Hauptziel erreicht, Hauptgegner verfehlt. So fällt die Bilanz von Romain Grosjean nach dem Qualifying zum Russland Grand Prix aus. Der Franzose schaffte mit Rang acht erneut den Sprung in Q3, musste sich aber hinter beiden Force India-Piloten einreihen. "Natürlich wollten wir Force India schlagen, das ist uns heute aber leider nicht gelungen", sagte der Lotus-Pilot. "Ich bin recht happy mit P8 und habe wieder einmal 100 Prozent aus dem Auto herausgeholt."

Die richtige Reifenstrategie

Der Russland GP ist bisher wie verhext. Das erste Training durch Diesel auf der Strecke verkürzt, das zweite vom Regen gezeichnet und das dritte schließlich durch den Unfall von Carlos Sainz abgebrochen. Entsprechend hatten die Teams kaum Zeit, sich einen Schlachtplan und eine Vorgehensweise für das Qualifying zu überlegen. Mit den weichen Reifen bestand daher die große Frage, welche Strategie würde die beste sein: Langsame und dann schnelle Runden, oder durchgängig pushen und so die Hinterreifen auf Temperatur bekommen?

Motorsport-Magazin.com hakte bei Grosjean nach. "Ich hatte eine schnelle, eine langsame und eine schnelle Runde. Die erste war die entscheidende", erklärte der Franzose. Allerdings haderte er im Nachhinein mit dieser Entscheidung. Force India hatte nur auf zwei Runden gesetzt und damit etwas weniger Benzin im Tank. "Ich denke, eine schnelle Runde war das Beste. Aber niemand wusste, was wirklich gut ist. In Q1 war die zweite schnelle Runde wirklich gut. Wir haben es versucht. Letztlich versuchen wir morgen, sie auf der Strecke zu überholen.

Romain Grosjean hat Force India fest im Visier, Foto: Sutton
Romain Grosjean hat Force India fest im Visier, Foto: Sutton

Angriff im Rennen

Eine mutige Kampfansage, untermauert durch gute Rundenzeiten im dritten Freien Training. "Heute Morgen fühlte sich das Auto sehr gut mit viel Benzin an, daher hoffe ich, dass es morgen genauso ist", erklärte Grosjean. Trotz geringer Zeit für Longruns, scheint die Strategie für ihn bereits in Stein gemeißelt, da der Abbau der Reifen sehr gering ist: Ein Stopp. "Es geht darum, den besten Zeitpunkt zu finden und dann ohne Verkehr wieder rauszukommen und die neuen Reifen zu nützen, wenn man es kann."

Den sogenannten Undercut sieht der Lotus-Pilot im Kampf gegen Force India allerdings nicht zwangsläufig als gute Variante, da der Reifenabbau in Russland sehr gering ausfällt. "Wenn der Abbau gering ist, ist ein Undercut etwas kniffliger, da es kaum Abbau gibt und der Option-Reifen normalerweise schneller ist", schilderte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Wenn du den neuen Satz Reifen aufziehst, bist du nicht 1,5 oder zwei Sekunden schneller, sondern es sind nur vier oder fünf Zehntel pro Runde."

Für derartige Planungen sei es nach dem Qualifying aber ohnehin zu früh. Schließlich könne mit einem guten Start bereits alles umgeworfen und die ganze Strategie neu durchdacht werden müssen. "Es gibt einen Plan und dann gibt es das, was auf der Strecke passiert und das ist immer ein großer Unterschied", lachte er.

Kann Romain Grosjean in Russland zuschlagen?, Foto: Sutton
Kann Romain Grosjean in Russland zuschlagen?, Foto: Sutton

Unbekannte Benzin

Zumal ein großes Fragezeichen den Teams und Fahrern noch Kopfzerbrechen macht: Der Benzinverbrauch in Russland. 2014 zählte das Rennen zu einem der größten Spritfresser der gesamten Saison, nun gehen die Teams mit kaum vorhandenen Erfahrungswerten aus dem Freien Training in das Rennen. Grosjean hat diese Thematik auf jeden Fall auf dem Zettel. "Ich rechne schon ein bisschen damit. Aber hoffentlich bei uns weniger als bei den anderen. Das würde uns sehr helfen, um die Reifen im richtigen Arbeitsfenster zu halten und um schnell zu sein", schmunzelte der Lotus-Pilot zum Abschluss.