Top: Mercedes-Duell

Nicht nur Nico Rosberg brillierte beim Sieg in Sao Paulo. Der Dreher von Stallgefährte Lewis Hamilton in Runde 28 verlieh dem WM-Duell neuerliche Würze und erweiterte den spannenden WM-Fight um eine weitere Episode. Der Brite schien Nerven zu zeigen, während Verfolger Nico Rosberg im Glutofen von Brasilien die nötige Coolness bewahrte - auch als Widersacher Hamilton nach seinem Dreher wieder formatfüllend im Rückspiegel des Deutschen auftauchte.

Letztlich zeigte Rosberg das, was sich viele Fans schon etwas eher von ihm gewünscht hätten: Er kämpfte und siegte. Für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war der Brite dennoch der schnellere Fahrer auf der Strecke. "Es sah so aus, als hätte Lewis heute den besseren Speed gehabt, aber Nico war in der Lage, dem Druck bis zur Zielflagge standzuhalten", erklärte Wolff. Die Angriffsversuche Hamiltons und die Wehrhaftigkeit Rosbergs bekommen das Prädikat: "sehr unterhaltsam"!

Top: Doppelsieg Nummer elf

Die Rekordjäger aus Stuttgart haben in Brasilien fette Beute gemacht: Der in das Jahr 1988 zurückreichende Doppelsieg-Rekord der beiden McLaren-Piloten Alain Prost und Ayrton Senna wurde in Interlagos gebrochen. Insgesamt elf Mal standen beide Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton im Kalenderjahr 2014 auf den Plätzen eins und zwei. Damit sind sie jetzt alleiniger Rekordhalter in der Kategorie "Die meisten Doppelsiege in einer Saison". In Brasilien standen die WM-Kontrahenten übrigens zum vierten Mal in Folge auf den oberen beiden Stufen des Treppchens. Diese Teamleistung verdient höchste Anerkennung: Top!

Top: Massas Heimpodium

Trotz zweier kapitaler Böcke in der Boxengasse verdient sich Felipe Massa beim Heimrennen einen Platz unter den Tops des Rennens. Erst war der Brasilianer zu schnell in der Pitlane, was mit Recht eine Strafe nach sich zog. Dann bog der 33-Jährige fälschlicherweise bei der McLaren-Crew, anstatt bei seiner Williams Stammmannschaft, zum Service ab. Zwei vermeidbare Fehler, die einem Routinier wie Massa eigentlich nicht passieren sollten. Doch trotz der Fehlgriffe erkämpfte sich Massa Rang drei. Es sei dem kleinen Brasilianer und seinen frenetischen Anhängern gegönnt - gerade in Sao Paulo.

Felipe Massa kam vor heimischer Kulisse mal wieder in den Genuss des Champagnerspritzens, Foto: Sutton
Felipe Massa kam vor heimischer Kulisse mal wieder in den Genuss des Champagnerspritzens, Foto: Sutton

Top: Sao Paulo und seine Fans

Für die Fans auf den Rängen und die Zuschauer an den Fernsehgeräten sind die Rennen in Interlagos absolute Spaßgaranten. Für die Fahrer war es in diesem Jahr eine Umstellung, da der Kurs mit einem neuen, aggressiveren Asphaltband versehen wurde. Das kam nicht bei alle Fahrern gut an: Jenson Button befand sogar, dass der neue Belag gar eine Schande sei. Nichtsdestotrotz ist es schön, dass der Formel-1-Zirkus nicht in Gänze auf Kursen aus der Retorte fährt, sondern sich auch noch auf Motorsport-Kultstätten die Ehre gibt. Die Fans zeigten sich deshalb besonders erkenntlich: Die Stimmung auf den Rängen war fantastisch. Zu den Klängen von Samba-Trommeln ließen sich Nico Rosberg, Lewis Hamilton und enthusiastisch bejubelte Felipe Massa feiern. So macht die Formel 1 Spaß!

Die Fans zeigten sich in Brasilien wieder von ihrer besten Seite, Foto: Sutton
Die Fans zeigten sich in Brasilien wieder von ihrer besten Seite, Foto: Sutton

Boxen-Flops

Was war das denn? Ein derartiges Durcheinander an den Boxen gab es lange nicht mehr zu bestaunen. Felipe Massas Speedlimiter versagte beim Heimrennen, sodass der Brasilianer eine 5-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt bekam. Beim zweiten Service fand der 33-Jährige seine Crew nicht und hoffte bei McLaren auf neue Pneus. Williams-Teamkollege Valtteri Bottas hielt sich derweil nicht an die Anschnallpflicht, denn sein Gurt lockerte sich im Verlauf des Rennens. Folge: Nachjustieren beim zweiten Stopp und eine Menge Zeitverlust. Das Rennen war für den Finnen letztlich gelaufen, zumal es auch beim dritten Stopp des Youngsters Probleme gab. Auch Landsmann Kimi Räikkönen kam nicht ungeschoren davon: Sein Arbeitsgerät rutschte den Mechanikern vom vorderen Wagenheber. Ärgerlich für Räikkönen, da dieses Malheur vielleicht den sechsten Rang kostete und eine neuerliche Niederlage gegen Fernando Alonso bedeutete. Für den geneigten Fan lustig anzuschauen, trotzdem sollten derartige Fehler bei Mensch und Technik vermieden werden.

Flop: Wettervorhersage

Die Wetterfrösche hatten wohl kein sonderlich gutes Wochenende. Wäre es nach den Meteorologen gegangen, wäre Sao Paulo in Niederschlägen und Unwettern praktisch versunken und der Kurs "zwischen den Seen" letztlich zu einem einzigen See geworden. Nur traf keine der Vorhersagen ein. Die Fans, die sich bereits auf eine Regenschlacht oder auf wechselhafte Bedingungen mit abtrocknender Strecke gefreut haben, wurden bitter enttäuscht.

Schon das zweite freie Training am Freitag sollte bei Regen beendet werden. Am Samstag sollten sie sich dann aber wirklich öffnen, die Himmelsschleusen. Auch hier blieben die Gummistiefel im Schrank. Pirelli-Mann Paul Hembrey ging am Sonntagmorgen sogar soweit, dass die Chance auf Regen bei 50 Prozent liege. Na dann! Die falschen Prognosen haben letztlich bei Fahrern, Verantwortlichen und Fans für das ein oder andere Stirnrunzeln gesorgt. Flop!