Der Motorenpapst persönlich soll es richten: Nachdem die Zusammenarbeit zwischen Red Bull, Renault und dem Star-Ingenieur Mario Illien im vergangenen Jahr nicht recht funktionieren wollte, starten die Beteiligten für 2016 einen neuen Versuch. Der Schweizer hat beim französischen Hersteller unterschrieben. Wer ist der Mann, der Renault wieder zurück an die Spitze des F1-Feldes bringen soll? Motorsport-Magazin.com stellt ihn vor.

Renaults Power Unit von 2014, Foto: Sutton
Renaults Power Unit von 2014, Foto: Sutton

Mario Illien wurde 1949 in Chur in der Schweiz geboren. Bereits als Jugendlicher frisierte er die Mopeds seiner Schulkameraden, später erlernte der begeisterte Hobby-Skifahrer den Beruf des Technischen Zeichners und studierte schließlich Maschinenbau. Seine ersten Erfahrungen im Motorsport sammelte Illien Anfang der Siebzigerjahre im Team des damaligen schwedischen F1-Piloten Joakim Bonnier.

Ilmor wird durch Mercedes und Häkkinen zur Weltmeister-Schmiede

Ab 1979 arbeitete er für den britischen Hersteller Cosworth. Dort lernte er Paul Morgan kennen, mit dem er einige Jahre später die Motorenschmiede Ilmor gründete. Die beiden Ingenieure entwickelten einen Motor für Chevrolet, der in der IndyCar-Serie große Erfolge feierte und unter anderem fünf Gesamtsiege einfuhr.

Ilmor kreierte im Anschluss auch einen Motor für die Formel 1, der von Leyton House/March, Sauber, Tyrrell und Pacific genutzt wurde. 1993 begann die Zusammenarbeit mit Mercedes. Zwei Jahre später stattete Ilmor in diesem Rahmen McLaren mit Motoren aus. Die großen Erfolge kamen dann 1998 und 1999, als Mika Häkkinen zweimal in Folge mit Antriebseinheiten aus dem Hause Ilmor Formel-1-Weltmeister wurde. Darüber hinaus hat das Unternehmen auch bereits NASCAR- sowie Zweirad-Motoren gebaut und war als Rennstall in der MotoGP aktiv.

Alte Kameraden: Mario Illien mit Ron Dennis und Norbert Haug 1997, als er für McLaren-Mercedes aktiv war, Foto: Sutton
Alte Kameraden: Mario Illien mit Ron Dennis und Norbert Haug 1997, als er für McLaren-Mercedes aktiv war, Foto: Sutton

Mercedes übernahm Ilmor 2005 vollständig und benannte die Firma um. Illien gründete sie daraufhin erneut - dieses Mal alleine, denn Paul Morgan war 2001 tödlich verunglückt, als er mit einem selbstgesteuerten Flugzeug-Oldtimer abstürzte. Der Schweizer hätte Interesse daran, einen vollständigen F1-Motor zu bauen, der technisch einfacher als die aktuellen Modelle ist. Es wäre möglich, dabei Elemente von Ilmors 2,2 Liter V6-Biturbo zu übernehmen, der in der IndyCar-Serie gefahren wird. 2009 hatte Illien noch kritisiert, dass in der Königsklasse der Entwicklergeist beim Motorenbau fehle, weshalb das Thema für ihn - zum damaligen Zeitpunkt - uninteressant sei. Gegenüber Motorsport-Magazin.com sagte er zu den aktuellen Regeln, dass der Wettkampf in der Formel 1 nicht auf der Strecke stattfinde, "sondern zwischen den Ingenieuren".

Nun soll es der Vater von zwei Kindern also in der kommenden Saison für Renault und damit für die roten Bullen richten. Das Engagement überrascht insofern, als es 2015 in gleicher Konstellation erhebliche Probleme gab. Red Bull wollte, dass Illien Renault bei der Entwicklung jenes Motors unterstützt, der zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr um die WM mitfahren konnte. Doch die Franzosen nahmen seine Vorschläge nicht an. Offenbar haben sich der Hersteller und der Rennstall im Zuge der Wiederbelebung ihrer bereits tot geglaubten Partnerschaft auf das Engagement des Ingenieurs verständigt.