Die Formel 1 wird noch eine Spur bunter. In Monaco feiert an diesem Wochenende der neue Ultrasoft-Reifen sein Debüt. Die bis dato weichste Mischung aus dem Hause Pirelli ist mit einer lila Markierung versehen und sorgt mit zusätzlichem Grip dafür, dass die Zeiten im Fürstentum nur so purzeln.

Daniel Ricciardos Bestzeit von 1:14.607 Minuten im zweiten Freien Training war vier Zehntelsekunden schneller als Lewis Hamiltons Pole Position auf Supersoft im vergangenen Jahr. Der Australier lag sogar 2,5 Sekunden unter Hamiltons Wert aus dem letztjährigen zweiten Training, allerdings wurde die Bestzeit damals auf den Soft-Reifen aufgestellt, zudem waren die Streckenbedingungen nach Regenfällen nicht optimal. Der Vergleich hinkt also ein wenig.

Session Jahr Pilot Team Reifen Zeit
FP12016Lewis HamiltonMercedesPirelli Ultrasoft1:15.537
FP12015Lewis HamiltonMercedesPirelli Soft1:18.750
FP22016Daniel RicciardoRed BullPirelli Ultrasoft1:14.607
FP22015Lewis HamiltonMercedesPirelli Soft1:17.192
Qualifying2015Lewis HamiltonMercedesPirelli Supersoft1:15.098
Rennen2004Michael SchumacherFerrariBridgestone1:14.439
Qualifying2006Kimi RäikkönenMcLarenMichelin1:13.532

Interessanter ist da schon der historische Vergleich. Ricciardo kam bis auf anderthalb Zehntel an Michael Schumachers Rundenrekord im Rennen heran, den der damalige Ferrari-Pilot 2004 mit Bridgestone-Reifen aufstellte. Und auch zum absoluten Rundenrekord in Monaco, erzielt vor zehn Jahren im Qualifying von Kimi Räikkönen auf McLaren mit Michelin-Pneus, fehlten nur noch 1,1 Sekunden.

Kimi Räikkönen hält den absoluten Rundenrekord in Monaco, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen hält den absoluten Rundenrekord in Monaco, Foto: Sutton

Gut möglich, dass im Laufe des Wochenendes am Rekord des Finnen gekratzt wird, in Monaco verbessern sich die Streckenbedingungen von Session zu Session bekanntlich stärker als auf herkömmlichen Strecken.

Wie viel Performance im ultraweichen Reifen steckt, wird auch bei einem Vergleich mit dem aktuellen superweichen Pneu deutlich. Im zweiten Freien Training fuhr Hamilton in 1:15.489 Minuten die schnellste Zeit mit dem rot markierten Reifen, war damit jedoch knapp neun Zehntel langsamer als Ricciardo bei dessen Ultrasoft-Run.

Geringer Verschleiß

Die Meinungen der Piloten über die neue Mischung fielen trotzdem eher zurückhaltend aus. "Ich hätte mir mehr Grip erwartet. Es war eine Verbesserung, aber Unterschied zu den Supersofts war nicht so groß", meinte etwa Jenson Button. Eine ähnliche Sicht der Dinge vertrat sein McLaren-Teamkollege Fernando Alonso. "Für eine Runde sind sie besser. Ich konnte aber sonst nicht viel Unterschied zu den Supersofts feststellen. Wir brauchen einen Super-super-ultra-Grip-Soft!"

Ins Auge stach, dass der Ultrasoft nur relativ geringe Verschleißerscheinungen zeigte und somit verhältnismäßig lange hielt. "Von dem, was wir bisher gesehen haben, erwarten wir, mehr als 15 Runden aus diesem Reifen herauszubekommen, bevor er gewechselt werden muss", gab Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery einen Ausblick auf das Rennen. Trifft diese Annahme zu, wäre die logische Folge eine Ein-Stopp-Strategie. Mit dieser Herangehensweise wurden vier der letzten sechs Grands Prix in Monaco gewonnen.

Probleme hatten die Piloten teilweise noch damit, die lila markierten Reifen punktgenau für eine Qualifying-Runde auf Temperatur zu bekommen. "Er fühlt sich wie der am besten passende Reifen von allen, die wir hier haben, an. Aber wir müssen noch einen Weg finden, um sie etwas besser zum Arbeiten zu bringen", meinte stellvertretend Kimi Räikkönen.