Nico Rosberg hat derzeit einen Lauf: Der Deutsche, der vergangene Woche seinen 30. Geburtstag feierte und drei der letzten vier Rennen gewinnen konnte, setzte auch zum Auftakt des Großbritannien GPs seine Duftmarke. Trotz mehrerer Probleme fuhr Rosberg in beiden Trainingssessions die schnellste Zeit.

Der erste Schock kam für Rosberg früh: Das erste Training war nur wenige Minuten alt, da musste er seinen Silberpfeil ohne Vortrieb am Streckenrand abstellen. Allerdings konnte der Bolide schnell wieder in die Garage zurückgebracht werden.

Zunächst unterlief seinen Mechanikern - absichtlich oder nicht - ein kleiner Fauxpas. Beim Abladen des gestrandeten Boliden in der Boxengasse deckten sie Diffusor und Frontflügel mit Planen ab. Weil das nicht erlaubt ist, fing sich Mercedes für diese Aktion eine Verwarnung ein.

Erst Hydraulikschaden, dann Bestzeit

Dann aber machten die Mechaniker den Fehler mehr als wieder gut: In lediglich 42 Minuten konnte das Getriebe des F1 W06 Hybrid gewechselt wurden. Die defekte Hydraulik funktionierte anschließend wieder und Rosberg konnte kurz vor Ende der ersten Trainingssession wieder auf die Strecke gehen. "Das war klasse", freute sich Rosberg.

Nico Rosberg kann dem Wochenende entspannt entgegenblicken, Foto: Sutton
Nico Rosberg kann dem Wochenende entspannt entgegenblicken, Foto: Sutton

Der Deutsche ist sich der Leistung seiner Mechaniker bewusst: "Es war unglaublich, wie die Jungs mein Auto noch vor dem Ende der Session wieder auf die Strecke gebracht haben. Das war eine super Leistung." Eine Strafe muss Rosberg deshalb aber nicht fürchten. Auch wenn ein Getriebe sechs aufeinanderfolgende Rennen halten muss, am Freitag sind noch nicht die Renngetriebe im Einsatz.

Mit frischen Reifen konnte Rosberg am Ende der ersten Session auch ohne viel Trainingszeit seinen Teamkollegen und den Rest des Feldes hinter sich lassen. Bei noch deutlich kühleren Bedingungen fuhr der WM-Zweite mit 1:34.274 Minuten nur unwesentlich langsamer als bei seiner schnellsten Runde auf den weicheren Reifen am Nachmittag.

Mit 1:34.155 in der zweiten Session setzte Rosberg die deutliche Tagesbestzeit vor Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel. Der Mercedes gewinnt die komplette Zeit auf die Konkurrenz im Mittelsektor. Die Sektoren eins und drei gehen beide knapp an Räikkönen.

Rosberg: Mit der Temperatur änderst sich alles

Zufrieden war Rosberg deshalb auch trotz seiner deutlichen Bestzeit nicht: "Es gab dennoch hier und dort kleinere Probleme. Das Auto fühlte sich nicht ganz perfekt an. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, um das richtige Setup zu finden."

"Sie mussten mit einigen Seitenwinden klarkommen, wie sie hier in Silverstone üblich sind, und die Streckentemperaturen waren viel höher, als sie für das Rennen am Sonntag vorhergesagt werden", versucht Motorsportchef Toto Wolff die Probleme seiner Piloten zu erklären.

Die Temperaturen sind das größte Problem. Bis zu 47 Grad wurden am Asphalt gemessen - rekordverdächtig für Silverstone. Den Rest des Wochenendes soll es etwas kühler werden. "Beim Reifenverschleiß ist das schwierig: Wenn man das Auto jetzt auf Unter- oder Übersteuern abstimmt, wie wird es dann, wenn es viel kälter ist? Die Balance ändert sich stark und damit auch der Reifenverschleiß. Verschleißt dann die Vorderachse mehr oder die Hinterachse? Mit der Temperatur änderst sich alles", gibt Rosberg zu Bedenken.

Erschwerend kommt hinzu: Die härtesten Reifen kamen nun schon für eine ganze Weile nicht mehr zum Einsatz. Zuletzt traf Pirelli in Spanien diese Wahl - und wurde dafür kritisiert, weil sie sich am Ende als zu konservativ herausstellte. "Außerdem ist es - was die durchschnittliche Kurvengeschwindigkeit angeht - die schnellste Strecke des Jahres. Sie ist also sehr, sehr schnell und das erfordert ganz andere Dinge vom Auto", fügt Rosberg an.

Lauda: Hamilton kann Rosberg kopieren

Lob für den Deutschen gab es vom Aufsichtsratsvorsitzenden des Mercedes Formel 1 Teams: "Nico hat das Auto super im Griff. Es liegt ihm, obwohl er Probleme mit dem Getriebe hatte. Das wurde repariert und jetzt hat er alles im Griff", so Niki Lauda. "Er wird immer stärker, das ist eindeutig zu sehen."

Lewis Hamilton hatte am Freitag größere Probleme, Foto: Sutton
Lewis Hamilton hatte am Freitag größere Probleme, Foto: Sutton

Bei Teamkollege und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton läuft es noch nicht ganz so rund. "Bei Lewis funktioniert es nur am Freitag nicht, am Samstag holt er etwas aus seiner Talentdose, dann passt das", meint Lauda.

Nur aus der Talentdose braucht sich der Brite aber nicht bedienen, denn ihm stehen Rosbergs Daten zur Verfügung. "Wenn man verloren ist, dann kann man sich anschauen, was der andere macht", erklärt Lauda. "Aber ich glaube nicht, dass Lewis verloren ist." Schon bei den Testfahrten in Spielberg konnte Rosberg ein Problem beim Startmechanismus für Lewis Hamilton aussortieren.