapitale Motorschäden gab es vor allem in Zeiten der Saugmotoren, Foto: Sutton

Eine Erklärung bezüglich des Motorschadens von Nasr steht sowohl seitens Saubers als auch Ferraris noch aus. Zu hoffen bleibt jedenfalls, dass ein solcher Defekt im Rennen an keinem der Autos auftritt. Denn derartige Motorschäden können in Rennsituationen in Monaco durchaus gefährliche Konsequenzen haben, wie der Motorschaden an Takuma Satos BAR Honda im Jahr 2004 zeigte: Damals überschlug sich Giancarlo Fisichella im Sauber und landete auf der Leitplanke, nachdem er in der dichten Rauchwolke auf David Coulthards McLaren aufgefahren war.