Als Sebastian Vettel beim Russland GP von Daniil Kvyat abgeschossen wird und kurz nach Kurve zwei seinen Ferrari in den Leitplanken abstellt, hat Teamkollege Kimi Räikkönen schon einen sehr viel besseren Moment hinter sich gebracht.

Wie nach seinem kleinen Fahrfehler im Qualifying angekündigt, überholt der Iceman - vom dritten Startplatz ins Rennen gegangen - sofort den Williams von Valtteri Bottas. Klassisches Ausbremsmanöver in Kurve zwei. Für Räikkönen kaum eine Erwähnung wert. "Der Start ist wegen des weiten Weges zur ersten Kurve hier so wichtig. Ich habe ihn gut hinbekommen und Valtteri überholt", gibt er knapp zu Protokoll.

Räikkönen fehlt beim Restart die Speed

Doch sind es die Folgen des Crashs Sebastian Vettels, die Räikkönen Position zwei nur wenig später wieder kosten. Beim Restart nach einer kurzen Safety-Car-Phase ist der Finne trotz aller Routine nicht aufmerksam genug, wird auf der langen Geraden bis Kurve zwei von Bottas ausbeschleunigt. Konter gelungen.

"Nach dem Restart hatten wir leider nicht den Speed und er konnte mich überholen. Da ist dasselbe passiert wie vergangenes Jahr, als der Williams auf der langen Gerade einfach an mir vorbei gefahren ist und ich nichts dagegen ausrichten konnte", hadert Räikkönen. Doch gewonnen hat Bottas das innerfinnische Duell damit noch lange nicht.

Valtteri Bottas konnte sich nicht ewig gegen Kimi Räikkönen bewähren, Foto: Sutton
Valtteri Bottas konnte sich nicht ewig gegen Kimi Räikkönen bewähren, Foto: Sutton

Räikkönen setzt cleveren Ferrari-Schachzug perfekt um

Räikkönen versucht seinerseits, den Williams erneut zu schnappen. "Ich habe versucht, Bottas zu überholen. Die Speed war gut. Ich konnte folgen, war nah an ihm dran und wollte überholen, aber bekam etwas Untersteuern. Dann war es zu spät ...", erinnert sich Räikkönen an einen bitteren Moment. Denn hinter ihm ist da schon Lewis Hamilton. Der Weltmeister nutzt das finnische Duell und zieht eiskalt am Iceman vorbei, kurz darauf auch an Bottas. "Ich habe ihn gesehen und noch versucht, zu blocken. Aber er war schon da und ich musste ihn ziehen lassen", schildert Räikkönen.

"Ich weiß nicht, ob Kimi erwartet hat, dass ich ihn dort überhole", sagt Hamilton. "Bottas schien sich nicht zu verteidigen, das war recht einfach", ergänzt er. Plötzlich ist Räikkönen also nur noch Vierter. Doch ein cleverer Schachzug Ferraris wendet das Blatt erneut - zumindest gegen Bottas.

"Ich musste dann etwas länger fahren und konnte den Williams so wieder überholen", beschreibt Räikkönen seinen erfolgreichen - Achtung - Overcut. In der Regel bedeutet das Zeitverlust. Nicht so in Sochi. Die Strecke frisst bekanntlich kaum Reifen. Entsprechend war es Räikkönen möglich, nachdem Bottas in Runde 17 zum Boxenstopp gekommen war, durch fünf starke Runden am Limit genug Zeit herauszufahren, um nach seinem eigenen Service in Umlauf 22 am Williams vorbei zu ziehen. "Ich hatte einen guten Speed, musste aber etwas (auf die Reifen, d. Redaktion) aufpassen. Ich habe alles gegeben, was das Auto hergegeben hat", berichtet Räikkönen. Strategie perfekt umgesetzt.

Mercedes lag für Kimi Räikkönen in Russland außer Reichweite, Foto: Sutton
Mercedes lag für Kimi Räikkönen in Russland außer Reichweite, Foto: Sutton

Räikkönen trotz 700. Ferrari-Podium enttäuscht

Einen weiteren Konter von Williams-Mann Valtteri Bottas erlebte Kimi Räikkönen nicht mehr. Doch auch nach vorne ging für den Finnen nichts mehr. Für Mercedes sei Ferrari einfach nicht schnell genug gewesen an diesem Tag an der Schwarzmeerküste.

Räikkönen reichen dritte Plätze nicht, Foto: Sutton
Räikkönen reichen dritte Plätze nicht, Foto: Sutton

Entsprechend mittelprächtig gelaunt präsentiert sich Räikkönen auf dem Podium. "Wir wollten eigentlich beide Autos weit nach vorne bekommen. Die Williams haben wir bekommen können, aber die Mercedes waren zu schnell. Das ist natürlich nicht ganz das, was wir wollen. Wir wollen Rennen gewinnen", stellt Räikkönen klar.

Das Positive: Immerhin ein Ferrari hat das Maximum mitgenommen. "Die beiden waren zu weit vor uns. Aber wir haben alles gegeben. Außerdem habe ich das ganze Wochenende ziemlich zu kämpfen gehabt, erst heute war das Auto so wie ich es will Also nehme ich den dritten Platz gerne mit", sagt der neue WM-Dritte auf dem Podium. Räikkönen liegt nun mit 43 Punkten hinter Rosberg (100), Hamilton (57) und vor Ricciardo (36) sowie Vettel (33).

Einen Angriff auf die Silberpfeile hält Räikkönen weiter für möglich. Noch immer habe man nicht die Idealperformance abgerufen. "Aber wir dürfen dann eben auch nicht verschenken, wenn wir ein Team wie dieses schlagen wollen. Wir müssen das unbedingt hinbekommen. Aber ich bin sicher, dass wir als Team sehr stark sein können, wenn wir alles hinbekommen.

Das Podest des Iceman ist unterdessen ein Jubiläum für Ferrari. Es ist die 700. Podestankunft der Scuderia in der Formel 1. Schön für Kimi, dass er diesen Erfolg endlich nochmal mit richtigem 'Gesöff' feiern darf. Zuletzt sah man ausgerechnet den Finnen nur dann, wenn es bei der Podiumszeremonie Rosenwasser gab ...

Und so feiert Räikkönen mit seiner Minttu: