Für Manor Marussia ist das Abenteuer Australien vorzeitig beendet. Das Team ließ das Qualifying zum Australien Grand Prix aus. Die beiden Fahrer Will Stevens und Roberto Merhi konnten keine einzige Runde drehen. Damit steht laut Sportlichem Reglement fest, dass das Team nicht für den Rennstart am Sonntag berechtigt ist. Auch das 3. Training am Samstagmorgen hatte die Truppe auslasen müssen. Somit drehten Merhi und Stevens keine einzige Runde im Albert Park.

In Artikel 31.2 des Sportlichen Reglements ist klar definiert: "Kein Fahrer darf am Rennen teilnehmen, ohne nicht zumindest an einem Training teilgenommen zu haben." Damit fällt auch die 107-Prozent-Klausel flach, nach der es der FIA erlaubt wäre, in Ausnahmefällen eine Startgenehmigung zu erteilen - Manor Marussia gelang es auch am Freitag in Melbourne nicht, eine Runde zu absolvieren.

Somit kann Manor schon jetzt die Koffer packen. Die Entscheidung, trotz all der Probleme und Unwägbarkeiten nach Melbourne zu reisen, bereute Sportdirektor Graeme Lowdon trotzdem nicht. "Es ist wichtig, hier zu sein", sagte er noch vor dem Qualifying. "Das ist die Meisterschaft, deren Teil wir sind. Und wir wollen von Beginn an dabei sein - bis zum Ende."

Für Manor kam Australien noch zu früh, Foto: Sutton
Für Manor kam Australien noch zu früh, Foto: Sutton

Hürde zu groß

Nach der zwischenzeitlichen Pleite war Manor ein Husarenstück gelungen. Innerhalb weniger Wochen wurde der Betrieb wieder aufgenommen und tatsächlich zwei Autos nach Australien verschifft. Selbst die technische Abnahme gelang der Truppe vor Ort. Mit dem Spanier Merhi wurde im letzten Moment ein zweiter Fahrer verpflichtet. Doch am Ende war die Hürde doch eine Nummer zu groß für das an Personal dezimierte Team. Probleme mit der Software, den Kabelbäumen und weitere Schwierigkeiten verhinderten die Teilnahme am Rennbetrieb.

Dem Personal an der Strecke gelang es nicht rechtzeitig, eine Lösung für all die Probleme zu finden. Schon am Freitag zweifelte Sportdirektor Graeme Lowdon, ob es Manor rechtzeitig zum Qualifying schaffen würde. "Ich würde mich nicht wundern, wenn es hier in Australien nicht mehr klappt, ich würde mich aber auch nicht wundern, wenn wir noch fahren", sagte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Nächster Startversuch in Malaysia, Foto: Sutton
Nächster Startversuch in Malaysia, Foto: Sutton

Konkurrenz zieht den Hut

Für den Kraftakt, wirklich in Melbourne aufzutauchen, erntete Manor großen Respekt von den anderen Teams im Fahrerlager - doch letztendlich kann sich die Truppe davon nichts kaufen. Immerhin: Allein die Teilnahme am Rennwochenende sollte ausreichen, um für die ausgegebenen Preisgelder aus dem vergangenen Jahr nicht zu gefährden.

"Ich wünsche Manor alles Gute", sagte der frühere Minardi-Teamchef Paul Stoddart gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Auf dem Auto gibt es keine Sponsoren, das Team wirkt unterfinanziert, aber sie verdienen sich ein enormes Kompliment dafür, dass sie es hier her geschafft haben. Aber sie müssen weiter machen und das könnte knifflig werden. Hoffentlich gelingt es ihnen." Beim zweiten Rennen der Saison in Malaysia bietet sich nun die zweite Chance, die erste Runde im Jahr 2015 zu drehen.

Das Team ist nun gefordert, schnellstmöglich technische Lösungen zu finden. Die Problemliste ist lang, hinzu kommt noch eine andere Schwierigkeit: Die FIA verlangt von Manor, mit einer 2015er Motorsteuerung zu fahren, weil für diese Saison einige Sicherheitsänderungen vorgenommen wurden. Da Manor aber mit 2014er Ferrari Power Units fährt, könnte es später auch noch an dieser Stelle haken.