Die Terminüberschneidung zwischen dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans und dem Grand Prix in Aserbaidschan erhitzt noch immer die Gemüter der Beteiligten. WEC-Geschäftsführer Gerard Neveu poltert gegenüber "Autosprint": "Das ist eine klare Attacke auf unsere Meisterschaft und das Rennen." Ein Angriff, der der Sportwagen-WM Publicty und Stars kosten könnte.

Zudem ist eine Titelverteidigung Nico Hülkenbergs ausgeschlossen, da der Emmericher an dem Wochenende des 18. und 19. Juni 2016 wohl in Baku seine Runden drehen wird - und nicht an der Sarthe. "Ecclestone macht nie etwas ungezwungen. Es ist schade, denn wir hätten Hülkenberg und andere F1-Fahrer haben können. Die Motorsportfans verpassen etwas", schimpft Neveu weiter.

Der Europa GP kollidiert mit dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans, Foto: Sutton
Der Europa GP kollidiert mit dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans, Foto: Sutton

Von Ecclestone eingefädelt?

Nach Bekanntwerden des Kalenders wurden Vermutungen laut, dass F1-Promoter Bernie Ecclestone eine Überschneidung der Veranstaltungen bewusst forcierte, um eine Abwanderungswelle der F1-Fahrer zum Langstreckenrennen zu unterbinden.

FIA-Präsident Jean Todt ließ Verschwörungstheorien allerdings nicht zu und rechtfertigt die aktuelle Terminplanung. "Wir haben Le Mans so gut wie wir können beschützt, aber wir müssen auch die Interessen und Kapazitäten anderer Serien respektieren", verteidigt Todt gegenüber "Auto Hebdo" den Rennkalender.

Nico Hülkenberg wird seinen Titel im kommenden Jahr wohl nicht verteidigen können, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg wird seinen Titel im kommenden Jahr wohl nicht verteidigen können, Foto: Sutton

Piloten liebäugeln mit Le Mans

Mark Webber, ehemaliger F1-Pilot und seit der Saison 2014 in Diensten von Porsche in der WEC unterwegs, ist sich sicher, dass einige der F1-Piloten gerne den Monoposto-Boliden gegen einen Le-Mans-Prototypen tauschen würden. "Ich weiß, dass ein paar sehr gute F1-Fahrer ein bisschen frustriert sind, weil sie kein konkurrenzfähiges Cockpit kommen. Deswegen schauen sie sich in der WEC um", sagt Webber bei "Motorline".

Neben Nico Hülkenberg liebäugelt auch Ex-Weltmeister Fernando Alonso mit eine Engagement in der Sportwagen-WM. Im Rahmen des Russland GP wollte Ecclestone allerdings nichts davon wissen, das Langstreckenrennen an der Sarthe zerstören zu wollen. Auf die Frage, wie er den Vorwürfen gegenüberstehe antwortete der Promoter gewohnt trocken: "Wieso? Wir haben kein 24-Stunden-Rennen."

Ein schwacher Trost, der den Verantwortlichen des 24-Stunden-Rennens bliebe, wäre ein ungestörter Zieleinlauf an der Sarthe. "Was den Grand Prix und Le Mans betrifft, wird der F1-Ablaufplan so gemacht, dass er nicht den Zieleinlauf der 24 Stunden stört. Das ist der beste Kompromiss, den wir machen können", so Jean Todt. Trotzdem ist für den WEC-Chef Neveu klar: "Die FIA hätte uns besser schützen sollen."