Langsam, aber sicher erwacht die Formel 1 wieder aus der Sommerpause. In der nächsten Woche steht mit dem Großen Preis von Belgien einer der absoluten Klassiker auf dem Programm, der den Auftakt des spannenden Herbsts darstellt. Elf Punkte liegen zwischen den Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton, während Daniel Ricciardo als Dritter bereits 60 Zähler zurückliegt - die Weltmeisterschaft ist also ein Fall für zwei.

Derzeit vertritt Mercedes die Politik, dass die beiden Piloten ihre Daten untereinander austauschen müssen, doch ist die Konstrukteurs-Wertung, die das ultimative Ziel des Teams darstellt, einmal gewonnen, könnte sich das ändern. "Womöglich wird es etwas hitziger, aber wenn wir weiterhin unsere Leistung abrufen, bin ich vorsichtig optimistisch, dass nur die beiden um die Weltmeisterschaft kämpfen werden", erklärte Wolff gegenüber der offiziellen Webseite der Formel 1.

"Dann kommen wir in eine Situation, in der wir darüber diskutieren können, ob wir die Art, wie wir miteinander arbeiten, beibehalten wollen", spielte er auf das Abkommen, die Daten auszutauschen, an. "Glauben wir, dass es dem Team, dem Auto und beiden Fahrern nützt? Oder wollen wir uns ein wenig neu aufstellen, weil es nur um die beiden und eine offene Weltmeisterschaft geht? Das ist das Fragezeichen - und ich weiß es nicht, weil ich noch nicht in einer solchen Situation war, das ist Neuland."

Mercedes eilt von Erfolg zu Erfolg, Foto: Mercedes AMG
Mercedes eilt von Erfolg zu Erfolg, Foto: Mercedes AMG

Das Team geht vor

Für den Österreicher steht allerdings zweifelsfrei fest, dass sich die Piloten nach dem Interesse des Teams zu richten haben. "Für die Fahrer geht es um die Fahrer-Weltmeisterschaft, aber nichtsdestotrotz muss man verstehen, dass eine große Organisation hinter ihnen steht - eine der größten und bekanntesten Marken der Welt - und manchmal kommt das Team zuerst", verdeutlichte er.

Dieser Umstand sei aber sowohl Rosberg als auch Hamilton bewusst und sie würden ihn auch respektieren, glaubt Wolff, dass seine Piloten die Mercedes-Philosophie verinnerlicht haben. "Sie anerkennen die historischen Leistungen von Mercedes-Benz im Motorsport und stufen ihre Ansprüche richtig ein."

Vertrauen in die Piloten

Wolff vertraut seinen Piloten, Foto: Sutton
Wolff vertraut seinen Piloten, Foto: Sutton

Das Silberpfeil-Duo lieferte sich bereits so manches heißes Duell in dieser Saison - sowohl auf als auch abseits der Rennstrecke. "Ich denke, das war sehr gut für die Formel 1 und Mercedes", begrüßt Wolff die teaminternen Auseinandersetzungen, wie etwa in Bahrain, als sich Rosberg und Hamilton Rad an Rad um den Sieg duellierten. "Wir alle haben das Rennen genossen, obwohl ich einige graue Haare bekommen habe."

Der Österreicher hält nichts von Teamorder und vertritt die Meinung, dass es Mercedes der Formel 1 schuldig ist, seine Piloten frei fahren zu lassen - erst recht in einer Saison wie dieser, in der die Konkurrenz defakto chancenlos ist.

"Ich könnte sehr kurzsichtig sein und sagen, ich will den Fahrer- und Konstrukteurs-Titel gewinnen und wir regeln das über Teamorder, damit sie nicht ineinander crashen. Aber wir betreten Neuland und bislang hat das gut funktioniert", betonte der 42-Jährige. "Könnte ein Punkt kommen, an dem es schwierig wird, es zu managen? Das könnte sein, aber ich erwarte es nicht - nicht mit den beiden", hat Wolff vollstes Vertrauen in seine Piloten.