Force India kommt ganz langsam in der Formel-1-Saison 2016 an. Nach gutem Start in Australien war das Team in ein tiefes Loch gefallen. Durch ein großes Upgrade-Paket beim vergangenen Spanien GP scheint es nun jedoch aufwärts zu gehen. Sergio Perez setzte das verbesserte Material gleich in eine gute Punkteausbeute um. Mit den gewonnen Erkenntnissen über die neuen Teile soll jetzt der nächste Schritt gelingen, Toro Rosso und Haas die Ränge fünf und sechs in der Konstrukteurswertung abgerungen werden.

In Monaco ist dabei jedoch mindestens ein Gegner im Vorteil, noch dazu droht eine schwarze Gefahr.

Das letzte Rennen: Licht und Fackeln bei Force India in Spanien

Leicht abgewandelte Phrase, aber völlig korrekt, was Force India betrifft. Während Sergio Perez in Barcelona mit einem siebten Platz ordentliche sechs Punkte für sein Team einfuhr, erlitt Nico Hülkenberg den nächsten Rückschlag in der Saison 2016: Sein VJM09 fackelte wegen eines Öllecks mitten im Spanien GP einfach ab. Sogar löschen musste der Wahlmonegasse selbst.

Die Marshalls hatten beim Löscheinsatz zu kämpfen, Foto: Sutton
Die Marshalls hatten beim Löscheinsatz zu kämpfen, Foto: Sutton

Die Neuerungen: Verstandenes Update-Paket

In Spanien brachte Force India ein großes Update für den VJM09 - das überzeugte zur eigenen Verblüffung sofort. "Unsere Performance im Qualifying und im Rennen war ermutigend. Es ist nicht so einfach, an einem Wochenende ein neues Aero-Paket einzuführen, aber das Team hat es exzellent hinbekommen, die neuen Teile zu installieren und zu verstehen", sagt Teambesitzer Vijay Mallya. "Wir konnten den Zugewinn sofort in den Daten und anhand des Feedbacks unserer Fahrer erkennen."

Ein Vorteil für Force India waren noch dazu die anschließenden Testfahrten in Barcelona. Bei dieser Gelegenheit konnte der Rennstall weiter am neuen Package feilen, wenngleich mit Alfonso Celis ausschließlich ein unerfahrener Pilot am Steuer war. Perfekt sei das Paket nämlich noch nicht, stellte Nico Hülkenberg nach seinem Ausfall in Barcelona im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com fest. "Es reicht noch nicht. Wenn wir weiter nach vorne wollen, müssen wir weiterentwickeln. Man hat gesehen, dass Toro Rosso vor uns ist, Williams auch noch ein gutes Stück. Wir müssen da noch arbeiten", sagte Hülkenberg.

Ein Schritt nach vorne sei aber definitiv gelungen. Sonst hätte Teamkollege Perez niemals Punkte erzielen können, meint Hülkenberg. "Wir haben das Auto verbessert und gehen in die richtige Richtung", bestätigt Perez. In Monaco könnte das Team nun jedoch eine böse Reifen-Überraschung erleben. Mit sieben Satz der neuen Ultrasofts geht Force India das Wochenende extrem konservativ an, eine noch zurückhaltendere Reifenwahl hat einzig Manor getroffen.

Die Erwartungen: Irgendwie in die Monaco-Punkte

Noch dazu sollte Monaco für Force India nicht nur Chancen, sondern auch Risiken bergen. So steht einem Angriff auf das in der WM direkt vor Force India platzierte Haas F1 Team im Grunde nicht viel im Weg, jedoch ist der Rennstall auf Force Indias Wunschplatz fünf, Toro Rosso, wegen dessen starken Chassis' in Monte Carlo klar im Vorteil. Dasselbe gilt für McLaren, das mit nur zwei Punkten Rückstand hinter Force India lauert.

Vijay Mallya macht sich nichts draus. Er schöpft aus dem Spanien-Ergebnis große Hoffnung. "Barcelona war noch nie unsere stärkste Strecke, von daher sind wir wegen der sechs Punkte dort optimistisch für die Zukunft. Und unsere Fahrer sind dort (Monaco) beide stark", sagt der Big Boss. Allerdings plagt den einen seit Wochen eine üble Pleiten-, Pech- und Pannenserie. "Monaco ist eines meiner Heimrennen, sodass ich hoffe, dieses Wochenende mal mehr Glück zu haben. Manchmal hast du einen richtigen Fluch mit Rennen voller Pech, woran du nichts machen kannst", sagt Hülkenberg. "Aber das musst du aus dem Kopf bekommen und weiter machen. Monaco ist ein Neustart für mich."

Genauso neu startete Teamkollege Perez im Vorjahr seine Monaco-Karriere. "Im vergangenen Jahr Punkte zu holen, war etwas besonderes und sehr wichtig für das Team", erinnert sich der Mexikaner an seine ersten Monaco-Zähler. Ein solches Resultat gelte es jetzt zu wiederholen, zumal die Tendenz klar dafür spreche. "Ich bin zufrieden mit meinen Ergebnissen in den vergangenen Rennen. Ich denke, dass die nächsten Rennen uns die Chance geben werden, unsere Speed zu zeigen und die nötigen Punkte für die Meisterschaft zu holen", sagt Perez.

Force India: Monaco Bilanz

Force India in Monte Carlo: Monaco war stets ein recht erfolgreicher Boden für Force India. Besonders gut lief es 2013 und 2014, als Adrian Sutil und Nico Hülkenberg jeweils den fünften Platz belegten.

Nico Hülkenberg in Monte Carlo: Der Monaco GP stellte für Hülkenberg bislang eine Achterbahnfahrt der Gefühle dar. 2010 schied er bei seinem Debüt aus, 2012 holte er als Achter zum ersten Mal Punkte, 2013 schrammte er an diesen als Elfter wiederum knapp vorbei, während er sich 2014 als Fünfter im Spitzenfeld platzierte. Vergangenes Jahr dann wieder nur P11.

Sergio Perez in Monte Carlo: Der Mexikaner verzeichnete beim Stadtrennen lange Zeit keine Erfolgserlebnisse. Bis zum Vorjahr, als Perez mit Rang sieben seine ersten Zähler im Fürstentum sammelte. Zuvor standen zwei Ausfälle einem elften Platz gegenüber. 2011 konnte Perez wegen eines heftigen Unfalls im Qualifying gar nicht erst an den Start gehen.

Die Statistik: Force India beim Monaco GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Force India - --- 50-
Nico Hülkenberg - --- 14-
Sergio Perez - --- 6-

Die Prognose: Hartes Brot für Force India in Monaco

  • Neues Paket jetzt besser verstanden
  • McLaren und Toro Rosso extrem starke Gegner
  • Hülkenbergs 2016-Fluch muss erstmal enden

Motorsport-Magazin.com meint: Force India mag sein Paket dank eines Rennwochenendes und eines zweitägigen Tests Erfahrung nun besser verstanden haben, doch wird das in Monaco nicht viel nützen. McLaren und Toro Rosso sind im engen Monte Carlo überlegen. Entsprechend bleibt Force India nur die Hoffnung auf viel Leitplanken-Kontakt der Konkurrenz, um in Monaco ein paar Pünktchen zu erben. (Jonas Fehling)