Der Russland GP 2016 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Vierkampf zwischen Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen hinauslaufen. Red Bull hat in China zwar gezeigt, dass sie auch stark sind, doch im Kampf um den Sieg fehlt dem Team aus Milton Keynes noch etwas Motorleistung. Sollte die Spitze jedoch erneut Fehler machen, dann werden Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo da sein.

Anders als bei den ersten drei Rennen wird es in Russland nicht so sehr auf die Strategie, sondern nur auf die pure Pace ankommen, da Pirelli keine weichere Reifenmischung als im letzten Jahr anbietet. Umso spannender wird der Kampf im Mittelfeld, wo es sich eventuell doch wieder lohnen wird, einen zweiten Stopp zu machen.

Die Favoriten: Ferrari vs. Mercedes

Wer in Russland um die Spitze kämpft, ist eigentlich schon klar. Mercedes und Ferrari sind 2016 in einer eigenen Liga unterwegs. Sofern die Scuderia sich keinen größeren Schnitzer erlaubt, sind sie dabei ohne Zweifel auf dem Niveau der Silberpfeile. In dieser Saison schaffte es Ferrari zwar noch nicht das volle Potenzial auszuschöpfen, da keines der bisherigen drei Rennen optimal lief, allerdings konnte Mercedes dadurch auch die Teile schonen. So musste Nico Rosberg in keinem der bisherigen Rennen bis zum Schluss Vollgas fahren. Dennoch ist Ferrari der erste Konkurrent für Mercedes und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Roten mal ein gelungenes Rennwochenende haben werden.

Perez war im letzten Jahr die große Überraschung auf dem Podium, Foto: Sutton
Perez war im letzten Jahr die große Überraschung auf dem Podium, Foto: Sutton

Sollten die beiden Spitzenteams jedoch patzen, dann will Red Bull da sein, wie Daniil Kvyat es auch in China war. Für den jungen Russen wäre es besonders schön, da er damit bei seinem Heimrennen endlich mal ein gutes Ergebnis einfahren könnte. Red Bull hat bewiesen, dass sie schnell sein können und in Russland ist die Motorpower nicht alles. Daher bringt das Renault-Aggregat im Heck nicht allzu viele Nachteile mit sich. "Wir hatten in diesem Jahr bisher ein paar starke Rennen auf Kursen, von denen wir auch nicht gedacht haben, dass sie uns liegen, also warten wir mal ab", sagte Ricciardo.

Für eine Überraschung könnte auch Williams sorgen. Der Bolide aus Grove liegt gut auf dem Sochi Autodrom und die Ergebnisse aus den letzten Jahren bestätigen dies. Williams kämpft 2016 aber noch mit der Findung der richtigen Strategie, was in Russland aber kein Problem sein sollte. Daher gibt es keinen Grund, warum Valtteri Bottas und Felipe Massa auf der relativ neuen Strecke nicht an der Spitze zu finden sein sollten. Williams-Technikchef Pat Symonds erwartet mehr als zuletzt: "Auf diesem Kurs waren wir zuletzt konkurrenzfähig. Daher hoffen wir, dass Russland bessere Ergebnisse für uns bringt, nachdem die ersten drei Rennen nicht so viele Punkte eingebracht haben, wie wir es uns gewünscht haben."

Die Strategie: Weichere Reifen bringen Abwechslung

Bei den ersten beiden Rennen in Russland war die Strategie genau so einfach wie langweilig. Ein Reifenwechsel reichte aus, um die Distanz in Russland ohne Schwierigkeiten mit den Pirelli-Pneus zu überbrücken. Während Pirelli in den ersten drei Rennen für eine noch weichere Reifenmischung als im letzten Jahr für Abwechslung bei den Strategien sorgte, traute sich der italienische Reifenlieferant für das Rennwochenende in Sochi noch nicht den Ultrasoft-Pneu auszupacken und liefert mit dem medium sogar noch eine härtere Mischung für das Rennen.

2014 fuhr Rosberg fast das gesamte Rennen auf einem Satz medium Reifen, Foto: Sutton
2014 fuhr Rosberg fast das gesamte Rennen auf einem Satz medium Reifen, Foto: Sutton

Dementsprechend wird es beim Russland GP keinen Strategie-Krimi geben. Die siegreiche Strategie wird wohl erneut eine Ein-Stopp-Strategie werden. Natürlich immer vorausgesetzt, es passiert nichts Unvorhergesehenes. Das Safety-Car wäre ein Faktor, der einen zusätzlichen Stopp sinnvoller machen könnte. Bei den zwei bisherigen Einsätzen war das Safety-Car auch zweimal im Einsatz, allerdings in einem Rennen.

Pirellis Reifenwahl begründet sich darauf, dass 2015 bereits eine aggressivere Reifenwahl getroffen wurde. Beim Eröffnungsjahr nominierte der offizielle Reifenlieferant die weichen und medium Gummis. Dass diese zu hart waren, demonstrierte Nico Rosberg, der bereits in Runde 1 in die Box fuhr und mit der härteren Mischung ohne weiteren Wechsel ins Ziel fuhr.

Noch aggressiver will Pirelli in diesem Jahr nicht wählen, da die auftretenden Kräfte in den Kurven für den ultraweichen Reifen eventuell zu hoch sein könnten. Der Asphalt in Russland ist zwar relativ glatt und verlängert dadurch die Lebenszeit der Pneus, aber die Strecke ist nicht gerade langsam. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 191,233 km/h im letzten Jahr lag das Sochi Autodrom genau in der Mitte aller 19 Rennen und war damit sogar schneller als der Australien GP und China GP in diesem Jahr.

Das Wetter: Kein Regen in Sicht

Für den Russland GP wird in diesem Jahr in keiner Session Regen erwartet. Lediglich ein paar Wolkenfelder sollen das überwiegend sonnige Bild am Himmel etwas trüben. Von den bisherigen zehn Sessions, die in Sochi ausgetragen wurden, waren auch lediglich zwei verregnet. Die höchsten Temperaturen liegen nach aktuellen Vorhersagen bei 17 bis 20 Grad. Insgesamt werden die 22 Piloten von besten Rennbedingungen empfangen.

Russland GP: Fakten zum Rennen

  • Rosberg kann mit siebtem Sieg in Folge mit Ascari und Schumacher gleichziehen
  • Vettel kann mit Sieg wieder mit Hamilton gleichziehen
  • Renault wartet auf erste Punkte in der dritten Werksteam-Ära
  • 50 Prozent besträgt die statistische Siegchance von der Pole Position
  • Zum ersten Mal könnte 2016 die 350km/h-Marke fallen

Wusstest Du schon, dass...

... erst seit 2014 Formel-1-Rennen in Russland ausgetragen werden? Russische Fans, die sich das Spektakel anschauen wollten, mussten vorher immer in Nachbarländer ausweichen.

... 2014 Valtteri Bottas in Russland seine erste schnellste Rennrunde fuhr?

... 2015 nur 19 Boxenstopps gemacht wurden? In diesem Jahr wird sich diese Zahl durch die weicheren Reifen auf jeden Fall erhöhen.

... 2015 Sebastian Vettel seine zehnte schnellste Rennrunde fuhr?

... Lewis Hamilton bei den bisherigen beiden Austragungen als Sieger hervorging? Sollte der Brite nicht gewinnen, wäre es der erste andere Sieger in Russland.