Wenn Michael Schumachers Karriere mit einer Rennstrecke in Verbindung gebracht wird, dann fällt grundsätzlich der Name Spa-Francorchamps. Die belgische Ardennenachterbahn wird über die Jahre sogar zu seinem "Wohnzimmer". Dass seine Erfolgsserie am 25. August 1991 mit dem Großen Preis von Belgien beginnt, weiß heutzutage jedes Kartkind. Am vergangenen Montag war Schumachers GP-Debüt 23 Jahre her.

Auch die vielen Anekdoten über dieses Wochenende sind allseits bekannt: Wie Michael und sein Manager Willi Weber in einer Jugendherberge nächtigen, wie er am Abend vor dem Wochenende krank und schlaflos im Bett liegt, wie er mit einer Notlüge das Cockpit bekommt, weil er die Strecke vorher nur mit einem Fahrrad abgefahren ist, wie Bertrand Gachot seinen Jordan wegen eines Angriffs auf einen Londoner Taxifahrer unfreiwillig räumen muss, wie Michael im Qualifying sensationell auf Platz 7 fährt und wie sein Debüt bereits nach wenigen hundert Metern mit einem Getriebeschaden endet.

Michael Schumacher bejubelt seinen ersten Sieg, Foto: Sutton
Michael Schumacher bejubelt seinen ersten Sieg, Foto: Sutton

Ein Jahr später, heute vor 22 Jahren, kehrt Schumacher nach Spa zurück. Die F1-Welt schreibt den 30. August des Jahres 1992. Es herrscht typisches Ardennenwetter. Kalt und nass. Es ist ein Jahr seit Michael Schumachers Formel 1-Debüt an gleicher Stelle vergangen. Diesmal kommt er weiter als nur 500 Meter. In Runde 30 liegt er auf Platz 3, vor ihm die Williams von Nigel Mansell und Riccardo Patrese, hinter ihm Benetton-Teamkollege Martin Brundle.

Dann die Schrecksekunde: Brundle hinter ihm übt gehörig Druck aus, Michael hat beide Hände voll zu tun, ihn hinter sich zu halten, ständig beschlägt sein Visier, vor Stavelot passiert es - Michael verpasst die Kurve, rodelt durchs Kiesbett. Brundle ist vorbei. Michael hat Glück, unbeschadet auf die Strecke zurückzukommen und dabei nur einen Platz zu verlieren.

Ausgerechnet in diesem Moment schlägt Michaels große Stunde. Bei seiner Aufholjagd auf Brundle erkennt er, dass dessen Reifen abgefahren sind, schon Blasen schlagen. Michael schaltet blitzschnell - gleiche Abstimmung, gleiche Fahrweise, gleiche Abnutzung wie beim Teamkollegen. Also fährt er an die Box, lässt seine Reifen wechseln und geht in Führung. Die Williams fallen durch ein Funkmissverständnis und technische Probleme zurück. Michael hätte jedoch ohnehin noch zulegen können. Im viertletzten Umlauf fährt er die schnellste Rennrunde.

1992 flogen noch die Funken, Foto: Sutton
1992 flogen noch die Funken, Foto: Sutton

Nach 44 Runden, einer Stunde, 36 Minuten, 10 Sekunden und 721 Tausendsteln sieht Michael Schumacher das erste Mal die schwarz-weiß karierte Flagge als GP-Sieger. In den kommenden Jahren folgen noch exakt 90 solcher Momente. "Das war eine kuriose Geschichte, weil ich den Sieg dank eines Fehlers holte", erinnert er sich.

"Es war naheliegend, dass meine Reifen ähnlich aussehen würden wie die von Martin, und ich weiß noch, dass mir durch den Kopf schoss: Jetzt muss ich sofort an die Box. Die Entscheidung war Gold wert, denn sie hat mir bei diesen Bedingungen damals ganze fünf Sekunden Vorsprung gebracht; insofern hat mir mein Teamkollege geholfen, den Sieg zu holen. Es war schon ein tolles Gefühl da oben, das musste ich erst mal wegstecken."