Max Verstappen gibt sich bei seinem ersten GP-Wochenende als Volljähriger und Führerschein-Besitzer gelassen. Doch die Ruhe wirkt nicht aufgesetzt. Der belgisch-niederländische Pilot hat in seiner Debüt-Saison in der Formel 1 bereits viel Lob geerntet und betrachtet die aktuelle Situation entsprechend selbstbewusst. Dies gilt für den unproduktiven Freitag in Russland genauso wie für die Frage, mit welcher Power Unit er nächstes Jahr fährt - und ob er dies überhaupt in der Formel 1 tut. Beides ist angesichts des Motoren-Dilemmas bei Red Bull völlig ungewiss.

Platz vier ist schon Grund für eine besorgte Nachfrage

Zunächst zu den Freitags-Sessions in Sochi: Verstappen wurde im 1. Freien Training Neunter und im 2., aufgrund der Wetterverhältnisse und der geringen Beteiligung anderer Fahrer allerdings wenig aussagekräftigen, Vierter. Dennoch musste sich der am 30. September 18 Jahre alt gewordene Pilot hinterher von einem Journalisten die Frage anhören, warum es denn keine Top-Zeit geworden sei. "Als ich draußen war, hat es stärker geregnet. Dann wurde die Strecke besser, aber ich habe hauptsächlich Starts geübt. Das [die Zeit] war auch nicht so wichtig", begründete Verstappen.

Ansonsten habe man nicht viel tun können. Der ausgelaufene Diesel, der das 1. Training störte, habe sich als noch schlimmer für die Bodenhaftung erwiesen als der Regen. Auffällig sei die geringe Belastung der Reifen. "Der werden hier nicht so stark beansprucht. Sie haben auch nach fünf-sechs Runden kaum abgebaut. Wir schauen hier, was geht. Es ist nicht die beste Strecke für uns. Aber das Auto lief ganz gut im Nassen. Damit war ich happy", so Verstappen.

Die Ruhe in Person: Max Verstappen in Russland, Foto: Sutton
Die Ruhe in Person: Max Verstappen in Russland, Foto: Sutton

Für die Zuschauer war der Regen am Freitag doppelt bitter. Einerseits wurden sie teilweise selbst nass, andererseits bekamen sie die Fahrer und deren Autos deutlich weniger zu Gesicht als sonst. Zu einer möglichen Aufwertung der F1-Freitage sagte Verstappen: "Wir brauchen mehr Reifen, denn wir haben immer Angst, sie zu stark zu beanspruchen. Die Intermediates kann man wenigstens noch tauschen, die Harten nicht. Sie sollten uns mehr Reifen geben, dann würden wir auch mehr fahren. Schon ein Extra-Satz wäre besser." Lachend fügte er hinzu: "Oder man lässt freitags alle im Kart gegeneinander antreten, um die Autos zu schonen!"

Auch die Motoren-Situation rund um Red Bull lässt Verstappen nach wie vor kalt. Sollte das Mutterteam keinen Hersteller für 2016 finden, wäre dies auch das Aus für die Scuderia Toro Rosso und damit für deren Fahrer. "Wir müssen abwarten. Es ist schwierig für mich, etwas dazu zu sagen. Ohne die richtige Power ist es ein Auto wie bei den Feuersteins", meinte er.

Er habe keinen Plan B, falls der Ausstieg seines Rennstalls Wirklichkeit werde. Angst mache ihm das aber nicht. "Wenn sie nicht bleiben, muss man sich die weiteren Optionen anschauen. Momentan gibt es aber keine Absicht dazu. Ich mache mir keine Sorgen", gab der hörbar entspannte Pilot zu Protokoll - und fügte dann spitzbübisch hinzu: "Wenn nichts funktioniert, kann ich immer noch zurück ins Kart."