Es hat beinahe schon Tradition, dass unser Motorsport-Magazin.com Fahrer-Ranking spannender ausfällt als die Entscheidung in der Formel-1-WM. Nachdem im Vorjahr mit dieser Tradition gebrochen wurde, ist der Normalzustand wiederhergestellt. Wobei es natürlich bei 146 Punkten Vorsprung von Max Verstappen in der Fahrer-WM nicht weiter schwer war, diesen Wert zu unterbieten. Verstappen ist aber auch bei uns deutlicher Meister.

Meine persönliche Rangordnung nach der Saison sieht ihn ebenfalls an der Spitze. Allerdings nicht für die gesamte Saison. Denn da ich erst später zum Ranking-Team dazugestoßen bin, befinden sich nur die letzten 14 Saisonrennen seit dem Kanada-GP in der Wertung. Dennoch wage ich zu behaupten: An Verstappens Sieg hätte sich auch dann nichts verändert, wenn sich die Wertung über alle Rennen erstreckte hätte. Zehn Einser in 14 Rennen, das sind Noten, von denen jedes Schulkind nur träumen könnte.

P.FahrerJahres-Schnitt (14 Rennen)
1Verstappen1,5
2Norris1,64
3Leclerc1,86
4Hamilton1,86
5Alonso1,93
6Sainz2,14
7Albon2,31
8Vettel2,36
9Ocon2,57
10Schumacher2,71
11Perez2,71
12Zhou2,86
13Russell2,86
14Stroll2,93
15Magnussen2,93
16Bottas3
17Gasly3,07
18Ricciardo3,57
19Tsunoda3,71
20Latifi4,29
.........
-de Vries1

Der Einzige, der dem Red-Bull-Piloten Paroli etwas bieten konnte, ist Lando Norris. Der McLaren-Pilot erfüllte 2022 die Rolle eines Geheimagenten: Er stand kaum im Rampenlicht und setzte die Mission für die Truppe aus Woking immer beinahe in Perfektion um. Wenn McLaren ein gutes Rennen erwischte, pilotierte er seinen MCL36 ohne viel Aufsehen zu erregen zum Best-of-the-Rest. Wenn das Wochenende schlecht verlief, tauchte er dennoch plötzlich wie aus dem Nichts unter den ersten Acht auf und sammelte wichtige Zähler.

Florian Niedermairs Verteilung der besten & schlechtesten Noten

NoteAnzahlpro Rennenvergeben an Fahrerhäufigster Fahrer
Sehr Gut (1)523,7117Verstappen (10)
Mangelhaft (5)231,6413Latifi (6)
Ungenügend (6)10,071Latifi (1)

Nicht umsonst ist Norris mit P3 in Imola der einzige Podest-Fahrer, der nicht aus einem Topteam kam. Den einzigen Abschuss leistete sich Norris gegen Leclerc in Brasilien, es war praktisch sein einziger Fehler im gesamten Jahr. Hinter ihm klafft eine scheinbar riesige Lücke zu Charles Leclerc, Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Alles Fahrer, deren Talent keinen weiteren Beweis benötigt.

Dass der schwache Saisonstart von Carlos Sainz in dieser Statistik fehlt, rettet dem Spanier bei mir immerhin noch P6. Alexander Albon konnte bei Williams brillieren, ihm fehlte mit Nicholas Latifi allerdings auch eine konkurrenzfähige Messlatte. Vettel, Ocon und Schumacher komplettieren die Top 10, wobei allerdings auch Schumacher stark vom Fehlen der ersten acht Saisonrennen profitiert. Denn vor allem zu Saisonbeginn leistete er sich eine Reihe schwerwiegender Patzer.

Perez verpasste trotz WM-Platz 3 die Top 10 knapp, dahinter folgte Guanyu Zhou, der die niedrigen Erwartungen in seiner Rookie-Saison klar übertreffen konnte. Selbst in meinen Augen ist das Abschneiden von George Russell überraschend schlecht: Er landete nur auf Platz 13, und das, obwohl er in Brasilien seinen ersten Sieg und in Ungarn seine erste Pole feiern konnte, sowie das Jahr in der WM vor Hamilton beendete.

Die Benotung ergibt sich aber daraus, dass Hamilton ihn in der zweiten Saisonhälfte doch im Griff hatte und Russell trotz einer insgesamt überzeugenden 'Rookie'-Saison bei Mercedes einzelne schwächere Wochenenden hatte. Der achtschlechteste Fahrer im Feld ist er garantiert nicht, aber im Schatten eines Lewis Hamilton gedeihen gute Ranking-Noten eher schlecht.

Lance Stroll und Kevin Magnussen reihten sich auf P14 und P15 ein. Die hintersten fünf Positionen belegen Valtteri Bottas, Pierre Gasly, Daniel Ricciardo, Yuki Tsunoda und Nicholas Latifi. Der Kanadier macht sogar eine vollkommen neue Notenskala auf, als einziger Fahrer blieb er im Durchschnitt über 4.

An dieser Stelle geht übrigens eine Entschuldigung an alle AlphaTauri-Fans raus. Dass Pierre Gasly und Yuki Tsunoda meine Rangliste der negativen Härtefälle anführen, ist nicht Absicht. Wenn mir die Kollegen Markus Steinrisser und Christian Menath nicht immer Nicholas Latifi vor der Nase weggeschnappt hätten, würde diese Statistik definitiv anders aussehen ;). Trotzdem passt es irgendwie ins Bild der abgelaufenen AlphaTauri-Saison. Dass Max Verstappen hingegen am öftesten zum positiven Härtefall gekürt wurde, verblüfft kaum.

Florian Niedermairs Härtefälle der Formel-1-Saison 2022

FahrerPositiv FahrerNegativ
Verstappen3 Gasly3
Sainz2 Tsunoda3
Stroll2 Perez2
Leclerc1 Ricciardo2
Hamilton1 Hamilton1
Alonso1 Alonso1
Albon1 Sainz1
Schumacher1 Latifi1
Magnussen1
Zhou1