Die Scuderia hat vor dem Kanada GP bereits drei der zehn verbleibenden Tokens gelöst. Das Upgrade der Power Unit habe nach eigenen Aussagen funktioniert. Die Aufholjagd von Sebastian Vettel und die schnellste Rennrunde von Kimi Räikkönen sprechen tatsächlich für eine merkliche Verbesserung des Ferrari-Antriebs.

Im Gegensatz zum Circuit Gilles Villeneuve ist der Red Bull Ring ein wesentlich flüssigerer Kurs. "Das erfordert ein anderes Setup als auf dem Kurs davor", sagte Vettels Renningenieur Riccardo Adami. "Die ersten zwei Sektoren beanspruchen die Bremsen stark, wohingegen der letzte Abschnitt einige sehr schnelle Kurven hat, die im fünften Gang bei rund 180 km/h gefahren werden."

Kann Ferrari in Österreich mit dem Antriebs-Upgrade den Silberpfelien Paroli bieten?, Foto: Sutton
Kann Ferrari in Österreich mit dem Antriebs-Upgrade den Silberpfelien Paroli bieten?, Foto: Sutton

Neben dem Setup spielen in Spielberg zwei weitere Faktoren eine tragende Rolle: die Reifen und das Qualifying. "Die Strecke in Österreich ist sehr kurz und es ist hier schwierig, zu überholen", so Adami. "Deshalb müssen wir uns auf eine bestmögliche Performance im Qualifying konzentrieren."

Durch die optimale Nutzung der beiden Reifenmischungen erhofft sich Ferrari, Druck auf die Konkurrenz aufbauen zu können. "Wir wollen unseren Fokus am Freitag daher auf Longruns während legen", so Adami. Die Weiterentwicklung des SF15-T läuft indes uneingeschränkt weiter. Für den Großen Preis von Österreich sind ein paar Updates geplant.

Adami, der den Deutschen bereits aus Toro-Rosso-Zeiten kennt, ist voll des Lobes für den WM-Dritten: "Schon als Youngster war er professionell, ist über die Jahre aber noch mehr gereift. Als ich bei Ferrari wieder auf ihn traf, ist mir aufgefallen, dass er sich seiner Fähigkeiten mittlerweile bewusst geworden ist." Vettel leiste einen Riesendienst am Team.

Vettel: erster Nicht-Heim-Grand-Prix in Österreich, Foto: Sutton
Vettel: erster Nicht-Heim-Grand-Prix in Österreich, Foto: Sutton

Für den vierfachen Weltmeister ist der Große Preis von Österreich erstmalig kein Heim-Rennen mehr. "Da mein Team jetzt nicht mehr aus Österreich kommt, ist jetzt eher Monza unser Heimrennen", sagte Vettel über den bevorstehenden Grand Prix.

Sein Teamkollege Kimi Räikkönen hat erst kürzlich über zu wenig Action in der Königsklasse ausgelassen. "Die Formel 1 wird von Jahr zu Jahr langsamer und sicherer", schimpfte der Finne. Der Red Bull Ring beispielsweise würde Räikkönen daher mit mehr Power im Heck mehr Spaß bereiten.

Weniger lustig findet der Weltmeister von 2007 den Druck, den sein Teamchef auf ihn aufbaut. Eine Vertragsverlängerung über 2015 sei laut Maurizio Arrivabene nicht unwahrscheinlich: "Es kommt auf die Ergebnisse an. Wenn er das vorgegebene Ziel erreicht, warum nicht?" Der Österreich GP ist für Räikkönen das drittletzte Rennen seiner Bewährungsphase.

Ferrari: Spielberg Bilanz

Ferrari in Spielberg: Die Scuderia ist mit fünf Siegen nach McLaren das zweiterfolgreichste Team in Österreich. Einer der Triumphe wurde allerdings 1964 beim Rennen auf dem Militärflughafen von Zeltweg herausgefahren. In Spielberg selbst gewannen Jacky Ickx (1970), Eddie Irvine (1999), sowie Michael Schumacher (2002 und 2003). Der erste Sieg des Kerpeners sorgte dabei für heftige Diskussionen, weil sein Teamkollege Rubens Barrichello in Führung liegend unmittelbar vor der Ziellinie abbremsen musste, um Schumacher passieren zu lassen. In puncto Podiumsplatzierungen ist Ferrari übrigens das erfolgreichste Team in Österreich: 20 Pokale durften die Fahrer der Scuderia bereits in die Höhe stemmen.

Sebastian Vettel in Spielberg: Der Deutsche erlebte im Vorjahr in Diensten von Red Bull ein ausgesprochen enttäuschendes halbes Heimrennen und schied bereits in der Anfangsphase aus.

Kimi Räikkönen in Spielberg: Als einer von wenigen Piloten fuhr der Finne bereits auf dem alten A1-Ring - und das durchaus erfolgreich. 2001 wurde Räikkönen in Diensten von Sauber bei seiner Premiere prompt Vierter und zwei Jahre später belegte er für McLaren den zweiten Platz. Im Vorjahr, bei seinem Debüt auf dem Red Bull Ring, kam der Iceman im Ferrari-Cockpit hingegen nicht über den zehnten Rang hinaus.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Wie bei so vielen Rennen hängt auch in Österreich Vieles vom Qualifying ab. Der Red Bull Ring bietet zwar mit der Start/Ziel- und der Gegengerade zwei Überholmöglichkeiten. Trotz DRS-Unterstützung ist es aber nicht einfach, am Vordermann vorbeizuziehen. Dass man sich bei Ferrari während der Freien Trainings am Freitag auf die Haltbarkeit der Reifen konzentrieren wird, spricht dafür, dass die Scuderia im Rennen auf längere Stints setzen will, um Druck auf Mercedes aufzubauen. Interessant wird auch, zu sehen, wie die aufgemotzte Power Unit nach einem hoffentlich problemlosen Qualifying funktionieren wird. (Haris Durakovic)