Für Sebastian Vettel war der Russland GP sehr früh beendet. Daniil Kvyat fuhr dem Deutschen in Ferrari-Diensten gleich zweimal ins Heck und sorgte damit für das Aus des Heppenheimers im vierten Rennen der Formel-1-2016. "Er war volkommen übermotiviert", kommentierte Dr. Helmut Marko die Situation und begründet den Fehler mit dem Faktor des Heimrennens. Doch lag es nur daran, oder kann Kvyat dem Druck bei Red Bull nicht mehr standhalten?

Das ist die Theorie von Jean-Alesi, der selbst früher Formel 1 gefahren ist: "Kvyat ist ein netter Typ, aber er steht unter Druck." Den Druck erzeugt Red Bull dabei durch ein extrem gutes Nachwuchsförderprogramm, dass mit Pierre Gasly bereits den nächsten potenziellen Weltmeister in den Startlöchern hat. "Sie stehen alle unter Druck und dadurch entstehen solche ersten Runden", meint Alesi.

Der Leistungsdruck beschränkt sich aber nicht nur auf Red Bull, sondern ist auch bei Toro Rosso zu spüren. Dort wollen Max Verstappen und Carlos Sainz Jr. sich für ein Red-Bull-Cockpit empfehlen. Besonders Verstappen hat bereits durch einige starke Leistungen auf sich aufmerksam machen können. Bis zu seinem Motorschaden war der Niederländer in Russland auch auf dem sechsten Platz unterwegs und hätte durchaus in die Punkte fahren können. Sainz hingegen wollte gegen Jolyon Palmer ein Überholmanöver erzwingen und drängte den Briten von der Strecke, wofür er im Nachhinein bestraft wurde.

"Sebastian ist für mich unverständlicherweise getroffen worden", sagte Alesi gegenüber Canal Plus. "Es wirkt, als hätte er nicht hingeschaut und das ist nicht möglich." Er vergleicht den Unfall sogar mit einem vorsätzlichen Angriff und ärgert sich über die seiner Meinung nach geringe Bestrafung. "Wenn man für einen Angriff nur eine Zehn-Sekunden-Stop&Go vergibt, wo ist dann das Limit?", wundert sich der Franzose.

Die Szene im Video:

Bereits zwei Wochen zuvor war Vettel mit Kvyat aneinander geraten, als der Russe eine Lücke perfekt nutzte und den Ferrari-Piloten in Bedrängnis brachte, die zur Ferrari-internen Kollision führte. "Diesmal ist er zu Recht verärgert", musste Dr. Marko zugeben. Zu Recht sei Vettel auch beim Red-Bull-Kommandostand vorbeigekommen. "Er sagte, wir müssen mit Kvyat ein ernstes Wort reden."

Die Tag-Heuer-Werbung hat schon etwas ironisches, Foto: Twitter
Die Tag-Heuer-Werbung hat schon etwas ironisches, Foto: Twitter

Ironischerweise gibt es von Red Bulls Partner Tag Heuer eine Werbung mit dem Titel "don't crack under pressure", was zu deutsch so viel bedeutet wie: "Zerbrich nicht am Druck". Zu sehen ist dabei Daniil Kvyat, wie er seinen Helm hält. Sportlich gesehen scheint der Leistungsdruck dem russischen F1-Piloten doch zu schaffen zu machen. Max Verstappen war der erste, dem der Hinweis auf die Ironie in diesem Bild gefiel. Er ist wohl der Erste, der von einer schwachen Leistung Kvyat profitieren würde.