Vier Wochen hatten die Teams und Piloten Zeit, um ihre Batterien aufzuladen und an der einen oder anderen Weiterentwicklung zu tüfteln. Mit dem Großen Preis von Belgien kehrt die Formel 1 aus der Sommerpause zurück und begeht in Spa-Francorchamps auf der längsten Strecke des Rennkalenders den Auftakt in den heißen Herbst.

Die Ardennenachterbahn misst rund sieben Kilometer und weist mit Eau Rouge die berühmteste Kurve der Formel 1 auf. Aber nicht nur Mut ist in Spa gefragt, aufgrund der Streckencharakteristik kommt es auch stark auf die Motorleistung an, was all jenen Teams, die eine Power Unit aus dem Hause Mercedes im Heck haben, in die Karten spielen sollte.

Jeder Punkt zählt

Stichwort Mercedes: Das Weltmeisterschaftsduell zwischen den Teamkollegen Nico Rosberg und Lewis Hamilton geht in die zwölfte Runde. Der Deutsche geht mit einem Vorsprung von elf Punkten in den zweiten Teil der Saison, Oberwasser dürfte nach seiner fulminanten Aufholjagd zuletzt in Budapest aber eher Hamilton haben.

Wer hat diesmal bei Mercedes die Nase vorne?, Foto: Sutton
Wer hat diesmal bei Mercedes die Nase vorne?, Foto: Sutton

"Unser Ziel ist es, die schwierigeren Zeiten der vergangenen Wochenenden hinter uns zu lassen. Ab jetzt wollen wir bei jedem Rennen die besten Momente wiederholen", will Hamilton seiner Pechsträhne ein für alle Mal ein Ende setzen. "Der Kampf gegen Lewis war die gesamte Saison bislang sehr eng. So wird es wohl bis zum letzten Rennen bleiben", glaubt Rosberg nicht, dass sich einer der beiden Piloten so bald absetzen wird. "Deshalb wird es auf jeden einzelnen Punkt ankommen."

Als erster Verfolger der Silberpfeile könnte sich Kundenteam Williams erweisen. "Spa ist eine Strecke, die uns liegen sollte. Es kommt hier sehr stark auf den Luftwiderstand und den Motor an - diese Faktoren sollten uns begünstigen", weiß Rob Smedley. Ob es dem Traditionsteam aus Grove tatsächlich gelingt, Mercedes unter Druck zu setzen, bleibt abzuwarten, ein weiterer Podiumsplatz liegt jedoch in Reichweite.

Red Bull hofft auf Regen

Nur zu gerne würde sich auch Red Bull auf Mercedes-Jagd begeben, doch der weiterhin zu schwache Renault-Motor dürfte diesem Unterfangen einen Strich durch die Rechnung machen. "Strecken mit langen Geraden wie es auch in Spa und Monza der Fall ist, haben uns bisher nicht gut getan", ist sich Dr. Helmut Marko über den noch immer bestehenden PS-Nachteil im Klaren.

Red Bulls größte Chance ist das berühmt-berüchtigte Schlechtwetter der Ardennen. Ein Rennwochenende ohne nasse Session kommt in Spa so gut wie nie vor, was die Hoffnung im Lager des Weltmeisterteams nährt. "Schlechtwetter ist unsere größte Chance, das Defizit in der Motorleistung auszugleichen", so Marko. Ein wenig unter Druck steht Sebastian Vettel, der im bisherigen Saisonverlauf gegen Daniel Ricciardo kaum etwas zu bestellen hatte.

Mit einer brillanten Bilanz tritt Kimi Räikkönen die Reise in die Ardennen an. Bereits vier Mal siegte der Iceman in Belgien, ein weiterer Erfolg käme allerdings einer Sensation gleich, denn auch Ferrari mangelt es an Power. Aufgrund dessen wurde in der Sommerpause Motorenchef Luca Marmorini gefeuert, der aber prompt zurückschlug und der Führung der Scuderia die Schuld für die sportliche Misere gab.

"Ich habe die Power Unit mit einer bestimmten Größe konzipiert, die kleiner ist als jene von Mercedes und Renault, weil wir vom Projektleiter des Autos, von Herrn Tombazis, darum gebeten wurden", erklärte Marmorini. Dadurch erhoffte sich Ferrari aerodynamische Vorteile, doch da diese nicht eintraten, müssen Räikkönen und Fernando Alonso nun hart kämpfen, um den dritten Rang in der Konstrukteurs-Wertung zu behaupten - Williams sitzt der Scuderia dicht im Nacken.

Lotterer vor Caterham-Einsatz

Andre Lotterer steht vor seiner Formel-1-Premiere, Foto: Audi
Andre Lotterer steht vor seiner Formel-1-Premiere, Foto: Audi

Während Nico Hülkenberg hofft, dass sein Ausfall in Budapest ein einmaliger Fauxpas bleibt, wartet Adrian Sutil wie das gesamte Sauber-Team noch immer auf die ersten Punkte der Saison. In der Vorsaison gelang dem Schweizer Rennstall über die Sommerpause eine markante Leistungssteigerung, wovon diesmal aber nicht auszugehen ist, denn auch Sauber setzt auf Ferrari-Power.

Zu einem überraschenden Fahrerwechsel kommt es am Ende des Feldes. Andre Lotterer, dreifacher Sieger der 24 Stunden von Le Mans, wird bei Caterham für den Belgien GP Kamui Kobayashi ersetzen. Der erfahrene Deutsche soll wichtige Daten sammeln, die das schwächelnde Team voranbringen.