Bernie Ecclestone hat wieder einmal zugeschlagen. In einem Interview mit dem ZDF machte der Formel-1-Boss deutlich, wie wenig er vom aktuellen Zustand der Königsklasse hält. Er wolle das "Regelbuch zerreißen, ein paar kompetente Leute zusammenholen und die Formel-1-Regeln neu schreiben", so der Brite.

"Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in der Unterhaltungsindustrie sind, wir sollten also jene Regeln haben, die die Öffentlichkeit will", betonte Ecclestone, der davon ausgeht, dass die Mehrheit der jungen Formel-1-Fans eine komplette Überarbeitung des Regulativs befürworten würde. "Mit diesen Regeln ist es wie mit einem alten viktorianischen Haus, das die Leute immer wieder renovieren. Es muss abgerissen und neu aufgebaut werden", zog er einen plakativen Vergleich.

Ein Dorn im Auge ist Ecclestone, dass die Piloten von der Technik zusehends in den Hintergrund gedrängt und nicht mehr wie in der Vergangenheit den Unterschied ausmachen würden. "Die Fahrer stehen in der Startaufstellung und dann gibt es einen Ingenieur, der das Rennen startet", kritisierte der Brite, der Alain Prost als den besten Fahrer der Formel-1-Geschichte bezeichnete.

"Wenn die Ampeln ausgehen, sollten sie auf sich selbst gestellt sein. Sie brauchen niemanden, der ihnen als Co-Pilot sagt, sie sollen dieses in jener Kurve machen", so der 85-Jährige, für den feststeht: "Es ist eine Ingenieurs-Meisterschaft. Ich sage nicht, dass Lewis [Hamilton] kein super Fahrer ist, aber er bekommt unglaublich viel Hilfe. Ich würde ihn gerne in einem GP2-Auto mit den GP2-Fahrern sehen. Ich sage nicht, dass er nicht gewinnen würde, aber es wäre interessant."

Ecclestone und Mosley träumen von den guten, alten Zeiten, Foto: Sutton
Ecclestone und Mosley träumen von den guten, alten Zeiten, Foto: Sutton

Mosley fordert weniger Fahrhilfen

Ähnliche Töne schlug auch der ehemalige FIA-Präsident Max Mosley an, der an dem Interview ebenfalls teilnahm. "Die fundamentale Sache ist, dass die Technologie so komplex ist, dass sie niemand versteht", kritisierte der Brite. "Man kann sich im Internet ein Bild von einem modernen F1-Lenkrad mit all seinen Knöpfen ansehen. Ich habe es in der Vergangenheit für 30 oder 40 Jahre verfolgt und könnte nicht sagen, für was die meisten dieser Knöpfe wären."

Vielmehr würde Mosley begrüßen, hätten die Piloten nur ein Lenkrad, einen Schalthebel, ein Brems- und Gaspedal sowie einen starken Motor zur Verfügung, mit denen sie zurechtkommen müssten. "Es sollte ein doppelter Wettbewerb sein: Männer und Maschinen, aber wenn der Ingenieurs-Wettbewerb den menschlichen Wettbewerb ablöst, verliert die Formel 1 meiner Meinung nach ein essentielles Element."

Im Gegensatz zu Ecclestone findet Mosley allerdings nicht, dass das Regelwerk von Grund auf neugeschrieben werden muss, Adaptierungen würden bereits ausreichen. "Man kann eine Regel finden, die wir bereits 1994 eingeführt haben, sehr simpel ist und besagt, dass Fahrhilfen verboten sind", hielt Mosley fest. Die Teams hätten dem damals zugestimmt, da sie glaubten, es sei unmöglich zu definieren, was eine Fahrhilfe ist, hätten jedoch vergessen, dass dies dem Macher des Regelwerks obliegt.

"Es gibt also die Möglichkeit, all diese Hilfen von außen von den Ingenieuren, Funk- und Computer-Kontrollen abzuschaffen, indem man diese Regel rigoros umsetzt", so der ehemalige FIA-Präsident. "Aber das kann man nicht machen, ohne Leute zu verärgern..."