Tag eins der neu aufgelegten McLaren-Honda Ära lief alles andere als rund. Die Zusammenführung zwischen dem von McLaren eingesetzten Chassis mit dem wohlfeinen Namen MP4-29H/1X1 und der Power-Unit des japanischen Herstellers war mit immensen Vorschuss-Lorbeeren bedacht worden. Am Dienstagmorgen fand dann der erste offizielle Rollout statt. McLaren-Testfahrer Stoffel Vandoorne wurde die Ehre zu Teil, als erster Fahrer eine neue Zeitrechnung einzuläuten.

Allerdings scheint der Weg in eine neue Zeit holprig zu werden: Während Vize-Weltmeister Nico Rosberg 114 Runden am Ort seiner WM-Niederlage absolvierte, schlich Vandoorne lediglich drei Mal um den Kurs - eine gezeitete Runde blieb aus.

Ein Elektronikproblem bremste das Team aus Woking den gesamten Testtag aus. McLaren ließ sich den gesamten Vormittag nicht auf dem Yas Marina Circuit blicken. In der zweiten Installations-Runde am Nachmittag blieb der McLaren dann am Streckenrand stehen.

Die Verantwortlichen von Honda gaben sich trotz der niederschmetternden Bilanz gelassen. Yasuhisa Arai, Honda-Motorsportchef: "Diesen Test nutzen wir dafür, um elementare Systemchecks zu absolvieren. Das machen wir explizit vor Februar, um die Fehler beheben zu können."

Arai sei bei den Wintertests 2014 in Jerez vor Ort gewesen und habe die Probleme bei den Power-Units bei anderen Herstellern beobachtet, deshalb wolle man frühzeitig Fehler erkennen und im besten Fall ohne Fehler im Februar nach Jerez reisen. "Der Motor, den wir hier verwenden, ist noch immer in der Entwicklung. Es werden vor Australien noch einige Entwicklungsschritte folgen", beruhigte der Honda-Mann weiter.

Yasuhisa Arai blickt trotz Test-Problemen entspannt auf die Motoren-Entwicklung, Foto: Sutton
Yasuhisa Arai blickt trotz Test-Problemen entspannt auf die Motoren-Entwicklung, Foto: Sutton

Boullier gelassen

Auch von McLaren-Seite geht man gelassen mit dem Stotter-Start um. Es sei hochkompliziert, ein Formel-1-Auto zum Laufen zu bekommen, vor allem wenn die Standorte Sakura, Milton Keynes und Woking erstmalig an der Rennstrecke zusammentreffen, sagte Teamchef Eric Boullier mit Blick auf die veränderten logistischen Zusammenhänge im Team.

"Dieser Test gibt uns die Möglichkeit, die Zusammenarbeit zwischen McLaren und Honda unter einem Dach weiter auszubauen", gab der 41-jährige zu Bedenken. "Wir haben einige Fehler ausmachen können, zudem hatten wir morgens einen langen Elektronik-Test. Trotzdem war es schön zu sehen, dass der Motor lief, das Auto aus der Garage gerollt ist und Stoffel [Vandoorne] ein paar Runden drehen konnte."

Außerdem ginge es bei dem Test in Abu Dhabi nicht darum, Rundenzeiten zu genieren, sondern mehr über den Motor zu erfahren, so der Franzose weiter. Dennoch hofft der McLaren-Teamchef auf einen deutlich ereignisreicheren zweiten Testtag. "Wir hoffen morgen auf ein paar mehr Runden, um verschiedene Teile am Motor und an den Einstellungen zu testen."

Vandoorne: Besser jetzt als im Februar

Stoffel Vandoorne, der durch seine drei Installationsrunden einen äußerst entspannten Arbeitstag hatte, wollte auch nichts von einem Test-Debakel wissen. "Natürlich haben wir gehofft, ein paar mehr Runden zu drehen. Am Ende ist es aber trotzdem ein positiver Tag für uns. Zu diesem Zeitpunkt ist jede Runde die wir hier fahren sehr gut", gab sich der Belgier betont optimistisch.

Es sei besser diese Probleme im November zu haben, als im Februar 2015. Zudem hoffe er mit den 17 zurückgelegten Kilometern für die Problemanalyse beigetragen zu haben.

Die Bilanz nach dem ersten Testtag liest sich im Vergleich zu den gestandenen Herstellern trotzdem desaströs - auch wenn man bedenkt, dass Honda McLarens Exklusivpartner ist. Renault spulte fast 2.000 Testkilometer ab, Mercedes knapp 700 Kilometer weniger. Trotzdem ist Vandoorne guter Dinge: "Alles was wir jetzt herausfinden ist wichtig für die Zukunft."